Keine Polizisten und Pfleger: CDU-Wahlplakate zeigen Partei-Mitglieder statt „echter Menschen“
Die CDU hat ihre Kampagne für die Bundestagswahl vorgestellt. Gemeinsame Wahlplakate von Armin Laschet mit Hans-Georg Maaßen wird es nicht geben.
Im vergangenen Jahrzehnt muss der Job des CDU-Generalsekretärs in Bundestagswahlkämpfen eine recht routinierte Sache gewesen sein. Mit dem Amtsbonus und dem Vertrauen von Kanzlerin Angela Merkel im Rücken musste das Kanzleramt nur gegen einen SPD-Kanzlerkandidaten verteidigt werden, der bald meist mit sich selbst beschäftigt war.
Die CDU brauchte nicht viel, um zu überzeugen. Ein "Sie kennen mich", Merkels Raute als Großplakat, am außergewöhnlichsten noch die #fedidwgugl-Kampagne - für ein Deutschland in dem wir gut und gerne leben. Für den Wahlsieg reichte es.
In diesem Jahr sind die Vorzeichen bekanntlich andere. Das verwaiste Kanzleramt muss eingenommen werden, mit Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) gibt es gleich zwei Herausforderer, auch wenn beide zuletzt etwas schwächelten.
Gegenhalten will die CDU in diesem Wahlkampf mit ihrer Kampagne, die sie unter das Motto "Deutschland gemeinsam machen" gestellt hat. „Es ist eine optimistische Kampagne, die auf die Zukunft ausgerichtet ist“, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bei der Präsentation am Dienstag im Konrad-Adenauer-Haus. Dass man sich für diesen Wahlkampf ein Stück weit neu erfunden hat, soll offenbar auch das Design der Kampagne widerspiegeln.
Kritik an den CDU-Plakaten folgte dennoch prompt im Netz. Der Kommunikationsexperte Johannes Hillje kritisierte die Motivwahl der CDU-Plakate für ihre mangelnde Diversität. "Die CDU schreibt "Deutschland gemeinsam machen" auf ihre Wahlplakate, bildet aber niemanden mit erkennbarer Migrationsgeschichte ab."
Kurios: Die Plakate zeigen unter anderem Polizisten, Pfleger und Dachdecker. Keiner von ihnen ist aber auch in diesem Beruf tätig. Stattdessen handelt es sich um Partei-Mitglieder und Mitarbeiter. Der Grund dafür lautet: Man habe in der Pandemie nicht Menschen wegen eines Fotoshootings vom Arbeiten habe abhalten wollen. Ziemiak berichtete stolz, dass man die Bilder unter strengsten Hygienevorschriften aufgenommen habe.
Deutlich wichtiger soll der digitale Wahlkampf für die Konservativen werden. Im Stile eines pfiffigen Werbevertreters präsentierte Ziemiak auf der Bühne die buntere Farbgebung, Grafiken, Sharepics für die sozialen Netzwerke und eine Digitale Wahlkabine, die mittels eines Smartphones und eines QR-Code im privaten Wohnzimmer erscheinen soll.
Mehrfach hob Ziemiak bei der Präsentation den sogenannten "Union-Kreis" hervor, der sich auf allen Plakaten, Broschüren und im Wahlprogramm - das die CDU konsequent "Regierungsprogramm" nennt - wiederfindet. Der Kreis stehe dafür, dass die Partei Menschen zusammenbringe. "Wir sind keine Partei des 'entweder oder', sondern des 'sowohl als auch'", sagte Ziemiak.
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Ein Klassiker-Zitat für den Generalsekretär einer Volkspartei, das inhaltlich jedoch schon bei den eigenen Kandidaten an seine Grenzen kommt. Auf die Frage, ob es gemeinsame Plakate von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und dem umstrittenen CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen geben werde, sagte Ziemiak: "Ein solches Plakat ist nicht denkbar."
Der früherer Chef des Verfassungsschutzes, der in Süd-Thüringen kandidiert, hatte zuletzt einen Gesinnungstest für Journalisten von öffentlich-rechtlichen Medien gefordert und war dafür heftig kritisiert worden. Laschet hatte sich dagegen öffentlich nicht distanziert und hatte nur intern Kritik an Maaßen geübt.
Plakate von anderen CDU-Kandidaten mit dem CDU-Chef soll es dagegen geben, versicherte Ziemiak. Und selbstverständlich werde Laschet auch auf den Plakaten der CSU auftauchen, die aber traditionell ihre eigene Kampagne entwickeln werde.
Kosten bleiben stabil bei 20 Millionen Euro
Geht es nach dem CDU-Generalsekretär soll es im Wahlkampf aber sowieso weniger um die Kampagne gehen, deren Kosten stabil bei rund 20 Millionen Euro bleiben. "Wir werden die inhaltliche Auseinandersetzung in den kommenden Wochen in den Mittelpunkt stellen und ich hoffe, dass die anderen Parteien mitmachen und sich nicht nur mit sich selbst beschäftigen", sagte er mit einem kleinen Seitenhieb gegen die Grünen.
Dass er selbst es mit diesem Anspruch nicht immer ganz genau nimmt, räumte Ziemiak dann auch direkt ein. "Zuspitzungen gehören dazu. Generalsekretäre schießen auch - das ist auch in der Natur des Amtes – etwas übers Ziel hinaus." Für Generalsekretäre sei der Wahlkampf aber die "schönste Zeit".
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