Flüchtlingsschiff im Mittelmeer: „Aquarius“ legt in Malta an – Deutschland nimmt 50 Menschen auf
Nach tagelanger Irrfahrt hat das Rettungsschiff „Aquarius“ einen sicheren Hafen angesteuert. Deutschland und fünf weitere EU-Staaten erklärten sich bereit, die 141 Flüchtlingen an Bord aufzunehmen.
Das Rettungsschiff „Aquarius“ mit 141 Migranten an Bord ist in den Hafen der maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen. Das teilten am Mittwoch die beiden Organisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen mit, die das Schiff seit zwei Jahren betreiben. Fünf europäische Länder wollen die am vergangenen Freitag vor der libyschen Küste an Bord genommenen Menschen aufnehmen.
Erst am Dienstag hatte sich nach tagelanger Irrfahrt eine Lösung gefunden. Deutschland will aus humanitären Gründen bis zu 50 Menschen aufnehmen. Es sei wichtig gewesen, die Menschen schnell in Sicherheit zu bringen, sagte Seibert. Die Bundesregierung begrüße, dass dies durch solidarisches Engagement der beteiligten EU-Staaten gelungen sei.Sie fordert aber auch eine nachhaltige europäische Regelung für die Flüchtlinge, die über das Mittelmeer kommen.
Es handele sich im aktuellen Fall um eine „Ad-hoc-Lösung“, die aber zeige, dass es Solidarität gebe und die humanitäre Krise in Mittelmeer anerkannt werde, sagte die Geschäftsführerin von SOS Mediterranee Deutschland, Verena Papke, in Berlin.
Rund die Hälfte der Menschen an Bord der „Aquarius“ seien Kinder und Jugendliche, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, Florian Westphal. Sehr viele Minderjährige seien ohne Begleitung unterwegs. Die Geretteten berichteten von Missbrauch, Folter, Zwangsarbeit, Vergewaltigung und Erpressung auf dem Weg ihrer Flucht - vor allem in Libyen. Die Seenotretter betrachten das Land als unsicher für Geflüchtete.
Die „Aquarius“ werde weiter auslaufen und Menschen in Not retten, erklärten die beiden Organisationen. Man gehe davon aus, dass dies nötig sei, solange die europäischen Staaten nicht in der Lage seien, eine nachhaltige Lösung zu finden, sagte Westphal. Europa müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden. Er appellierte an die Behörden, humanitäre Arbeit zu ermöglichen und nicht zu behindern.
Auch Deutschland solle sich dafür einsetzen, dass sich die zivile Seenotrettung weiter engagieren dürfe, forderte Westphal. Aktuell sei überhaupt kein Rettungsschiff im Mittelmeer unterwegs, hieß es.
An der Lösung zur Aufnahme der Menschen an Bord der „Aquarius“ beteiligen sich neben Deutschland auch Spanien, Portugal, Frankreich und Luxemburg.
Das Schiff war seit Freitag erneut auf der Suche nach einem europäischen Mittelmeerhafen. Italien verweigerte die Erlaubnis zum Einlaufen. Im Juni hatte Spaniens Regierung in ähnlicher Lage dem Schiff erlaubt, im Hafen von Valencia einzulaufen. (KNA, AFP)