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US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania
© AFP/Saul Loeb

Russland-Affäre der US-Regierung: Das Ende von Trumps Präsidentschaft?

Donald Trumps Lügengebäude in der Russland-Affäre fällt auseinander. Sein frühzeitiger Abgang aus dem Präsidentenamt wird zu einer realen Möglichkeit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Urplötzlich ist Donald Trumps frühzeitiger Abgang aus dem Präsidentenamt kein ferner Traum schlechter Wahlverlierer mehr. Er ist zum Greifen nahe gerückt. Mit hartnäckiger Recherche – und wohl mithilfe von Informanten in Trumps Weißem Haus, was diesen zur Weißglut ärgert – hat die „New York Times“ die Veröffentlichung eines Email-Verkehrs erreicht, der wie die „Smoking Gun“ in der Russland-Affäre wirkt.

Trump-Sohn Donald Jr. geht darin begeistert auf den Vorschlag ein, sich von Russland mit Munition gegen Hillary Clinton versorgen zu lassen: als Teil einer Operation des Kreml, um Trumps Wahl zum Präsidenten zu erreichen. Nun wird in den USA gestritten, ob das Landesverrat sei.

Der engste Zirkel ist der Lüge überführt

Washington reagiert so erschüttert wie auf ein schweres Erdbeben. Im Weißen Haus eskalieren die internen Kämpfe ums individuelle Überleben. Der engste Zirkel des Wahlkampfteams ist der Lüge überführt. Monatelang haben Trump und seine Vertrauten den Verdacht, dass sie mit Russland kooperiert haben, als „irrwitzig“ und als „Verleumdung“ zurückgewiesen.

Nun weiß man: Neben Donald Jr. kannten auch Schwiegersohn Jared Kushner und der damalige Wahlkampfleiter Paul Manafort das Email-Angebot und kamen zu dem Treffen, bei dem die „Schmutz“-Info gegen Clinton übergeben werden sollte. Sonderermittler Robert Mueller wird die Beteiligten gewiss einvernehmen; das kann in Strafverfahren enden.

Der Sohn will Daddy nichts erzählt haben. Wer glaubt das noch?

Nur eine dünne Schutzwand trennt den Präsidenten noch davon, selbst ins Zentrum der Ermittlungen zu rücken. Sohn Donald beharrt, der Vater habe nichts von den Emails und dem Treffen gewusst. Wer mag das glauben? Donald Jr., der so sehr auf die Anerkennung des Vaters hoffte, die der sonst Schwester Ivanka schenkte, soll Daddy nichts davon erzählt haben, was er damals offenbar für einen Knüller hielt? Was immer die Trumps zu ihrer Verteidigung vorbrachten, hat sich über kurz oder lang als Lüge herausgestellt.

Rob Goldstone, der das E-Mail-Angebot zur Kooperation mit Russland im Wahlkampf an Donald Jr. schickte und Trump schon länger als Verbindungsmann nach Moskau für die Geschäfte dort diente – voran den Schönheitswettbewerb „Miss Universe“ –, fügte hinzu: Er könne die Mail auch direkt an den Vater schicken. Taucht bald ein Dokument auf, das den Präsidenten der Mitwisserschaft überführt?

Washington steht ein heißer Sommer bevor

Ein Amtsenthebungsverfahren steht nicht unmittelbar bevor; das kann nur der Kongress einleiten, dort haben die Republikaner die Mehrheit. Nach den neuen Enthüllungen stellen sich aber einige Abgeordnete und Senatoren offen gegen Trump. Das kann sich über den Sommer, wenn die Volksvertreter daheim mit Volkes Stimme konfrontiert werden, ausweiten. Vizepräsident Mike Pence hält sichere Distanz zu Trump in der Affäre, um ihn im Fall eines Falls unbeschädigt ersetzen zu können.

Vor allem werden die Medien weitergraben und die Untersuchungsausschüsse samt Sonderermittler Mueller Druck ausüben. Wie lange kann der klandestine Kreis um Trump dem standhalten? Die Recherchen der „New York Times“ haben eine entscheidende Wende eingeleitet. Wohl der Demokratie, die solche Medien hat.

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