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Szene aus "Terror - Ihr Urteil" am Montag in der ARD. Die Zuschauer stimmen anschließend ab.
© ARD Degeto/Moovie GmbH/Julia Ter

"Terror - Ihr Urteil" in der ARD: Der Zuschauer entscheidet

Schuldig oder nicht schuldig. Nach der Ausstrahlung von "Terror - Ihr Urteil" am Montag in der ARD stimmt der Zuschauer ab. Lesen Sie hier, wie das abläuft und welche Nummern Sie wählen sollen.

Um 21 Uhr 40 wird der ARD-Zuschauer am Montag zum Akteur. Nach dem Ende der „Verhandlung“ im „Terror“-Abend kann er darüber abstimmen, ob der Luftwaffenpilot Lars Koch schuldig zu sprechen sei oder nicht. Das geht auf zwei Wegen: online unter www.daserste.de/hartaberfair oder per Telefon; für „Schuldig“ muss die Nummer 0137 10 220 01, für „Unschuldig“ die Nummer 0137 10 220 02 gewählt werden. Der Anruf aus dem Festnetz kostet 14 Cent, Preise aus dem Mobilfunknetz können davon abweichen.

Die Leitungen, respektive die Homepage werden rund zehn Minuten lang für die Abstimmung zur Verfügung stehen. Nach dem Spruch der Schöffen, sprich dem Voting der Zuschauer, wird der Vorsitzende Richter das Urteil sprechen. Die Fernsehproduktion hat für jedes der beiden Urteile einen Filmschluss produziert. An das Urteil wird sich die Diskussion bei „Hart aber fair“ gegen 21 Uhr 55 anschließen. Der Film und die Talkshow sind nach der Ausstrahlung online abrufbar. „Terror – Ihr Urteil“ wird außer in der ARD auch im österreichischen Fernsehen ORF und im Schweizer SRF gezeigt.

Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen ist der Einsatz des T-Vote-Calls (Nachfolger des TED-Verfahrens) selten geworden, bei den mittlerweile eingestellten ZDF-Shows „Hitparade“ und „Wetten, dass..?“ wurden darüber die Gewinner ermittelt. Bei den Privatsendern hingegen wird der T-Vote-Call im Rahmen der Castingshows unverändert als Mittel zur Geldvermehrung eingesetzt wird.

Das Tele-Dialog-System wurde 1979 auf der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin vorgestellt. Das interaktive Fernsehen löste die Zuschauerpost ab. Entwickelt worden war TED in Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bundespost und dem ZDF, das das System bei der IFA 1979 auch gleich in der Sendung „Schauplatz Berlin“ verwendete. Eine der ersten TED-Umfragen lautete: „Wird Hertha BSC in diesem Jahr Deutscher Fußballmeister?“ Am Ende der Bundesliga-Saison ist Hertha dann abgestiegen.

Nur Japan ließ Koch hängen

„Terror“, das Bühnenstück des preisgekrönten Autors und Strafverteidigers Ferdinand von Schirach, wurde am 3. Oktober 2015 uraufgeführt. Seitdem wird es in immer mehr Theatern gezeigt, allein in Deutschland sind es 39 Bühnen, in Berlin hat es das Deutsche Theater auf dem Spielplan. Ungarn, Schweiz, Österreich, Israel, Slowenien, selbst in Venezuela und in Japan gibt es „Terror“.

Auf der Homepage www.terror.theater wird akribisch protokolliert, wo gespielt wird und wo mit welchem Ergebnis die Schuldfrage abgestimmt wird. Bis zum 13.10 hatte es 522 Verhandlungen/Abstimmungen gegeben. 487 endeten mit Freispruch, 35 Mal wurde auf „Schuldig“ erkannt. Das sind 93,3 Prozent aller Aufführungen. Im Verhältnis der abgegebenen Stimmen ausgedrückt: Von 160 543 Schöffen stimmten 96 164 für Freispruch, 64 327 für schuldig.

Im Deutschen Theater Berlin gab es bisher 25 Aufführungen mit 20 Freisprüchen. In diese Richtung laufen auch die Erhebungen in den anderen Bühnen, nur in ganz wenigen Häusern wie im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen liegt „Schuldig“ aktuell knapp vorne.

In Japan gibt es keine zwei Meinungen. Ob im Hyogo Performing Arts Center oder in der Nikkei Hall, Tokio, Luftwaffenpilot Lars Koch hat sich mit seinem Verhalten schuldig gemacht.

Interessant ist auch die Betrachtung der Schuld- und der Freisprüche auf der Zeitachse. Kurz nach der Uraufführung mit knapp über 50 Prozent „Freisprüchen“ ist der Wert auf knapp unter 60 Prozent gestiegen und bewegt sich stetig auf dieser Linie fort.

Die Terrorattacken von Paris und Brüssel, sie sind auf der Homepage www.terror.theater auf der Skala der zeitlichen Entwicklung vermerkt, haben das Abstimmungsverhalten offenbar nur sehr wenig beeinflusst. Der Fall des Lars Koch ist der individuelle Fall des Lars Koch. Am Montag wird es spannend zu sehen sein, ob das Fernsehpublikum sich wie das Theaterpublikum verhält – oder eben anders.

Joachim Huber

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