Midterms in den USA: Das sind die Gewinner und Verlierer
Frauen, Muslime und Homosexuelle zählen vor allem bei den Demokraten zu den Gewinnern. Es gibt auch Verlierer - auf beiden Seiten. Ein Überblick.
Die Midterm-Wahlen in den USA interpretieren die einen als eine "Blue Wave" der Demokraten, die anderen als eine "Red Wall" der Republikaner. Sicher ist jedoch: Bei den Wahlen haben viele neue Kandidaten gewonnen, die so bisher nicht auf der politischen Bühne der USA vertreten waren.
Andere wiederum haben deutlich schlechter abgeschnitten im Vergleich zu früheren Erfolgen. Ein Überblick über Gewinner und Verlierer der Midterms und ihre Themen.
Alexandria Ocasio-Cortez ist mit 29 Jahren als bislang jüngste Frau in den US-Kongress gewählt worden. Die Demokratin Ocasio-Cortez setzte sich wie erwartet gegen ihren republikanischen Gegenkandidaten Anthony Pappas durch. Die Einwanderertochter aus der New Yorker Bronx war im Sommer über die USA hinaus bekannt geworden, weil sie völlig überraschend den alteingesessenen Demokraten Joe Crowley, einen der ranghöchsten Demokraten, in der parteiinternen Vorwahl besiegt hatte. Jetzt kann die frühere Sozialarbeiterin ihre linken politischen Ansichten im Repräsentantenhaus einbringen.
Ilhan Omar (36) und Rashida Tlaib (42) ziehen als erste Muslima für die Demokraten in den US-Kongress ein. Omar kam einst als somalisches Flüchtlingskind ins Land. Tlaib ist die Tochter palästinensischer Einwanderer. Beide werden die Demokraten im Repräsentantenhaus vertreten. Tlaibs Triumph stand schon vorab fest, da sie in ihrem Wahlkreis in Michigan keinen keinen republikanischen Konkurrenten hatte. Omar setzte sich in Minnesota gegen ihre republikanische Kontrahentin durch.
Beide Frauen, die dem linken Parteiflügel angehören, wollen im Kongress starke Stimmen für die Muslime und andere Minderheiten sein - und damit auch starke Stimmen gegen Präsident Donald Trump, der Ressentiments gegen Muslime und Einwanderer schürt. Beide Frauen wollen sich unter anderem gegen den von Trump verhängten Einreisebann gegen Bürger überwiegend muslimischer Staaten einsetzen. Tlaib sprach im Wahlkampf auch viel von den persönlichen Motiven, die sie anspornen. Einer ihrer Söhne habe Angst, sich als Muslim zu erkennen zu geben, berichtete sie - und nannte dies das Resultat von Trumps Agitation gegen Minderheiten.
Nancy Pelosi, die 78-jährige Sprecherin der Demokraten im Repräsentantenhaus war schon abgeschrieben - auch und vor allem von der eigenen Partei - und dann verteidigte sie ihren Sitz im Repräsentantenhaus. Jetzt möchte die erfahrene Pelosi, die schon einmal das Amt des "Speakers" im Repräsentantenhaus innehatte, selbiges gerne wieder aufnehmen. Dass das gelingt, ist allerdings keine ausgemachte Sache, da schon mehrere Demokraten angekündigt haben, ihr die Gefolgschaft zu verweigern.
Sharice Davids (38) und Deb Haaland (57) sind als erste Indigene in das Repräsentantenhaus eingezogen. Die beiden Demokratinnen gewannen in den US-Bundesstaaten Kansas und New Mexico. Die beiden Frauen gehören zu einer Rekordzahl amerikanischer Ureinwohner, die sich bei den Wahlen auf Sitze im Kongress oder auf Gouverneursposten beworben hatten. Davids ist Tochter einer alleinerziehenden Armeeveteranin und lebt offen homosexuell in dem traditionell konservativen US-Bundesstaat Kansas. "Stark, unverwüstlich, indigen", stand auf einem T-Shirt, das Davids in einem ihrer Wahlwerbespots trug. Haaland ist eine namhafte Gemeindeaktivistin in einem traditionell demokratischen Wahlkreis. Haaland und Davids konnten jeweils ihre Sitze von Donald Trumps republikanischer Partei erobern.
Stacey Abrams ist immer noch wild entschlossen, die erste schwarze Gouverneurin des Bundesstaates Georgia zu werden. Allerdings liegt sie Mittwochfrüh mitteleuropäischer etwa zwei Prozentpunkte hinter dem Republikaner Brian Kemp. Abrams hofft jetzt, dass ihr die verbleibenden Stimmen noch helfen, Gegner Brian Kemp unter 50 Prozent zu drücken. Dann müsste es eine Stichwahl zwischen Abrams und Kemp geben. Das Abrams aber überhaupt schon so erfolgreich im konservativen Georgia sein konnte, ist so oder so eine kleine Sensation.
Marsha Blackburn ist zur Abwechslung mal eine republikanische Gewinnerin. Sie hat das Rennen um den Senatssitz in Tennessee gewonnen, dabei galt der Staat als Wackelkandidat, wo die Demokraten möglicherweise einen wichtigen Sieg erringen könnten. Doch sie setzte sich gegen Phil Bredesen durch.
Mitch McConnell hat für die Republikaner etwas überraschend seinen Sitz im Senat verteidigt. Er setzte sich in Kentucky durch. Mitch McConnell war bisher Mehrheitsführer der Republikaner im Senat.
Mike Braun gehört zu den Gewinnern bei den Republikanern. Er hat in Indiana den Senatssitz von Joe Donnelly, einem Demokraten, erobert und damit entscheidend dazu beigetragen, dass die Republikaner im Senat die Mehrheit nicht nur behalten, sondern ausbauen können.
Jared Polis gilt nach fünf Legislaturperioden im US-Kongress bereits als erfahrener US-Politiker. Mit seiner Wahl zum Gouverneur Colorados trägt sich der Demokrat dennoch in die Geschichtsbücher ein: Er ist der erste offen schwule Kandidat, der an die Spitze eines US-Bundesstaats gewählt wurde.
Beto O'Rourke ist Gewinner und Verlierer zugleich. Lange Zeit hatte er gute Aussichten die republikanische Hochburg Texas zu gewinnen. Am Ende reichte es aber nicht ganz. Der Demokrat scheiterte knapp an...
Ted Cruz, der Republikaner ist ebenfalls Gewinner und Verlierer zugleich. Denn er wiederum lief lange Gefahr Texas zu verlieren. Er verlor auch massiv an Stimmen, gewann am Ende aber doch.
Kevin Cramer gehört zu den Gewinnern der Republikaner. Die Demokraten haben nicht zuletzt in der Folge einer Anti-Trump-Welle viele bislang republikanische Mandate erobert. Umgekehrt haben jedoch auch republikanische Kandidaten dank der Wahlkampfhilfe des Präsidenten einige bislang demokratische Mandate errungen. Zu ihnen zählt der 57-jährige Senatskandidat Cramer aus North Dakota, der Prognosen zufolge den Platz der bisherigen demokratischen Mandatsträgerin Heidi Heitkamp einnehmen wird.
Jacky Rosen hat als einzige Demokratin etwas geschafft, was bei diesen Midterms nur Republikanern gelungen ist. Sie hat einen Staat gedreht von Rot auf Blau. In Nevada setzte sie sich gegen Dean Heller durch.
Kris Kobach gehört zu den Verlierern bei den Republikanern. Er gilt als Trump-Fan und wollte Gouverneur in Kansas werden, doch er scheiterte an der Demokratin Laura Kelly.
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Lou Leon Guerrero ist Demokratin und wird als erste Frau Gouverneurin des amerikanischen Territoriums Guam. Guam fand sich im vergangenen Jahr auf einmal im Zentrum des amerikanisch-nordkoreanischen Konflikts wieder über das nordkoreanische Atomprogramm. Zu Hochzeiten der Krise identifizierte Nordkorea Guam als potenzielles Angriffsziel für seine Nuklearwaffen.