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US-Marineeinheiten in Straße von Hormus am Persischen Golf.
© imago images / ZUMA Press
Update

Iran setzt britischen Tanker fest: USA entsenden Soldaten nach Saudi-Arabien

Die USA haben angekündigt, ihre Militärpräsenz in Saudi-Arabien erhöhen zu wollen. Sie reagieren damit auf die jüngsten Spannungen am Persischen Golf.

Inmitten der Spannungen am Persischen Golf schickt das US-Militär Soldaten nach Saudi-Arabien. Der Schritt diene als zusätzliche Abschreckungsmaßname und dazu, die Streitkräfte und Interessen der USA in der Region vor Bedrohungen zu schützen, teilte das US-Zentralkommando Centcom am Freitagabend mit.

Saudi-Arabien hatte die Stationierung kurz zuvor willkommen geheißen - zur Verteidigung der regionalen Sicherheit und Stabilität sowie zur Stärkung der Sicherheitskooperation mit den USA, wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA meldete. US-Medien hatten zuvor darüber berichtet, dass die Regierung von Präsident Donald Trump die Entsendung von bis zu 500 Soldaten nach Saudi-Arabien plane.

Die Spannungen am Golf zwischen dem Iran auf der einen Seite und den USA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf der anderen nahmen in den vergangenen Wochen dramatisch zu.

Der Iran hatte am Freitag innerhalb kurzer Zeit zwei britische Tanker im Golf von Hormus aufgebracht. Nach der unter britischer Fahne fahrenden „Stena Impero“ wurde auch ein unter liberischer Flagge fahrender Tanker in Richtung Iran abgedrängt. Dabei handelte es sich um die „Mesdar“ der britischen Norbulk Shipping UK. Später gab der Iran die "Mesdar" wieder frei, wie die Reederei am Freitagabend mitteilte.

Nationale Sicherheitsrat in London berät

Bewaffnete hätten die "Mesdar" geentert, das Schiff später jedoch wieder verlassen, erklärte Norbulk Shipping. Zwischenzeitlich habe man keinen Kontakt mehr zu dem in Liberia registrierten Tanker herstellen können. Dies sei nun wieder möglich. "Die Kommunikation mit dem Schiff ist wiederhergestellt. Der Kapitän hat bestätigt, dass die bewaffneten Wächter weg sind und das Schiff frei, seine Reise fortzusetzen." Allen Besatzungsmitgliedern gehe es gut.

Zuvor hatte der britische Außenminister Jeremy Hunt die Festsetzungen als „unakzeptabel“ bezeichnet. Noch am Abend trat in London nach Medienberichten der Nationale Sicherheitsrat (Cobra) zu Beratungen zusammen.

Die Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) hatten nach eigenen Angaben den unter britischer Flagge fahrenden Öltanker „Stena Impero“ in der Straße von Hormus gestoppt und in Richtung iranischer Küste gebracht. Der Tanker habe internationale Vorschriften nicht beachtet, hieß es auf dem Internetportal der Revolutionsgarden.

Der Tanker sei in Richtung Küste gebracht worden, um die notwendigen rechtlichen Prozesse zu durchlaufen, berichtete der iranische Auslandssender Press TV. Nach Angaben der Behörden der südiranischen Hormusgan Provinz wurde das britische Schiff zum Hafen der Provinzhauptstadt Bandar Abbas eskortiert. Dort werden die notwendigen Inspektionen durchgeführt.

Tanker soll gegen maritime Vorschriften verstoßen haben

Der Tanker hatte seine GPS ausgeschaltet und sei vom südlichen Teil der Straße von Hormus, der nur für den Ausgang der Schiffe vorgesehen ist, eingefahren und damit eine Kollision mit anderen Schiffen riskiert. Dies sei gegen die maritimen Vorschriften am Golf. Außerdem soll der Tanker auch umweltschädigende Materialien am Bord  haben, die derzeit von der Umweltbehörde in Bandar Abbas untersucht werden.

Das Schiff gehört der schwedischen Firma „Stena Bulk“. Das Unternehmen bestätigte den Zwischenfall und teilte mit, dass sich mehrere unbekannte kleinere Boote und ein Hubschrauber der „Stena Impero“ genähert hatten, als sich das Schiff in internationalen Gewässern befunden habe.

Das Unternehmen habe derzeit keinen Kontakt zur Besatzung des Schiffes. An Bord befinden sich nach Unternehmensangaben 23 Crew-Mitglieder. Schwedische Besatzungsmitglieder sollen sich Medienberichten zufolge nicht an Bord befinden. Es gebe keine Nachrichten über Verletzte, teilte das Unternehmen mit. Man stehe in engem Kontakt zu den britischen Behörden. Das Schiff fahre inzwischen nach Norden in Richtung Iran.

Am Donnerstag schossen die USA laut Trump eine iranische Drohne ab

Wie Daten der Internetseite Marine Traffic zeigen, verließ die „Stena Impero“ gegen 17.30 Uhr MESZ ihren Kurs, als sie die Straße von Hormus passiert hatte. Das Schiff war vom Hafen Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten aus auf dem Weg in Richtung Al-Dschubail in Saudi-Arabien. Zuletzt zeigten die Daten, dass sich das Schiff in Richtung der iranischen Insel Keschm befand.

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hat sich in den vergangenen Monaten immens verschärft. US-Präsident Donald Trump hatte erst am Donnerstag in Washington erklärt, eine iranische Drohne sei in der Straße von Hormus von einem US-Kriegsschiff aus zerstört worden. Sie sei der „USS Boxer“ bedrohlich nahe gekommen und daraufhin vernichtet worden. Teheran widersprach. „Wir haben weder in der Straße von Hormus noch anderswo eine Drohne verloren“, schrieb Vizeaußenminister Abbas Araghchi am Freitag auf Twitter.

Die Handelsschifffahrt wurde massiv in den Konflikt hineingezogen. Bereits im Mai hatte es erste Berichte über Sabotageakte gegen Handelsschiffe im Golf von Oman gegeben. Mitte Juni kam es dann zu mutmaßlichen Angriffen auf den japanischen Frachter „Kokuka Courageous“ und die zu einer norwegischen Reederei gehörende „Front Altair“, beide Schiffe trugen Schäden davon. Die „Front Altair“ geriet nach Explosionen in Brand, auch der Betreiber der „Kokuka Courageous“ berichtete von zwei Detonationen. Die USA und auch die britische Regierung waren zu dem Schluss gekommen, dass der Iran hinter den Vorfällen steckte. Der Iran wies das zurück.

In der vergangenen Woche hatte dann ein Zwischenfall mit einem britischen Tanker weitere internationale Besorgnis ausgelöst. Britischen Angaben zufolge hatten dort drei iranische Boote versucht, ein britisches Handelsschiff an der Durchfahrt der Meerenge zu hindern. Eine Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, in den Vorfall verwickelt zu sein.

Die Straße von Hormus ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt

Erst am vergangenen Wochenende hatten die Iranischen Revolutionsgarden nach eigenen Angaben ein ausländisches Schiff in der Region festgesetzt. Der Öltanker „Riah“ sei mit angeblich einer Million Liter geschmuggeltem Öl in der Nähe der Straße von Hormus gestoppt und die zwölf ausländischen Crew-Mitglieder festgenommen worden. Der Einsatz sei im Einklang mit dem Kampf des Irans gegen Ölschmuggel im Persischen Golf erfolgt und vorab mit den zuständigen Behörden und der Justiz koordiniert worden. Unklar ist, wem das Schiff gehört. Die VAE bestritten, dass es von einem Unternehmen aus den Emiraten betrieben werde.

Die betroffene Meerenge im Golf von Oman, die Straße von Hormus, ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer und hat entscheidende Bedeutung für den internationalen Öltransport.

Die USA warfen dem Iran ein eskalierendes Verhalten gegenüber Großbritannien vor. „Uns sind Berichte bekannt, wonach iranische Kräfte einen britischen Öltanker beschlagnahmt haben“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, Garrett Marquis. „Das ist das zweite Mal in etwas mehr als einer Woche, dass das Vereinigte Königreich Ziel eskalierender Gewalt durch das iranische Regime ist.“ Die USA würden weiterhin mit ihren Verbündeten zusammenarbeiten, „um unsere Sicherheit und Interessen gegen das bösartige Verhalten des Iran zu verteidigen“, fügte er hinzu.

Unter dem Vorwurf illegaler Öllieferungen an Syrien liegt seit Anfang des Monats in Gibraltar ein Supertanker an der Kette. Die Öllieferung aus dem Iran soll gegen EU-Sanktionen gegen Syrien verstoßen. Der Iran protestierte gegen die Beschlagnahme, bestellte mehrmals den britischen Botschafter ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen.

Am Dienstag drohte der oberste iranische Führer Großbritannien mit Konsequenzen. Ein Gericht in Gibraltar hatte zuvor entschieden, dass der iranische Supertanker „Grace 1“ dort noch weitere 30 Tage bis zum 15. August festgehalten werde soll. Der Kapitän und drei weitere Mitglieder der Besatzung wurden vorübergehend festgenommen, aber inzwischen wieder gegen Kaution freigelassen. (AFP/dpa)

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