Weltfrauentag in den USA: Der Frauenstreik ist ein Test für Trumps Gegner
Die Anti-Trump-Bewegung hat am Mittwoch zu einem "Tag ohne Frauen" aufgerufen. Sie sollen nicht ins Büro, Hausarbeit ruhen lassen, Shoppingcenter boykottieren. Wie stark ist die Opposition?
Es war eine friedliche Invasion, die am Tag nach der Vereidigung von Donald Trump im Januar die Innenstadt von Washington überschwemmte: Mehr als eine Million friedliche Demonstrantinnen mit rosa Mützen, Transparenten und Schildern gingen damals für Frauenrechte auf die Straße. Die starke Beteiligung an der Kundgebung und ähnlichen Veranstaltungen in anderen amerikanischen Städten überraschte selbst die Organisatoren. Nun wird sich am Internationalen Frauentag am 8. März zeigen, ob der Schwung der Bewegung anhält.
Büro- und Shopping-Boykott am Mittwoch
Zu einem „Tag ohne Frauen“ haben die Veranstalter des Januar-Marsches für diesen Mittwoch aufgerufen. Frauen in ganz Amerika sollen nicht ins Büro oder in die Fabrik gehen und auch die Hausarbeit ruhen lassen. Einkaufszentren und Supermärkte sollen mit einem Konsumentinnen- und Shopperinnen-Boykott belegt werden; einkaufen sollen die Teilnehmerinnen des Protesttages nur in kleinen Geschäften und in Läden, die von Frauen oder Mitgliedern von Minderheiten geführt werden. Als Zeichen der Solidarität sollen so viele Frauen wie möglich die Farbe Rot tragen. Männer können zur Frauenaktion beitragen, in dem sie sich um die Kinder kümmern.
Eine Aktion wie der „Tag ohne Frauen“ wäre in jedem Land ein ehrgeiziges Projekt; in den USA, wo die Tradition von Streiks und Gewerkschaftsaktionen wesentlich schwächer ist als in Europa und wo stets der Individualismus betont wird, ist es noch schwieriger als woanders. Nur wenige Unternehmen und Institutionen wollen den 8. März für Frauen freigeben. So erklärte ein Schul-Distrikt im Bundesstaat North Carolina den Mittwoch für schulfrei, weil viele Lehrerinnen angekündigte hatten, an dem Tag in den Streik zu treten.
Ob sich Hillary Clinton beteiligt, ist nicht bekannt
Im großen Rest des Landes könnte der 8. März ein mehr oder weniger normaler Tag werden. Massenveranstaltungen seien nicht geplant, sagte einer der Organisatoren, Bob Bland, der Online-Plattform Vox. Zeichen des Protests und des Engagements dürften eher in den sozialen Medien sichtbar werden als auf der Straße.
Noch hat sich aus der Januar-Bewegung keine Gruppe mit einem konkreten frauenpolitischen Programm entwickelt. Die amerikanische Frauenbewegung ist in viele ethnische, religiöse und weltanschauliche Flügel gespalten. So gab es im Januar heftige Debatten darüber, ob Abtreibungsgegnerinnen beim Frauenmarsch in Washington willkommen sein würden – die allermeisten Demonstrantinnen traten für das Recht auf Abtreibung ein.
Unterdessen sehen sich Frauen aller politischer Überzeugungen weiter Anfeindungen von Männern und einer frauenfeindlichen gesellschaftlichen Atmosphäre ausgesetzt, sagen Kritiker. Die „New York Times“ verwies am Montag in einem Artikel darauf, dass sich die konservative Trump-Beraterin Kellyanne Conway ganz ähnlichen Angriffen ausgesetzt sehe wie die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Beide seien mächtige Frauen, die durch die sexistischen Angriffe getroffen werden sollten, sagte Clinton-Beraterin Karen Finney dem Blatt. Ob sich Conway und Clinton am „Tag ohne Frauen“ beteiligen wollen, ist nicht bekannt.
Thomas Seibert