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Der britische Öltanker «Stena Impero».
© Stena Bulk/Stena Bulk/AP/dpa
Update

Vom Iran beschlagnahmt: Britischer Tanker angeblich in Gewässern des Oman gestoppt

Iranische Revolutionsgarden haben an der Straße von Hormus einen Öltanker aufgebracht. Großbritannien macht Teheran schwere Vorwürfe.

Der in der Straße von Hormus festgesetzte britische Tanker ist nach iranischen Angaben in der iranischen Hafenstadt Bandar Abbas vor Anker gegangen. Er habe dort nach einem Zusammenstoß mit einem Fischerboot angelegt, teilte die Hafen- und Schifffahrtsbehörde der iranischen Provinz Hormosgan am Samstag mit.

Die "Stena Impero" sei "mit einem Fischerboot kollidiert", sagte ein Behördenvertreter der Nachrichtenagentur Fars. An Bord befänden sich weiterhin die 23 Besatzungsmitglieder. 18 von ihnen, darunter der Kapitän, stammten aus Indien, die anderen aus den Philippinen sowie aus Lettland und Russland.

Das Fischerboot habe nach dem Vorfall das britische Schiff kontaktiert, aber keine Antwort erhalten, sagte der Chef der Hafen- und Schifffahrtsbehörde der iranischen Provinz Hormosgan, Allah-Morad Afifipoor. Deshalb habe das Fischerboot entsprechend der rechtlichen Vorgaben die Schifffahrtsbehörde eingeschaltet.

Karte der konfliktbeladenen Zone um die Straße von Hormus.
Karte der konfliktbeladenen Zone um die Straße von Hormus.
© AFP/Matthias BOLLMEYER

Der schwedische Eigner der "Stena Impero" sprach von einem "Angriff" gegen das Schiff. Es sei in der Straße von Hormus in internationalen Gewässern "von nicht identifizierten kleinen Schiffen und einem Hubschrauber angegriffen" worden, teilte die Geschäftsführung von Stena Bulk und Northern Marine mit. Die Lage im Persischen Golf ist derzeit äußerst angespannt. Die Vorfälle verschärften die Spannungen am Persischen Golf. Die britische Regierung warnte Teheran vor "ernsthaften Konsequenzen".

Auch britische Schiffe sollten die Gewässer um die Straße von Hormus "vorläufig" nicht durchqueren, teilte die britische Regierung am Samstag mit. Der unter liberischer Flagge fahrende britischer Tanker „Mesdar“ war am Vortage ebenfalls aufgebracht, dann aber wieder freigegeben worden.

"Wir bleiben tief besorgt über das inakzeptable Vorgehen des Iran, das die internationale Freizügigkeit der Schifffahrt auf die Probe stellt", sagte eine Regierungssprecherin nach einem nächtlichen Treffen des Krisenstabs Cobra. Dieser tagte am Samstagnachmittag erneut. Außenminister Jeremy Hunt erklärte anschließend, der Tanker sei in den Gewässern des Oman gestoppt worden.

Es bestehe weiterhin der Wunsch, die Situation nicht eskalieren zu lassen, schrieb Hunt weiter. Teheran habe aber eindeutig gegen internationale Gesetze verstoßen. Das britische Parlament soll am Montag über die Ergebnisse des Treffens informiert werden.

Großbritanniens Verteidigungsministerin Penny Mordaunt hatte den Vorfall bereits zuvor als „feindliche Handlung“ in den Gewässern des Omans bezeichnet, wie der britische Nachrichtensender Sky News berichtete. Ihr Ministerium wollte die Zitate allerdings nicht bestätigen.

Bundesregierung fordert "unverzügliche" Freigabe

Auch die Bundesregierung hat den Iran zur "unverzüglichen" Freigabe des in der Meerenge von Hormus beschlagnahmten Tankers aufgefordert. Das Auswärtige Amt in Berlin rief den Iran am Samstag "nachdrücklich" auf, die "Stena Impero" und ihre Besatzung "unverzüglich freizugeben". "Eine weitere regionale Eskalation wäre sehr gefährlich", erklärte ein Ministeriumssprecher.

"Die Bundesregierung verurteilt die Festsetzung von zwei Handelsschiffen im Golf auf das Schärfste", erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. "Dies ist ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die zivile Schifffahrt, der eine ohnehin angespannte Lage gefährlich weiter verschärft."

Das EU-Büro für Auswärtige Angelegenheiten in Brüssel erklärte, die Beschlagnahmung des Tankers löse "tiefe Besorgnis" aus. "In einer bereits angespannten Lage bringt diese Entwicklung Risiken für eine weitere Eskalation mit sich und unterläuft die anhaltenden Bemühungen, einen Weg zu Beilegung der gegenwärtigen Spannungen zu finden", hieß es in der Stellungnahme weiter. Die USA hatten zuvor angekündigt, ihre Militärpräsenz in Saudi-Arabien erhöhen zu wollen. (mes, AFP, dpa)

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