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Der Berliner Breitscheidplatz bot am 19. Dezember 2016 ein Bild der Zerstörung.
© dpa

Chronologie des Breitscheidplatz-Attentats: Anis Amri, polizeibekannter Gefährder

Anis Amri musste bereits im Oktober 2011 in Italien erstmals in Haft. Eine Chronologie des Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz.

OKTOBER 2011

Anis Amri, damals 19 Jahre, wird in Italien wegen Brandstiftung und Körperverletzung zu vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte mit anderen Tunesiern einen Sozialarbeiter zusammengeschlagen. Nach der Haft zieht er über die Schweiz weiter.

JULI 2015

Amri reist durch Deutschland. In Karlsruhe lässt er sich unter anderem Namen als Tunesier registrieren, später als vermeintlicher Ägypter auch in Dortmund. Er versucht es auch in Berlin. In der Warteschlange am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales schlägt Amri einen Wachmann.

NOVEMBER 2015

Ein V-Mann des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen erfährt, ein gewisser „Anis“ soll Einbrüche organisieren, um sich mit erbeutetem Geld Waffen kaufen zu können. Die Deutschen fragen in Italien an – nun steht fest: Es geht um Anis Amri, geboren am 22. Dezember 1992 in Tunesien.

FEBRUAR 2016

Über Amri wird im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum (GTAZ) in Berlin in vier Sitzungen gesprochen. 40 Sicherheitsbehörden haben im GTAZ einen Vertreter. Amri gilt noch als wenig gefährlich. Berliner Polizisten fangen ihn am Busbahnhof Berlin ab, beschlagnahmen sein Handy, finden offenbar Kontakte zu IS-Männern.

MÄRZ 2016

Amri gilt in Berlin als Gefährder. Die Staatsanwaltschaft vermutet, Amri plane einen Einbruch, um Geld für den Erwerb automatischer Waffen zu beschaffen, „um damit später mit noch zu gewinnenden Mittätern einen Anschlag zu begehen“.

JULI 2016

Amri stürmt eine bei Dealern beliebte Bar in Berlin-Neukölln, ein libyscher Mittäter sticht auf einen Mann an einem Spielautomaten ein – Streit im Milieu. Später fährt er im Fernbus von Berlin nach Zürich, wird in Friedrichshafen von Bundespolizisten kontrolliert, die bei ihm Drogen und gefälschte italienische Papiere finden. Er bleibt für ein paar Tage in Abschiebehaft. Amri wird entlassen, weil offizielle tunesische Papiere fehlen.

OKTOBER 2016

Tunis bestätigt: Ja, es handelt sich um Anis Amri, geboren 22. Dezember 1992 – in NRW beginnt das Passersatzverfahren. Das BKA teilt Hinweise aus Marokko, wonach sich Amri in Berlin aufhalten soll. „Kein konkreter Gefährdungssachverhalt“, heißt es im November im GTAZ letztmalig über ihn. Aber ab 13. Oktober wird Amri in der Inpol-Datenbank, dem länderübergreifenden Polizei-Infosystem, auch als „foreign fighter“ geführt – also als ausländischer Terrorist. Amri besucht öfter die Fussilet-Moschee in Berlin- Moabit, ein Treffpunkt militanter Salafisten.

19. DEZEMBER 2016

Amri kapert einen Truck, erschießt den polnischen Fahrer, rast in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Elf Menschen sterben, mehr als 60 werden verletzt.

23. DEZEMBER 2016

Ein Polizist erschießt Amri nahe Mailand.

FEBRUAR 2017

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) verbietet den Verein der Fussilet-Moschee. Im Landtag von Nordrhein-Westfalen nimmt ein Untersuchungsausschuss die Arbeit auf.

APRIL 2017

Sonderermittler Bruno Jost soll mögliche Fehler der Berliner Behörden im Fall des Terroristen Anis Amri aufdecken. Er wird später von Fehlern der Amri-Ermittler, aber auch von Personalmangel bei der Polizei sprechen.

MAI 2017

Innensenator Geisel teilt mit, er habe zwei Polizisten angezeigt, wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt. Die beiden sollen Akten über Amri frisiert haben, um zu verschleiern, dass sie den Tunesier wegen Drogenhandels hätten festnehmen können. Der Verdacht bestätigt sich in dieser Härte nicht.

JULI 2017

Im Berliner Abgeordnetenhaus beginnt ein Untersuchungsausschuss die Arbeit.

JANUAR 2018

Der Bundestag setzt einen Untersuchungsausschuss ein.

DEZEMBER 2018

Aus einem Schreiben der Bundesanwaltschaft geht hervor, dass Amri im Spätsommer 2016 mit einem Komplizen einen Sprengstoffanschlag plante. hah/fan

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