Reaktionen auf Ehe für alle: „Danke, Deutschland!“
Die Ehe für alle ist beschlossen. Wir bieten einen Überblick über die Reaktionen.
Die „Ehe für alle“ ist beschlossen: Homosexuelle Paare können künftig heiraten wie Mann und Frau und auch gemeinsam Kinder adoptieren, was ihnen in den bisherigen Lebenspartnerschaften verwehrt ist. Die Befürworter der „Ehe für alle“ feierten ihren Erfolg noch im Bundestag mit lautem Applaus und buntem Glitzer-Konfetti.
Die Reaktionen auf die Entscheidung, die die SPD-Fraktion gemeinsam mit der Opposition gegen die Union durchgesetzt hatte, waren überwiegend positiv. Die Kirchen äußerten sich unterschiedlich. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, begrüßte den Beschluss des Bundestages: „Ich wünsche mir, dass jetzt weder Triumphgefühle auf der einen Seite noch Bitterkeit auf der anderen Seite den Ton angeben.“
Die katholische Kirche äußerte sich kritisch. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch bedauerte als Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, dass der Gesetzgeber wesentliche Inhalte des Ehebegriffs aufgegeben habe, „um ihn für gleichgeschlechtliche Partnerschaften passend zu machen.“
Der Lesben- und Schwulenverband freute sich über einen „historischen Tag“. Ob man in Deutschland heiraten dürfe, entscheide künftig nicht mehr das Geschlecht, sondern „Liebe, Zusammenhalt und das Versprechen, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein.“
Prominente Deutsche reagieren
Komiker Otto Waalkes zeigte auf seiner Facebookseite zwei knutschende Ottifanten unter einem Regenbogen. Dazu schrieb er: „Herzlichen Glückwuuunsch. Bin für so viele Ehen wie möglich. Ich hatte auch schon zwei. Jetzt seid ihr dran.“ Rocksänger Udo Lindenberg äußerte sich „begeistert“ und schrieb bereits am Dienstag auf Facebook: „Endlich Ehe für alle!! Ob männlich, ob weiblich, wir freuen uns unbeschreiblich.“
Dragqueen Olivia Jones bezeichnete die Entscheidung als „großen Sieg für die Liebe und die Gerechtigkeit“. ZDF-Moderatorin Dunya Hayali twitterte: „Wow“. Und: „Keine Sorge: 13 Länder sind dadurch bisher auch nicht untergegangen“.
Internationale Stimmen
Irlands offen homosexueller Premierminister Leo Varadkar hat Deutschland für die Entscheidung des Bundestages gelobt, die Ehe für alle einzuführen. Er sei „begeistert, dass das deutsche Parlament für Gleicheit aller Partnerschaften“ gestimmt habe, „nachdem Angela Merkel eine freie Abstimmung erlaubt hat“, schrieb er am Freitag auf Twitter. Varadkar ist der erste Premierminister in der Geschichte des katholisch dominierten Irlands, der sich als schwul geoutet hat.
Der Europa-Direktor der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, John Dalhuisen, erklärte in London, Deutschland habe „eine klare Botschaft an die Welt gesendet, dass schwule und lesbische Menschen die gleichen Rechte wie alle anderen und den vollen und gleichen Schutz des Gesetzes haben sollten“.
Krzysztof Charasma, ehemaliger polnischer Geistlicher im Vatikan, der sich 2015 als homosexuell outete, twitterte auf Deutsch: „Danke, Deutschland!“.
Der Vorsitzende von Italiens führender Aktivistengruppe für die Rechte Homosexueller, Arcigay, sieht die Entscheidung als Beleg dafür, wie weit Italien beim Thema Ehe zurückliegt: „Wir haben immer gesagt, dass es nur ein Ziel gibt: Gleichberechtigte Ehe für alle“, sagte Gabriele Piazzoni. „Alles darunter ist kein Modell, sondern höchstens ein Zwischenschritt.“ Italien hatte im vergangenen Jahr als letztes Land Westeuropas eingetragene Lebenspartnerschaften für Homosexuelle eingeführt, die aber nicht der Ehe gleichgestellt sind. (epd, dpa)