Anschlag in Berlin: Anis Amri könnte durch die Niederlande geflüchtet sein
Neue Details zur Flucht des mutmaßlichen Berlin-Attentäters: Im Rucksack von Anis Amri wurde angeblich eine niederländische Sim-Karte gefunden.
Es gibt offenbar Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Attentäter von Berlin, Anis Amri, auf seiner Flucht auch durch die Niederlande gereist ist. Ermittler fanden Medienberichten zufolge eine Sim-Karte aus den Niederlanden in dessen Rucksack. Diese stamme aus einem Bestand an Sim-Karten, die zwischen dem 20. bis 22. Dezember in Zwolle, Breda und Nimwegen in Kaufhäusern verteilt wurden, berichtete die Zeitung „La Repubblica“ am Mittwoch.
Ob dies bedeutet, dass Amri auf seiner Flucht über Frankreich nach Italien auch Halt in den Niederlanden gemacht hat oder auf andere Weise an die Karte gekommen ist, ist nach dpa-Informationen aber noch unklar. Von der Bundesanwaltschaft gab es auf Anfrage keine Stellungnahme dazu.
Der französische Fernsehsender TF1 berichtet, Amri soll aus Amsterdam mit einem Fahrzeug des Unternehmen Flixbus nach Lyon gereist sein. Amri soll demnach während der 15-stündigen Fahrt nicht kontrolliert worden sein, auch sein Gepäck wurde nicht überprüft. Bekannt war bisher, dass Amri über Lyon und Chambéry nach Italien gelangt war.
Der 2015 nach Deutschland gekommene Tunesier Amri (24) war nach Überzeugung der Ermittler der Mann, der am Abend des 19. Dezember mit einem gestohlenen Sattelzug in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche raste. Zwölf Menschen starben, 53 wurden verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich.
Tunesier war im Ruhrgebiet wohl sehr gut vernetzt
Amri wurde am 23. Dezember von italienischen Polizisten in Sesto San Giovanni nördlich von Mailand erschossen. Statt bei der Personenkontrolle seinen Ausweis zu zeigen, zog er eine scharfe Pistole aus seinem Rucksack und eröffnete das Feuer auf die Beamten. Diese schossen zurück. Nach dpa-Informationen befindet sich die Leiche weiterhin in der Gerichtsmedizin in Mailand, da die Obduktion noch nicht abgeschlossen ist.
Amri war WDR-Recherchen zufolge zudem im Ruhrgebiet deutlich besser vernetzt als bislang angenommen. Demnach besuchte der in Mailand erschossene Tunesier während seiner Zeit in NRW ein Dutzend Moscheen im Ruhrgebiet. Er soll zudem sehr gute Kontakte nach Dortmund gehabt und einen Schlüssel zu einer Moschee besessen haben, in der er übernachtete. Seit Ende 2015 sei er regelmäßig zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet gependelt.
Nach dem Anschlag hatte die Polizei unter anderem eine Flüchtlingsunterkunft in Emmerich durchsucht, einen weiteren Einsatz gab es in Dortmund.
Der Tunesier war nach Angaben von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) 2015 nach Deutschland eingereist, er hatte nach seinem Aufenthalt in NRW seit Februar 2016 überwiegend in Berlin gelebt. Die Opposition im NRW-Landtag wirft den Behörden schwere Fehler bei der Überwachung des als Gefährder eingestuften Tunesiers in Nordrhein-Westfalen vor. (dpa/rtr)