Es geht ihm „bestens“: Bolsonaro mit Coronavirus infiziert
Er hatte das Virus verharmlost und Abstandsregeln missachtet. Nun verkündet Brasiliens Präsident eine Infektion – schwere Symptome weise er jedoch keine auf.
Er verzichtete auf Abstand, schüttelte Hände und legte ein Veto gegen die vom Kongress beschlossene, landesweite Maskenpflicht in allen öffentlichen Einrichtungen und im öffentlichen Nahverkehr ein. Jetzt hat sich der brasilianischer Präsident Jair Bolsonaro selbst mit dem Coronavirus infiziert.
Ein entsprechender Test sei positiv ausgefallen, verkündete der ultrarechte Staatschef am Dienstag in einem TV-Interview in in Brasília. Dennoch, es gehe ihm "bestens" und er weise keine schweren Symptome auf.
Entgegen seiner Gewohnheit hatte er sich bereits am Montag mit einer Maske in der Öffentlichkeit gezeigt. Anhängerinnen und Anhänger, die sich ihm nähern wollten, rief er auf Abstand zu halten. Er habe unter "Müdigkeit, Unwohlsein und Fieber von 38 Grad gelitten", sagte er im Interview.
Seine Lunge, die er in einem Militärkrankenhaus röntgen ließ, sei jedoch "sauber" gewesen. Er bestätigte, das Medikament Hydroxychloroquin einzunehmen. Ebenso wie US-Präsident Donald Trump hatte er wiederholt für das Malaria-Mittel im Kampf gegen die Pandemie geworben. Hydroxychloroquin gilt aktuellen Studien zufolge als nicht wirksam bei einer Covid-19-Erkrankung.
Bolsonaro kündigte an, er werde jetzt so viel wie möglich per Videokonferenz arbeiten. Er fühle sich "gut und ruhig" - und nahm seine Maske ab, um dies zu unterstreichen. "Das Leben geht weiter. Wir werden uns besonders um alte Menschen und Menschen mit Krankheiten kümmern, die ein Risikofaktor sind", fügte er hinzu. Die "Kollateralschäden" des Virus dürften jedoch nicht schlimmer sein als die Krankheit selbst.
Er hatte sich schon drei Mal auf das Virus testen lassen
Der Staatschef hatte sich in den vergangenen Monaten bereits drei Mal auf das Coronavirus testen lassen. Im Mai wurde er vom Obersten Gericht dazu gezwungen, die Resultate dieser Tests offenzulegen. Sie waren negativ ausgefallen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wünschte Bolsonaro am Dienstag eine rasche Genesung. "Kein Land ist immun, kein Land ist geschützt und kein Mensch kann geschützt sein", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Bolsonaro hatte im Juni mit dem Austritt seines Landes aus der WHO gedroht. Er warf der Organisation "ideologische Voreingenommenheit vor" und kritisierte unter anderem, dass sie die klinischen Studien für Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19 ausgesetzt hatte.
[Alle wichtigen Updates des Tages zum Coronavirus finden Sie im kostenlosen Tagesspiegel-Newsletter "Fragen des Tages". Dazu die wichtigsten Nachrichten, Leseempfehlungen und Debatten. Zur Anmeldung geht es hier.]
Brasilien ist nach den USA weltweit am schwersten von der Pandemie betroffen. Mehr als 65.000 Menschen starben bereits an den Folgen einer Corona-Infektion. Mehr als 1,6 Millionen sind offiziell mit dem Virus infiziert. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Corona-Infektionen rund sieben Mal höher ist als offiziell angegeben, da die Testkapazitäten in Brasilien sehr gering sind.
Trotz der dramatischen Situation hatte Bolsonaro eine Corona-Infektion kontinuierlich als „kleine Grippe“ verharmlost und sich gegen die von den Regionalregierungen verhängten Quarantänemaßnahme ausgesprochen.
Zwei Gesundheitsminister, beide sind Ärzte, hatten im Streit mit Bolsonaro über das Krisenmanagemet binnen weniger Wochen die Regierung verlassen. Aktuell wird das Ministerium von einem Militär, General Eduardo Pazuello, geführt. (jni,AFP,epd)