Konfliktforscher über Radikalisierung: "Das Wichtigste ist, dass man die Stimme erhebt"
Der Konflikt- und Friedensforscher Julian Junk über die Eskalation der Gewalt im US-Wahlkampf und die Radikalisierung der Deutschen.
Herr Junk, stellen die Bombenfunde in den USA eine neue Eskalationsstufe in der amerikanischen Politik dar?
Ja, das ist so. Ich warne aber davor, daraus einen Trend abzuleiten. In jüngerer Zeit gab es in den USA schon andere Fälle politisch motivierter Gewalt, etwa bei den rechtsextremen Ausschreitungen in Charlottesville 2017. Dass jetzt im Wahlkampf Trump-Kritiker wie prominente Demokraten ins Visier geraten, ist aber tatsächlich eine neue Stufe.
Neigen die Trump-Fans zur Gewalt?
So pauschal lässt sich das nicht sagen. Aber ein Präsident, der Gewalt gegen Journalisten gutheißt oder Rechtsextreme verteidigt, kann die Hemmschwelle bei seinen Anhängern natürlich absenken. Allerdings sind unter seinen Fans neben den Radikalen auch viele klassische Republikaner – die animiert Trump nicht zu Gewalt.
Ist Trump mitverantwortlich für Gewalt?
Trump hat ein Klima geschaffen, das Gewalt begünstigt, direkte Verantwortlichkeit zuzuweisen, geht aber zu weit. Wir wissen allerdings aus der Forschung, dass der Tonfall in der Politik zur Radikalisierung Einzelner beitragen kann.
Inwiefern?
Wer sich auf dem Weg zur Radikalisierung befindet und auf der Schwelle zur Gewalt steht, den kann eine verschärfte politische Kommunikation dazu bewegen, schneller gewalttätig zu werden. Trotzdem sollten wir daraus nicht zwingend ableiten, dass die Bombenfunde in den USA zunehmen werden.
Auch in Deutschland verschärft sich der Ton in der Politik. Werden die Deutschen radikaler?
Nein. In unserer Forschung stellen wir fest, dass in Deutschland die Zahl der Menschen wächst, die sich für die Demokratie einsetzen. Die demokratischen Milieus erstarken. Allerdings sehen wir auch, dass die extremen Milieus ihre radikalen Einstellungen offener zeigen als früher. Denken Sie an die gewalttätigen Aufmärsche in Chemnitz, die von der AfD teils verteidigt werden. Das Milieu der Radikalen ist also nicht größer geworden, aber qualitativ problematischer.
Was lässt sich dagegen tun?
Das Wichtigste ist, dass man die Stimme erhebt, seine Sprache nicht verliert und sich engagiert. Wir dürfen nicht schweigen, wenn wir mit extremen Ansichten konfrontiert werden.
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