Laschets Bayern-Problem: Der Kanzlerkandidat braucht die Hilfe der CSU jetzt mehr denn je
Über den Umweg der CSU braucht Laschet im September auch ein starkes Ergebnis in Bayern. Danach sieht es aktuell nicht aus. Ein Kommentar.
Armin Laschet ist gegenwärtig in aller Munde, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen (für sich genommen einer der größten Industriestaaten der Welt, was man nie richtig mitdenkt) und als Kanzlerkandidat der großen Regierungspartei CDU in einer der größten Volkswirtschaften der Welt. Kein Wunder, dass er mit allem, was er tut, unter Beobachtung steht. Und das wird vorerst kein Ende nehmen.
Ob es ein gutes Ende nimmt, hängt aber nicht nur an seiner CDU und ihm allein. Es hat zumal mit der CSU zu tun, der kleineren, allerdings sehr selbstbewussten, ja selbstgewissen Unionsschwester. Deren Chefs, egal wie sie hießen, sahen sich immer zu Höherem berufen.
Die zwei Mal, in denen die CSU es versucht hat, mit Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber, verloren sie aber; bundesweit waren die Christsozialen vielen jenseits des Mains dann doch einen Tick zu bayerisch, so dass es nicht ganz zur Kanzlerschaft gelangt hat.
Laschet verliert das Momentum
Bei Markus Söder, dem politischen Enkel von Stoiber, hat es nun nicht einmal ganz zur Kanzlerkandidatur der Union gelangt, aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Denn Laschet, der auf seine Weise obsiegte, hat bei der Bundestagswahl längst nicht gewonnen.
Er muss es aber, dazu in einer Weise, die alle kritischen Stimmen in den Unionsreihen, vor allem bei der CSU, eine Weile verstummen lässt. Gegenwärtig allerdings droht Laschet das Momentum zu verlieren, das ihn nach dem Bruderkampf mit Söder in der öffentlichen Meinung nach vorne gebracht hat.
Die CSU nimmt lieber übel
Umso wichtiger wird sich die CSU nehmen, deren Ergebnis in Bayern sehr gut sein muss – für Laschet. Danach sieht es allerdings gerade nicht aus. Horst Seehofer, Söders Vorgänger, musste auf dessen Betreiben gehen, weil die CSU unter ihm bei nur rund 38 Prozent stand.
Unter Söder ist es aber nicht besser. Zurzeit sind es 36 Prozent in Umfragen, es waren auch schon mal nur 32 für die Partei. Dass es etwas mit ihrem, sprich: Söders Kurs zu tun haben könnte, halten sie natürlich für ausgeschlossen. Die CSU nimmt lieber übel.
Damit musste und muss Laschet rechnen, und dem Umstand Rechnung tragen. Vor diesem Hintergrund war die Absage des Besuch in Kloster Seeon bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten wegen der Flutkatastrophe fraglos richtig, zugleich für das Binnenverhältnis insofern unglücklich, als der Christdemokrat im Chiemgau hätte versuchen können, die CSU-Wahlkämpfer von sich zu überzeugen und ihnen Wertschätzung zuteil werden zu lassen.
Wie das jetzt gehen soll? Indem Laschet einen Herausragenden aus der CDU-Führungsriege zum Koordinator neben ihm erklärt; einen, der die Bedeutung der CSU für ihn zeigt.
Geradezu bayerisch hintersinnig wäre: Friedrich Merz oder Norbert Röttgen. Der eine, Laschet-Mann, ist für den sehr wichtig; der andere, Söder-Mann, kann sich in Loyalität nach beiden Seiten üben. Beiden gemein ist, dass sie sich auf diese Weise für Regierungsaufgaben empfehlen. Dann beobachten wir das mal.