Sterbehilfe: Ärztepräsident warnt vor Euthanasie
In der Debatte um die Sterbehilfe fährt Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery schweres Geschütz auf. Er wirft den Befürwortern von ärztlich assistierter Suizidbeihilfe vor, auf die aktive Tötung von Patienten abzuzielen.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, hat den Befürwortern von ärztlicher Suizidbeihilfe vorgeworfen, auf die aktive Tötung von Patienten hinzuarbeiten. Es sei offensichtlich, dass der Gesetzantrag von Karl Lauterbach (SPD) und Peter Hintze (CDU) "ganz klar auf Euthanasie abzielt", sagte Montgomery dem „Tagesspiegel am Sonntag".
Wenn Sterbehilfe zur ärztlichen Aufgabe würde, müssten gute Mediziner „beim Patienten bleiben und es auch richtig machen“, betonte der Ärztepräsident. „Sie dürften ihm nicht den Schierlingsbecher reichen, sondern müssten ihm das Gift intravenös verabreichen.“ Und dafür müsse es „dann auch eine Gebührenordnungsziffer geben, denn ohne die darf kein Arzt etwas tun“. An all dem sehe man, „wie pervers das Ganze wäre“.
Der Bundestag will Anfang November über eine Neuregelung zur Sterbehilfe entscheiden. Dafür liegen dem Parlament vier Gesetzentwürfe vor, die von liberalen Regelungen bis zum Verbot jeglicher Suizidbeihilfe reichen.
"Ohne gesetzliche Regelung geht die Welt auch nicht unter"
Montgomery betonte, dass die Ärzte auch ohne gesetzliche Regelung leben könnten. „Natürlich wollen wir diese unanständigen Sterbehilfeorganisationen gern verboten haben“, sagte er. „Aber wenn rechtliche Fragen nicht zweifelsfrei zu lösen sind und am Ende gar nichts geschieht, ginge die Welt auch nicht unter.“
Gleichzeitig räumte der Ärztepräsident ein, dass es Defizite bei der Behandlung von schwerst Leidenden gibt. „Wir haben in Deutschland noch immer ein gestörtes Verhältnis zu Schmerzmitteln“, sagte Montgomery. Allerdings ändere sich dies zunehmend durch gute Anästhesisten. Und dass der Bundestag für die Palliativmedizin 180 bis 200 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen wolle, sei !ein tolles Signal".