Neues Kräftegleichgewicht im Nahen Osten: Der Westen muss seine Naivität gegenüber dem Iran endlich ablegen
Iran bricht das Atomabkommen. Längst ist Teheran nicht nur für Israel, sondern auch für die sunnitisch-arabische Welt die Hauptgefahr in der Region.
Da bricht der Iran das Atomabkommen aus dem Jahr 2015 in flagranter und eklatanter Weise - und der Westen möchte das wieder einmal am liebsten nicht gehört haben. Denn das passt ja nun so gar nicht ins Konzept. Zehnmal mehr angereichertes Uran als vereinbart: Wofür das wohl sein soll? Es sind schlimme Ahnungen.
Darum wird es Zeit, die brillante Naivität gegenüber dem Mullah-Regime abzulegen.
Zumal sich die Region seit jüngstem enorm wandelt. Für die sunnitisch-arabische Welt, nicht nur für Israel, dominiert die Gefahr durch Teheran und seine Milizen. Inzwischen rückt sogar der Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel in den Hintergrund.
Der Anspruch des Iran, der regionale Hegemon zu werden, umfasst immerhin schon den Irak, Syrien, den Libanon, Jemen, Gaza und wird auch in Bahrain und Saudi-Arabien sehr genau verzeichnet. Was Wunder, dass diese Länder unruhig gen Teheran schauen, einschließlich Marokkos, das seine diplomatischen Beziehungen zum Iran wegen dessen destabilisierenden Aktivitäten im eigenen Land abgebrochen hat.
Die Lage ist so, dass das Atomabkommen gegen die Einwände vieler Nachbarn des Iran die Neuformierung der Beziehungen zwischen Israel und den sunnitisch-arabischen Ländern herbeiführt, aus deren Sicht letztlich herbeizwingt. Weil sie eben im
Konflikt mit den Palästinensern nicht mehr das zentrale Problem im Nahen Osten sehen, sondern darin, wie der Iran handelt, offen oder verdeckt, durch Milizen wie die Hisbollah.
Die USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien sind gefordert
Es entsteht im Nahen Osten ein neues Kräftegleichgewicht - und je mehr solcher Nachrichten wie die jüngste, desto schneller.
Die Frage ist jetzt, wann der Westen darauf reagiert - ob er seine Sicht auf die Krisenregion Nahost überprüft. Namentlich die USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammen mit der Europäischen Union sind hier gefordert. Denn die Fakten können nicht auf Dauer ohne Auswirkungen auf das Verhältnis zum Iran bleiben.