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Die Freude des Dealmakers: Trump mit Schwiegersohn Jared Kushner (rechts.) und Amerikas Botschafter in Israel, David Friedman
© Reuters/Kevin Lamarque

Irans Albtraum: Auf einen Uralt-Konflikt folgt ein neuer – und er ist nicht weniger gefährlich

Israel, die Emirate und Amerika machen gemeinsame Sache gegen die Mullahs. Der neue Nahe Osten wird für Teheran zur Bedrohung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dr. Christian Böhme

Dieser Dienstag dürfte für Donald Trump ein richtig guter werden. Der US-Präsident wird zufrieden lächeln, sich sichtlich stolz über den Beifall freuen, mit Selbstlob nicht sparen und häufig drei Worte verwenden: historisch, Durchbruch, Freundschaft.

Vermutlich wird auch „Frieden“ nicht fehlen, wenn Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate im Weißen Haus ihr Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnen.

Das alles gehörte schon vor einigen Wochen zum Rhetorik-Repertoire, als Trump verkündete, das muslimische Land und der jüdische Staat würden ihre jahrzehntelange Feindschaft beenden.

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In der Tat ist Amerikas Präsident und seinem Schwiegersohn Jared Kushner ein echter Coup gelungen: Der Deal der Israelis mit den Emiratis markiert den Beginn eines neuen Nahen Ostens. Denn die Zeiten, in denen die Konfrontation zwischen den Regierenden in Jerusalem und der arabischen Welt die Region (und weit darüber hinaus) auf fatale Weise prägte, sie zählen nicht mehr.

Das Palästina-Problem? Schert kaum noch einen in der Region

Von gestern sind auch jene Jahre, die vom Sehnen der Palästinenser nach einem eigenen souveränen Staat geprägt waren. Heute wird das alles einem als weitaus bedeutsamer erachteten Kampf untergeordnet: dem gegen den Iran.

Am 31. August landet erstmals ein Flugzeug der israelischen Fluglinie El Al in Abu Dhabi.
Am 31. August landet erstmals ein Flugzeug der israelischen Fluglinie El Al in Abu Dhabi.
© Nir Elias/ Reuters/AP/dpa

Die Furcht vor dem expansiven Kurs der Mullahs eint Washington, die Scheichs am Golf und die Regierenden in Jerusalem. Sie sind gewillt, dem Feind gemeinsam entgegenzutreten, ihn mit aller Macht und allen Mitteln in die Schranken zu weisen.

Das gilt auch für andere Staaten im Nahen Osten. Bahrain geht – mit dem Segen der Großmacht Saudi-Arabien – bereits auf Israel zu. Der Sudan könnte folgen, der Oman ebenfalls.

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So entsteht ein schlagkräftiges politisches und militärisches Bündnis gegen den Iran. Genau darauf haben Trump und sein Team hingearbeitet. Israels Premier Benjamin Netanjahu hat den US-Präsidenten darin immer wieder bestärkt.

Trump und Netanjahu sind am Ziel

Jetzt sind die beiden Männerfreunde am Ziel. Trumps Iran-Beauftragter Brian Hook hat die Intention der Vereinbarungen vor Kurzem denn auch sehr treffend zusammengefasst. Sie seien ein „Albtraum“ für das Teheraner Regime.

Der Iran, hier Revolutionsführer Ali Chamenei, sieht sich einer neuen Allianz gegenüber.
Der Iran, hier Revolutionsführer Ali Chamenei, sieht sich einer neuen Allianz gegenüber.
© Official Khamenei Website/Reuters

In der Tat müssen die Mullahs den neuen Nahen Osten als ernsthafte Bedrohung ihrer Macht empfinden. Jetzt werden eine Menge Geld, Entschlossenheit und militärische Schlagkraft gegen sie aufgeboten.

Nur täusche sie keiner: Teheran wird sicherlich nicht klein beigeben und den Rückzug aus Ländern wie Syrien, Irak oder Jemen antreten.

Insofern liegen Trump und Co. falsch, wenn sie den neuen Nahen Osten mit einer Zeit des Friedens gleichsetzen. Der Uralt-Konflikt zwischen Arabern und Israelis mag sich dem Ende zuneigen – der mit dem Iran tritt dagegen in eine brandgefährliche Phase.

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