Rost nagt an Atommüll-Fässern: Das Matroschka-Prinzip für den nuklearen Abfall
In Brunsbüttel lagern besonders viele verrostete Fässer mit strahlendem Abfall. Doch das Problem existiert in allen Atomkraftwerken. Aus Kiel kommen nun Vorschläge, wie mit der Gefahr umgegangen werden soll.
Beim schwach und mittel radioaktiven Atommüll gilt in Deutschland das Matroschka-Prinzip. Ist ein Fass durchgerostet, wird es in ein größeres gestellt. Die Landessammelstellen für radioaktive Abfälle haben diese pragmatische Problemlösung erfunden, denn dort ist das Phänomen rostender Atommüllfässer erstmals aufgetreten. Das geht aus einem umfassenden Bericht über die Korrosionsprobleme in den Zwischenlagern für nicht Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle hervor, den der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck (Grüne) in Auftrag gegeben hat. An diesem Mittwoch wird die 138 Seiten starke Studie, die dem Tagesspiegel vorliegt, in Kiel vorgestellt.
Beim Atomkraftwerk Brunsbüttel gab es eine Häufung von verrosteten Fässern. Das lag vor allem daran, dass zwischen 1979 und 1984 ohne Kenntnis der Aufsichtsbehörden mit schwach und mittel radioaktivem Abfall gefüllte Fässer in mehreren Kavernen unterhalb des Atomkraftwerks eingelagert wurden. Dann wurden sie geschlossen und offenbar mehr oder weniger vergessen. Erst 2004 wurden sie geöffnet, und dabei wurde dann auch ein Fass gefunden, dessen Außenwand fast vollständig zerstört war. 2014 wurden bei einer Inspektion der Kavernen 573 Fässer mit einer ferngesteuerten Kamera überprüft, von denen 154 schwere Schäden aufwiesen. Im Atomkraftwerk Brokdorf waren schon vorher vier von 30 Fässern mit „Lochfraß“ gefunden worden, in denen getrocknete radioaktive Schlämme lagerten. Diese entstehen, wenn wässrige radioaktive Abfälle getrocknet werden, um sie lagerfähig zu machen.
Habeck wollte vor allem wissen, wie seine Atomaufsicht das Problem mit der Korrosion in den Griff bekommen kann. Herausgekommen sind Handlungsempfehlungen, die auch für andere Bundesländer von Interesse sein könnten. Die Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Leiters der Kieler Atomaufsicht, Jan Backmann, schlägt vor, künftig keine Lagerplätze mehr ohne eine Genehmigung durch die Atomaufsicht zu akzeptieren. Zudem soll eine jährliche visuelle Inspektion der Abfallgebinde Pflicht werden, alle vier Jahre sollten die Fässer auch angehoben werden, um die Unterseite zu begutachten. Zudem sollte es eine Höchstlagerdauer für „nicht konditionierte“ Atommüllfässer geben.
In einer bundesweiten Datenbank sollen die Behälter katalogisiert werden
Damit ist eine Verpackung gemeint, die nicht für die Einlagerung des Mülls in einem Endlager geeignet ist. Zudem schlägt die Arbeitsgruppe eine bundesweite Lagerstättendatenbank mit genauen Informationen darüber vor, wer, was, wie lange und in welchen Behältern einlagert. Daraus soll dann eine bundesweite Atommülldatenbank werden, in der Inhalt, Geschichte und geplante Handhabung von jedem Behälter dokumentiert sind. Denn nicht nur in Brunsbüttel, sondern auch im Skandalendlager Asse hat sich mehrfach herausgestellt, dass andere Abfälle dokumentiert waren, als in den Fässern gelagert.
Dem Bericht zufolge hat das Chaos in den Zwischenlagern für gering strahlende Abfälle mehrere Gründe. So stand die Asse seit 1978 als Endlager nicht mehr zur Verfügung. Überall in den Atomkraftwerken fehlte der Platz, um solche Abfälle längerfristig zu lagern. Daran hat sich bis heute nichts geändert, weil das im Ausbau befindliche Endlager Schacht Konrad über Jahre nicht zur Verfügung stehen wird. Entsprechend voll ist es in allen Atomkraftwerken. Derzeit fragt das Bundesumweltministerium in den Ländern ab, wie viele verrostete Fässer sie gefunden und was sie damit gemacht haben.
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