Zahl der reuigen Steuerbetrüger hat sich verdoppelt: Der Erfolg der Selbstanzeige gibt ihren Kritikern recht
Die Zahl der reuigen Steuerbetrüger hat sich mehr als verdoppelt - wohl auch als Ergebnis des Hoeneß-Verfahrens. Über die Abschaffung der Selbstanzeige sollte man trotzdem diskutieren: Wer sich jetzt nicht ehrlich gibt, wird es auch in Zukunft nicht tun. Ein Kommentar.
Ob sich so mancher Finanzpolitiker in Gedanken schon bei Uli Hoeneß oder Alice Schwarzer bedankt hat? Früher sprach man verniedlichend von Steuersündern. Inzwischen ist eher von Steuerbetrügern die Rede. Die prominenten Fälle der jüngeren Vergangenheit hatten vermutlich einen erzieherischen Effekt. Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen – das Gegenteil dieses Satzes wurde mehrfach bewiesen. Vorbei auch die Zeiten, in denen erbittert über den Ankauf von Schwarzgeld-CDs durch den Staat gestritten wurde. Am Ende nahm noch jeder Finanzminister gerne das Geld. Auch jene in Bund und Ländern, die zunächst vor Rechtsbrüchen durch den Staat und steuerfinanzierter Hehlerei gewarnt hatten.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der strafbefreienden Selbstanzeigen nun mehr als verdoppelt. Wohl nicht allein wegen Hoeneß, sondern auch, weil ab 2015 schärfere Regeln gelten. Wer seine Kapitalgewinne erst nachträglich beim Finanzamt meldet, muss in Zukunft mit höheren Nachzahlungen rechnen. Die Selbstanzeige erlebt einen Erfolg. Er gibt allerdings auch jenen Recht, die seit längerem ihre Abschaffung fordern. Wem es jetzt noch nicht zu brenzlig ist, der wird wohl auch in den kommenden Jahren nicht mehr auf nacheilende Ehrlichkeit setzen.