Stefan Weber: Das ist der Mann, der Baerbock Plagiatsvorwürfe macht
Stefan Weber wirft der Grünen-Kanzlerkandidatin vor, Urheberrechtsverletzungen begangen zu haben. Er hat Annalena Baerbock offenbar schon länger im Visier.
Die Grünen nennen es "Rufmord". Auch das Wort "Kampagne" macht bei Twitter am Dienstagnachmittag die Runde. Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber hat für Wirbel in der Partei gesorgt, nachdem er Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock vorgeworfen hatte, in ihrem Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ Passagen aus dem Internet übernommen zu haben, ohne diese mit einem Quellenverweis zu kennzeichnen. Baerbocks Buch erschien am 21. Juni und umfasst rund 240 Seiten.
Gegenüber "Focus Online" sagte Stefan Weber: „Aus meiner Sicht liegen hier klar Urheberrechtsverletzungen vor, die mit Absicht begangen worden sind." Dem Verlag wirft er in einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" "Schlamperei, Unsauberkeit und ein dilettantisches Vorgehen" vor.
In einer Mitteilung an die Medien erklärt eWeber am Mittwochnachmittag: "Alle Versuchen der Grünen, mir ein bösartiges Vorgehen und Rufmord zu unterstellen, sind kompletter Quatsch."
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Wer aber ist der Mann, der nun erneut für negative Schlagzeilen für Baerbock sorgt? Es ist nicht das erste Mal, dass der 51-jährige Österreicher mit Plagiatsvorwürfen in der Öffentlichkeit auftaucht. Er selbst nennt sich "Plagiatsjäger". Bereits seit 2007 spürt er nach eigenen Angaben Plagiate auf und veröffentlicht seine Ergebnisse in dem "Blog für wissenschaftliche Redlichkeit" .
Auf seiner Internetseite teilt er mit, dass er Medien-und Kommunikationswissenschaftler ist und als Lektor an der TU Wien und an der Universität Wien arbeitet. Weiter schreibt er: "Wir ermitteln für Sie in Sachen Plagiat, Titelmissbrauch, Falschangaben in Lebensläufen, Gutachtenmängel, Ghostwriting".
[Mehr zum Thema: Annalena Baerbocks „Jetzt“ - Was ihr Buch über die Kanzlerkandidatin verrät (T+)]
Laut einem Bericht der "Zeit" von 2011 habe er vor Jahren die Erfahrung machen müssen, dass ein Tübinger Gymnasiallehrer die Hälfte seiner Doktorarbeit aus Webers Promotionsschrift kopiert habe. Ein prägendes Ereignis?
In der Vergangenheit nannte Stefan Weber unter anderem die Dissertation von CDU-Politiker Norbert Lammert ein Plagiat. Die Ruhr-Universität-Bochum entschied sich damals allerdings dagegen ein Verfahren einzuleiten. Ansonsten beschäftigte sich Weber in den vergangenen Jahren aber weniger mit deutschen als mit österreichischen Politikern. Etwa mit der österreichischen Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP).
Im Januar veröffentlichte Stefan Weber einen Blogeintrag über die Politikerin und warf ihr "Plagiate, falsche Zitate und mangelnde Deutschkenntnisse" in ihrer Diplomarbeit vor. Nur zwei Tage später legte Aschbacher ihr Amt nieder.
In den vergangenen anderthalb Monaten scheint die Kanzlerkandidatin der Grünen aber immer mehr in den Fokus des Interesses von Stefan Weber gerückt zu sein. In seinem Blog veröffentlichte er zuerst am 10. Mai einen Eintrag zu Baerbock. Dieser heißt: "Ungereimtheiten um den Bachelor-Abschluss". Seitdem veröffentlicht er ausschließlich Beiträge über Baerbock. Vor allem ihren Lebenslauf nimmt er detailliert auseinander.
In dem neuesten Blogeintrag legt Weber Baerbock nun zur Last, dass einige Formulierungen aus ihrem Buch nicht von ihr stammen. (Lesen Sie hier, an welchen Stellen Baerbock abgeschrieben haben soll.)
Weber sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe das Buch auf eigene Rechnung untersucht, es handle sich nicht um eine bezahlte Auftragsarbeit. „Ich habe mich in das Thema Baerbock verbissen, weil da einiges zusammen kommt.“
Auf Anfrage des Tagesspiegels, was der genaue Anlass für die Prüfung gewesen sei, nennt Weber "die Übertreibungen im Lebenslauf. Der Anlass dafür, dass ich mich mit dem Lebenslauf beschäftigt habe, war die aufkeimende Diskussion um den Bachelorgrad von Frau Baerbock Anfang Mai."
Bislang habe er nur Stellen ausgewiesen, die er mit Hilfe einer Plagiatsprüfungs-Software gefunden habe. „Ich hoffe, dass ich nun Hinweise von Lesern bekomme. Denn viele Texte stehen hinter Bezahlschranken, die kann die Software nicht finden.“ Teile des Buchs seien unverdächtig, weil es dort um persönliche Geschichten gehe. Ob noch mehr komme, könne er noch nicht sagen.
Er sei gar nicht sicher, ob Baerbock selber oder eine "dritte Person", sich bei anderen bedient habe. "Der Verlag muss das prüfen" und "der Verlag bürgt", sagte Weber dem Tagesspiegel.
Im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung" berichtet Weber, dass er sich als Nächstes die Masterarbeit von Baerbock anschauen werden. Er habe bei der London School of Economics um Einsicht gebeten. (mit mue)
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