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Über die Wahl in Berlin berichteten die Fernsehsender routiniert, Umfragen und Studiorunden inklusive.
© Sophia Kembowski/dpa

Die Berichterstattung zur Berliner Wahl: Das Fernsehen bleibt im gewohnten Raster

Die falsch besetzte „Berliner Runde“ trübt einen sonst gelungenen TV-Abend.

Nennen wir es Kalender-Pech. Zwei Landtagswahlen in zwei Wochen bedeuten zwei „Berliner Runden“, am 4. September in der ARD, am Sonntag im ZDF. Das Format ist der unbestreitbare Schwachpunkt eines jeden Wahlabends im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Beide Sender beharren auf der Formel, dass nur Bundesgeschäftsführer/Generalsekretäre der im Bundestag vertretenen Parteien im Studio sitzen dürfen.

Nennen wir es deswegen Reformbedarf. Die „Berliner Runde“ muss dringend bei der Besetzung – mindestens Fraktionschefs – und bei der Zusammensetzung – Wahlsieger des Abends wie AfD und FDP – qualitativ verbessert werden. Dann fällt es auch nicht so auf, dass der Moderator vom Sonntag, der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen, seine Gesprächsführung vornehmlich auf Zitatenschleuderei baut.

Okay, da waren schon mehr als zwei Stunden gelungener Wahlberichterstattung gelaufen. Vor der Prognose um 18 Uhr hatten die drei Sender – ARD, ZDF und RBB – die Spannung wieder und wieder angeheizt. Die ersten Zahlen ließen den Thrill zwar nicht zusammenbrechen, obwohl einige Spannungsfaktoren wegfielen: Die rot-schwarze Regierung klar abgewählt, keine Partei drehte um die Fünf-Prozent-Grenze, die AfD zwar zweistellig und doch nicht auf der Mecklenburg-Vorpommern-Flughöhe von mehr als 20 Prozent.

Die Zahlen von ARD und ZDF differierten

Die nationalen Programme von ARD und ZDF bewegten sich im gewohnten Raster. Beim Zweiten agierte das bewährte Duo aus Hauptstadtstudio-Chefin Bettina Schausten und „Zahlen-Zerberus“ Matthias Fornoff. Die ARD hatte sich mit Sascha Hingst eine erste RBB- Kraft geholt, die Daten lieferte und WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn interpretierte. Die Zahlen der beiden Sender differierten ein wenig, gerade beim Ergebnis der AfD lag das Zweite höher und damit besser als das Erste. Apropos AfD: Es war schon auffällig, dass die Moderatoren der öffentlich-rechtlichen Sender bei dieser Partei forscher und frontaler zu Werke gingen. Offensichtlich gilt die Devise, hier Distanz zu wahren und Haltung zu zeigen.

Allerorten gab es die notwendigen Studiorunden, die Auftritte von Michael Müller (SPD) und Frank Henkel (CDU) waren parallel geschaltet, Sigmar Gabriel hielt beim Zweiten zuerst das Mikrofon, umgekehrt stand Müller beim Ersten zuerst Rede und Antwort. Beide Programme waren emsig bemüht, durch ein Umfrage-Gewitter die Motive der Wähler und deren Wanderbewegungen zu analysieren, zugleich wurde nachgewiesen, wie unzufrieden die Bevölkerung Berlins mit der rot-schwarzen Regierung ist; damit war das Ergebnis – sechs Parteien im Abgeordnetenhaus, die Mitte geschwächt, die Ränder gestärkt – erklärt und erklärbar. Und immer wieder die Perspektive, was die Berliner Prozente für die Bundespolitik bedeuten könnten.

Das RBB-Fernsehen musste zwangsläufig andere Prioritäten setzen. Die Spitzenkandidaten gingen eben zuerst zur „Bundesliga“; die wechselnden Moderatoren- Duos versammelten immer neue, immer größere und letztlich zu viele Politiker- Runden im Wahlstudio, die Zahl der Schalten zu den Wahlpartys war deutlich höher als bei ARD und ZDF. Was dann bis nach Mitternacht folgte: ein Wahlergebnis, gespiegelt und vertieft im RBB-Fernsehen.

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