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Der Breitscheidplatz nach dem Anschlag mit dem Lkw
© dpa/Rainer Jensen
Update

Nach Anschlag am Breitscheidplatz: Bekannter von Anis Amri in Berlin festgenommen

In Berlin-Tempelhof haben Fahnder einen 40 Jahre alten Tunesier festgenommen. Die Behörden verdächtigen ihn, ein Helfer des Attentäters vom Breitscheidplatz zu sein.

Fahnder des Bundeskriminalamtes haben in Berlin einen möglichen Kontaktmann des Islamisten Anis Amri festgenommen. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit, sie leitet bei Taten von erheblicher Bedeutung – etwa Terrorakten – die Ermittlungen. Die Festnahme habe am Mittwoch in Tempelhof stattgefunden, der Verdächtige ist Tunesier und hat dort Wohn- und Geschäftsräume.

Ein Sprecher des Generalbundesanwalts erklärte: Hintergrund des Einsatzes sei „die Erkenntnis, dass der verstorbene Beschuldigte Amri in seinem Mobiltelefon die Rufnummer eines 40-jährigen tunesischen Staatsangehörigen gespeichert hatte“. Dieser Mann könnte „in den Anschlag eingebunden gewesen sein“. Bis morgen wird nun ein Haftbefehl geprüft. Zuerst hatte "Spiegel online" darüber berichtet.

Amri verschickte einem Bericht zufolge zehn Minuten vor dem Anschlag in Berlin noch Sprachnachrichten und Fotos. Die Empfänger in Berlin und dem Ruhrgebiet könnten in die Attentatspläne eingeweiht gewesen sein, hieß es. Unter den Empfängern soll dem Magazin „Focus“ zufolge auch der 40-jährige Tunesier gewesen sein.

Der 24-jährige Amri aus Tunesien soll am 19. Dezember mit einem Truck am Breitscheidplatz zwölf Menschen getötet und mehr als 50 verletzt haben. Anis Amri war in Berlin über Monate aktiv. Bisherigen Ermittlungen zufolge fiel er als Drogendealer und in einer unter Salafisten beliebten Moschee auf.

Auf seiner Flucht nach dem Anschlag reiste Amri wohl durch die Niederlande. Der Tunesier sei in der Nacht zum 22. Dezember von der niederländischen Stadt Nimwegen mit einem Fernbus ins ostfranzösische Lyon gefahren, meldete die Nachrichtenagentur AFP. Nimwegen liegt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Wie Amri von Berlin aus dorthin gelangte, ist noch unklar. Der Bus fuhr AFP-Angaben zufolge zum Bahnhof Lyon-Part-Dieu, wo Amri von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. Von Lyon aus fuhr der Tunesier mit dem Zug in die französische Alpenstadt Chambéry und schließlich nach Italien. Dort starb er in der Nacht zum 23. Dezember bei einem Schusswechsel mit der Polizei in Mailand.

Der bei dem Terroranschlag ermordete Trucker Lukasz Urban aus Polen wird an diesem Freitag in seiner Heimat beigesetzt. Das teilte der Arbeitgeber des Fernfahrers, eine Stettiner Speditionsfirma, am Mittwoch im Internet mit. Nach der Obduktion in Deutschland untersuchten am Mittwoch auch polnische Gerichtsmediziner in Stettin den Leichnam des 37 Jahre alten Truckers. Demnach sei der Mann nicht schon Stunden vor dem Anschlag gestorben, hieß es in polnischen Medien.

Der mutmaßliche Attentäter Amri hatte den Truck des Polen den Ermittlungen zufolge am Nachmittag des 19. Dezembers in Berlin-Moabit entführt. Mit Urban hat der Tunesier offenbar gekämpft, Urban wies Ermittlern zufolge heftige Verletzungen auf. Er wurde nach dem Attentat erschossen auf dem Beifahrersitz seines Trucks gefunden.

Nach Informationen des „Spiegel“ war es der Bordcomputer des Lkw, der auf seiner Fahrt über den Breitscheidplatz eine Vollbremsung auslöste. Das System erkennt mithilfe einer Kamera Hindernisse und bremst automatisch.

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