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Menschen in Manus, Brasilien, demonstrieren am Sonntag gegen Rassismus und gegen Präsident Bolsonaro.
© AFP/Michael Dantas

Erste Proteste seit Beginn der Corona-Pandemie: Tausende Menschen gehen in Brasilien gegen Bolsonaro auf die Straße

Die Wut auf Brasiliens Staatschef Bolsonaro wächst. Derweil werfen lokale Behörden der Regierung Manipulation bei der Erfassung von Corona-Infizierten vor.

In Brasilien haben am Sonntag zahlreiche Menschen für und gegen Staatschef Jair Bolsonaro demonstriert. Allein in der bevölkerungsreichsten Stadt São Paulo kamen nach Schätzung der Militärpolizei rund 3000 Demonstranten bei einem Aufmarsch für Demokratie und gegen Rassismus zusammen.

In der Hauptstadt Brasília marschierten hunderte Menschen mit Bannern mit Aufschriften wie "Gegen Rassismus und Faschismus" oder "Terrorismus ist die Vernichtungspolitik der Regierung" durch die Straßen. Es war die erste Demonstration gegen den ultrarechten Präsidenten in der Hauptstadt seit Beginn der Coronavirus-Pandemie.

Zeitgleich demonstrierte in Brasília eine kleinere Gruppe von Bolsonaro-Anhängern für ein Ende der Corona-Beschränkungen. Der Präsident hatte in den vergangenen Wochen wiederholt an den Kundgebungen seiner Anhänger teilgenommen, die regelmäßig am Wochenende im Regierungsviertel stattfinden.

Auch in São Paulo demonstrierten rund 50 Menschen für Bolsonaro. Wenige Kilometer entfernt protestierten dagegen tausende Menschen gegen den Staatschef. Eine junge Demonstrantin sagte: "Bolsonaro ist gegen alles: Er will keine Schwarzen, keine Schwulen, keine Frauen, er denkt nur an die Reichen."

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Anders als bei Demonstrationen eine Woche zuvor kam es nicht zu Auseinandersetzungen mit Bolsonaro-Anhängern. Allerdings setzten die Sicherheitskräfte Tränengas und, nach Angaben von Amnesty International, auch Gummigeschosse ein. Einige Teilnehmer sollen versucht haben, in Richtung einer kleinen Pro-Bolsonaro-Demonstration zu laufen. Die Menschenrechtsorganisation warf der Militärpolizei vor, sie habe die Menschen von den Straßen vertreiben wollen.

Demonstranten knien in Sao Paulo während eines Protests gegen Rassismus und den brasilianischen Präsidenten Bolsonaro vor Polizisten.
Demonstranten knien in Sao Paulo während eines Protests gegen Rassismus und den brasilianischen Präsidenten Bolsonaro vor Polizisten.
© dpa/Lincon Zarbietti

Bolsonaro steht wegen seines Umgangs mit der Corona-Pandemie massiv in der Kritik. Er bezeichnete die von dem Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 in der Vergangenheit als "kleine Grippe" und lehnt die von den Bundesstaaten angeordneten Beschränkungen ab, weil dadurch die Wirtschaft gedrosselt wird.

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Seit Freitagabend veröffentlicht das Gesundheitsministerium keine Gesamtzahl der Toten nach einer Corona-Infektion mehr, sondern meldet nur noch die Opferzahl der vergangenen 24 Stunden. Das Ministerium hat auch die Datensammlung, die die

Entwicklung der vergangenen Monate aufzeigt, aus dem Netz entfernt.

Regionale Gesundheitsbehörden werfen Regierung Manipulation vor

Die regionalen Gesundheitsbehörden werfen der Regierung Manipulation bei der statistischen Erfassung der Corona-Infizierten vor. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Untersuchung an und gab dem Gesundheitsministerium eine Frist von 72 Stunden, um die neue Datenerfassung zu erklären, wie die Tageszeitung „Folha de São Paulo“ am Sonntagabend (Ortszeit) berichtete.

Die regionalen Gesundheitsbehörden warfen der Regierung einen „autoritären, unsensiblen, unmenschlichen und unethischen Versuch, die Covid-19-Toten unsichtbar zu machen“ vor. Der Rat der nationalen Gesundheitsbehörden Conass veröffentlichte parallel zur Regierung eine Statistik über die Covid-19-Infektionen.

Das Gesundheitsministerium erklärte zu der Kritik lediglich, es werde eine neue Plattform für die Daten entwickeln. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte die Änderungen mit dem Satz kommentiert: „Das ist ab jetzt kein Thema mehr für die Hauptnachrichten.“

Ministerium korrigiert Todesopfer nach unten

Nach Medienberichten hatte das Gesundheitsministerium am Sonntagabend (Ortszeit) angegeben, 1.382 Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben. Wenig später korrigierte das Ministerium die Zahl auf 525, ohne eine Erklärung dafür zu liefern.

Nachdem während der Pandemie zwei Gesundheitsminister, beide sind Ärzte, im Streit über das Krisenmanagement mit Bolsonaro die Regierung verlassen haben, wird das Ministerium jetzt übergangsweise von General Eduardo Pazuello geführt.

Die Zahl der insgesamt verzeichneten Todesopfer überschritt inzwischen die Schwelle von 35.000. Damit ist Brasilien das Land mit der weltweit dritthöchsten Zahl von Corona-Toten nach den USA und Großbritannien. Landesweit wurden bislang mehr als 645.000 Infektionen registriert, Experten gehen jedoch aufgrund der geringen Zahl von Tests von einer hohen Dunkelziffer aus. (AFP, epd, dpa)

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