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Kellyanne Conway, Beraterin von US-Präsident Donald Trump, beschäftigt sich am Montag mit ihrem Handy, während Donald Trump mit Vertretern amerikanischer Universitäten spricht. Das Foto wurde im Oval Office aufgenommen.
© Brendan Smialowski/AFP

Trump und seine Berater: Kellyanne Conway und die Haltung der Macht

Ein Foto der Trump-Beraterin Kellyanne Conway in lässiger Pose im Oval Office erregt die Gemüter in den USA. Was Conways Haltung aussagt.

Am Montag haben Agenturfotografen die Trump-Beraterin Kellyanne Conway im Oval Office fotografiert. Das Foto erregte in amerikanischen Medien und auf Twitter große Aufmerksamkeit. Während der Präsident mit einer Besuchergruppe posiert, kniet Conway mit untergeschlagenen Beinen auf einem Sofa und beschäftigt sich mit ihrem Handy. Eben hat auch sie ein Foto von den Besuchern gemacht – es sind Vertreter von Universitäten mit überwiegend schwarzer Studierendenschaft.

Symbol für das Amtsverständnis von Donald Trump und seiner Clique

Es ist ein Schnappschuss der Macht. Es ist ein Zufallsmoment, der Symbol ist, ohne es zu wollen: für das Amtsverständnis von Donald Trump und seiner Clique.
Der Eindruck zur Schau gestellter Herrschaft entsteht durch den Kontrast zwischen Conways Körpersprache und der Körpersprache der Gäste des Präsidenten. Die Universitätsvertreter zeigen die kontrollierte Haltung formeller Situationen. Sie signalisieren Respekt. Conways Körpersprache ist selbstbezogen, sie ignoriert die Anwesenheit der Besucher. Auf den ersten Blick wirkt ihre Haltung beinahe wie die eines kleinen Kindes, das noch keine Etikette kennt. Bei einer erwachsenen Frau aber ist es Ausdruck von Hierarchie, es sich selbst bequem machen, während die Gäste den Rücken durchdrücken. Die Freiheit zur Formlosigkeit ist die Freiheit des absoluten Herrschers gegenüber seinen Untertanen. Die untergeschlagenen Beine machen die Universitätsvertreter zu Staffage und nehmen ihnen den Status als gleichrangige Gesprächspartner.

Die Freiheit zur Formlosigkeit ist die Freiheit des absoluten Herrschers

Conways Haltung reflektiert dieselbe Freiheit zur Formlosigkeit, die der Sprache und der Dekretpolitik des Präsidenten innewohnt. Es ist eine anmaßende Freiheit – Trump und seine Leute wähnen sich frei von Beratung, von demokratischen Institutionen, von gesellschaftlicher Kritik. Conways Gestus macht aus dem Amtssitz eines auf Zeit gewählten Vertreters des Volkes den Besitz von Einzelpersonen. Der Gestus usurpiert einen geliehenen Ort.

Man könnte einwenden, dass auch Barack Obama für seine Lässigkeit im Oval Office kritisiert worden ist. Herrschte unter George W. Bush noch Jackett-Pflicht, ließ Obama sich kurz nach Amtsantritt hemdsärmlig ablichten. Später wurde er auch immer wieder mit den Füßen auf dem „Resolute Desk“, dem Schreibtisch des Präsidenten, fotografiert. Das Oval Office, schrieb Anfang 2009 in der New York Times empört der ehemalige Leiter des Weißen Hauses unter Bush, Andrew H. Card, symbolisiere die Verfassung und die Demokratie. Deshalb müsse man sich dort respektvoll kleiden.
Doch Obamas Lässigkeit war als Öffnung gemeint. Ohne Jacket zeigten ihn Bilder vor allem im Gespräch mit Mitarbeitern. Er ignorierte die Würde des Amtes bewusst etwa dann, wenn Jugendliche zu Gast waren, und frotzelte mit ihnen im Oval Office. Das hieß: Dieser Ort gehört auch euch. Conways Haltung lädt niemanden dazu ein, es ihr gleich zu tun. Es ist ihr Ort.

Anna Sauerbrey

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