"Endlose Feindseligkeit": Trump kritisiert nach Briefbomben-Funden die Medien
An Kontrahenten und Kritiker des US-Präsidenten sind mehrere Briefbomben verschickt worden. Donald Trump reagiert darauf ambivalent.
Nach dem Versand mehrerer Rohrbomben an Kritiker von Donald Trump hat der US-Präsident zu mehr Anstand in der politischen Debatte aufgerufen und zugleich die Medien des Landes kritisiert. Diese müssten „die endlose Feindseligkeit“ und die „oft falschen Attacken und Geschichten“ beenden, sagte Trump am Mittwoch bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Wisconsin. Die Medien hätten eine „Verantwortung“, einen gemäßigten Ton anzuschlagen.
Trump kam bei der Wahlkampfveranstaltung auf die Sprengsätze zu sprechen, die an demokratische Politiker wie Ex-Präsident Barack Obama und dessen frühere Außenministerin Hillary Clinton, aber auch an den Ex-CIA-Direktor John Brennan geschickt worden waren. Die Bomben wurden aber rechtzeitig abgefangen. Das für Brennan bestimmte Päckchen wurde im Briefzentrum des Senders CNN entdeckt. Bereits am Montag war ein Sprengsatz an den Milliardär George Soros, einen prominenten Unterstützer der US-Demokraten, geschickt worden.
„Diejenigen, die sich in der politischen Arena befinden, müssen damit aufhören, politische Gegner als moralisch fehlerbehaftet zu behandeln“, sagte Trump. Der Präsident tut sich allerdings selbst regelmäßig mit heftigen Attacken auf die oppositionellen Demokraten und andere Kritiker hervor, vergreift sich dabei häufig im Ton oder wird gar beleidigend. Zuletzt bezeichnete er die Demokraten mehrfach als „Kriminelle“ und „Mob“.
Jetzt erklärte der Präsident vor seinen Anhängern in der Stadt Mosinee: „Wir sollten Menschen im öffentlichen Raum nicht anpöbeln oder öffentliches Eigentum zerstören.“ Zudem nahm er Journalisten in die Pflicht. „Die Medien stehen auch in der Verantwortung, einen zivilisierten Ton zu setzen und die endlosen Anfeindungen sowie die ständigen negativen und oft falschen Angriffe und Geschichten zu stoppen.“ Sie sollten dazu beitragen, „Gräben zu überwinden und die Menschen zusammenzubringen“.
CNN-Chef: Trump ignoriert Folgen seiner Medienschelte
Trump selbst hat ihm unliebsame Medien, die kritisch über ihn berichten, wiederholt als „Feinde des Volkes“ bezeichnet. Am vergangenen Donnerstag lobte er einen Kongressabgeordneten für dessen gewaltsamen Angriff auf einen Journalisten.
CNN-Chef Jeff Zucker warf dem Präsidenten vor, die Folgen seiner Medienschelte vollkommen zu unterschätzen. „Es gibt einen totalen und völligen Mangel an Verständnis im Weißen Haus über die Schwere der fortgesetzten Angriffe auf die Medien“, sagte Zucker am Mittwoch. „Der Präsident, und insbesondere der Pressesprecher des Weißen Hauses, sollten verstehen, dass ihre Worte Folgen haben.“
Mitt Romney: "Hasstaten folgen auf Hassreden"
Ex-Außenministerin Clinton, die Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016 unterlegen war, bezeichnete die Sprengsätze als Ausdruck der "beunruhigenden Zeiten", welche die USA durchmachten. Das Land sei durch "tiefe Spaltungen" geprägt. Die demokratischen Spitzenpolitiker Nancy Pelosi und Chuck Schumer warfen Trump am Mittwoch vor, wiederholt "physische Gewalt" hingenommen zu haben und "die Amerikaner mit seinen Worten und Taten zu spalten".
Auch aus Trumps eigener Partei, die dem Präsidenten bisher kaum widersprochen hat, kam diesmal Kritik. Deutlich äußerte sich der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney. "Hasstaten folgen auf Hassreden", twitterte Romney, allerdings ohne Trump namentlich zu erwähnen. Es sei "allerhöchste Zeit", auf "fanatische Rhetorik" zu verzichten. Romney bewirbt sich bei den Halbzeitwahlen Anfang November für den Posten eines Senators für den Bundesstaat Utah. (Tsp, AFP, dpa)