Flüchtlinge in Frankreich: Das Signal von Calais
Frankreichs Premierminister Manuel Valls sagt den Flüchtlingen Hilfe zu, will aber mit aller Härte gegen Schlepper vorgehen.
Eine Botschaft der Humanität wolle er ihnen übermitteln. Das sagte Frankreichs Premierminister Manuel Valls am Montag in der nordfranzösischen Stadt Calais, wo zur Zeit tausende Migranten ausharren. „Europa ist dabei, sich für Lösungen zur Aufnahme und Hilfsbereitschaft zu mobilisieren“, erklärte er. Zugleich machte er aber auch klar, dass sein Land mit aller Strenge gegen illegale Einwanderer und Schlepper vorgehen werde.
Valls sprach nicht zu den Bewohnern des sogenannten „Dschungels“. Ein wildes Lager von schätzungsweise 3000 Migranten aus Syrien, Irak, Eritrea, Sudan und anderen Krisenländern, die in den Dünen am Rand der Stadt in notdürftig errichteten Zelten hausen. Die jeden Tag aufs Neue darauf hoffen, als blinder Passagier auf einem der Züge durch den Eurotunnel zu gelangen. Hinüber, nach England.
Stattdessen hielt Valls seine Rede nach dem Besuch des Aufnahmezentrums Jules Ferry, das seit dem Frühjahr besteht. In den Containern kommen derzeit 150 Migranten unter. Hauptsächlich Frauen und Kinder. Von 12 bis 20 Uhr finden dort aber auch Männer aus dem „Dschungel“ eine offene Tür. Für ein kostenloses Essen, Duschen und Toiletten.
Im nächsten Jahr öffnet in Calais ein zweites Aufnahmezentrum
Anfang nächsten Jahres soll dort ein zweites Aufnahmezentrum eröffnet werden, das 1600 Flüchtlingen Platz bieten soll. EU-Vizepräsident Felix Timmermans sagte dafür einen Zuschuss von fünf Millionen Euro zu. Um die Lage der Migranten zu verbessern, will Frankreich nach den Worten des Premierministers auch zusammen mit Deutschland Initiativen ergreifen.
Seine Hoffnung setzt er auf die Solidarität und die Hilfe Europas. „Ganz Europa ist betroffen“, sagte er, „und unsere Verantwortung ist es, dafür zu sorgen, dass das Asylrecht überall angewendet wird.“ Schnelle Lösungen erwarte er nicht. „Diese Krise wird lange dauern und uns vor große Herausforderungen stellen“, sagte er. Ein Anfang müsse Mitte September gemacht werden, wenn die Innenminister aller EU- Mitgliedstaaten zu einem Krisentreffen zusammenkommen.
Rund 1600 Asylanträge wurden laut Valls seit Anfang des Jahres in Frankreich gestellt. Auf Grund der jüngsten Entwicklung rechnet die Regierung mittlerweile mit einem Vielfachen dieser Zahl. Dabei wird es auch für Frankreich nicht zuletzt darum gehen, wie zwischen den rund 300 000 Menschen, die im vergangenen Monat in den Schengen-Raum kamen, differenziert wird. Zwischen jenen, die Schutz suchen, und jenen, die aus wirtschaftlichen Gründen kommen.
„Wir brauchen strikte Regeln und müssen im Kampf gegen Schlepper und Händler der Hoffnung, die sich an der menschlichen Misere mästen, größte Unnachgiebigkeit üben“, sagte er bereits am Sonntag. Es war der Auftakt zu dem anschließenden Besuch beim Eurotunnel. Dessen Absperrung gegenüber Migranten wird nach dem kürzlich beschlossenen Abkommen von London und Paris weiter ausgebaut werden. 35 Millionen Euro und 1300 Polizisten stellt London dafür bereit, die britische Grenze auf französischem Boden stärker abzusichern. Mit Erfolg, wie es scheint. Waren Anfang Juli bis zu 2000 Versuche pro Nacht registriert worden, um in das Tunnelgelände einzudringen, waren es Ende August nur noch etwa 130.