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Arnulf Baring im Jahr 2010.
© privat

Stationen eines Lebens: Arnulf Baring – streitbar und umstritten

Zehlendorfer, Zeithistoriker, Jurist, Publizist: Mit seinen Aussagen sorgte er immer wieder für Diskussionen, er scheute die Kontroverse nicht. Ein Nachruf.

Sein Name steht für ein Berlin, das sich zu seinen besten Zeiten als intellektuell gezeigt hat. Arnulf Baring, Sohn eines Senatspräsidenten am Bundesverwaltungsgericht in Berlin, Zehlendorfer, Zeithistoriker, Jurist, Publizist. Und wo er überall studiert hat, in Hamburg, Berlin, Freiburg, New York, Speyer, Paris. Gelehrt auch, an der FU, in Paris.

Baring blieb auf Einladung des großen Henry Kissinger ein Jahr als Forschungsfellow in Harvard. Am Otto-Suhr-Institut war er dann zuhause, ein geachteter akademischer Lehrer. Etliche seiner Schüler prägen heute öffentliche Meinung. Baring, der Großbürger, fiel vielen auf als einer von Format.

Der WDR holte ihn in den sechziger Jahren in seine Politikredaktion, Walter Scheel in den Siebzigern ins Präsidialamt. Eines seiner herausragenden Bücher war denn auch das über die Ära Brandt/Scheel mit Machtwechsel und Ostpolitik, das Standardwerk über diese Zeit.

Aus der SPD ausgeschlossen

Aus der SPD in den achtziger Jahren ausgeschlossen, weil er Hans-Dietrich Genscher unterstützte, meldete sich Baring in den folgenden Jahren immer wieder als streitbarer Kopf zu Wort, oft mit umstrittenen Aussagen, ob zu Thilo Sarrazins Thesen, zur deutschen Geschichte über die Nazi-Zeit hinaus, zur Laufzeit von Atomkraftwerken, zum Wert von Hochschulabschlüssen der DDR, zur Euro-Krise, zum Parteiensystem, zu vielem mehr. Kurz: Er scheute die inhaltliche Kontroverse über aktuelles, in jedem Fall politisches Geschehen nicht, aber begehrte bei alledem auch ziemlich vehement, nicht in die rechtskonservative Ecke gestellt zu werden.

Und als so schlimm kann es trotz zuweilen starker Kritik in den hohen Kreisen der Republik nicht angesehen worden sein, denn Baring wurde 2011 noch einmal mit einer höheren Stufe des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet, dem Großen Verdienstkreuz.

Am Rande: Arnulf Baring, der Mann von Welt, Vater von vier Kindern, ist Teil einer großen Familie, die bis nach England reicht. Francis Baring wurde 1793 Baronet of Larkbear, Edward Baring der erste Baron Revelstoke. Zur Nachkommenschaft gehört Prinzessin Diana und durch sie auch ihr Sohn Prinz William – der gerade durch eine hochpolitische Äußerung aufgefallen ist. Das könnte Arnulf Baring gefallen haben. Er ist jetzt mit 86 Jahren in Berlin gestorben.

Als Lehrer begnadet, gehirnerfüllend: Lesen Sie hier Erinnerungen unseres Redakteurs Werner van Bebber, der bei Arnulf Baring an der Freien Universität Berlin studiert hat.

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