Friedensnobelpreis für das Welternährungsprogramm: Andere hätten die Ehrung dringender gebraucht
Die Entscheidung des Komitees ist weder mutig noch überraschend. Warum nicht die Demokratiebewegung in Weißrussland auszeichnen? Ein Kommentar.
Warum nicht mehr Kreativität? Der Friedensnobelpreis für das Ernährungsprogramm der Vereinten Nation ist keine falsche Entscheidung. Aber sie ist weder mutig noch fantasievoll noch überraschend.
Das Komitee hätte die Chance nutzen können, ein hilfsbedürftiges Anliegen mit der prestigeträchtigen Auszeichnung ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu rücken, das dringend der Unterstützung bedarf. Zum Beispiel die Demokratiebewegung in Weißrussland. Oder die friedensbereiten Gruppen in Konflikten wie den frisch aufgeflammten Kämpfen in Berg-Karabach oder im quälend langen Krieg im Jemen.
Gewiss, mit solchen Ehrungen hätte sich die Jury mitten hinein in aktuelle Machtkämpfe begeben, ohne zu wissen, ob die Geehrten mit ihren Bemühungen um friedliche Konfliktlösung in absehbarer Zeit Erfolg haben. Womöglich hätte eine dieser
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Entscheidungen die Liste der Beispiele verlängert, bei denen sich die mit dem Friedensnobelpreis verbundene Hoffnung selbst Jahre später noch nicht erfüllt und den Sinn der Ehrung gerechtfertigt hat.
Doch eine Auszeichnung zum Beispiel der friedlichen Demonstranten von Minsk – und dort besonders der Frauen, die an die Stelle der verhafteten und misshandelten Männer getreten sind – hätte ihnen Mut gemacht. Und hätte ihre machtpolitische Stellung gegenüber den Wahlfälschern in Belarus und gegenüber Russland, das sie stützt, gestärkt.
Es hätte auch andere Anwärter gegeben
Nun also das Ernährungsprogramm der Vereinten Nation. Ja, auch das WFP hat den Preis verdient. Hunger ist ein unnötiges Leiden in einer Welt, die insgesamt mehr als genug Nahrung produziert und auf der die Menschen vielerorts im Überfluss leben. Hunger, und das ist noch viel verwerflicher, wird zudem von Kriegsparteien immer wieder gezielt als Waffe eingesetzt, neben Demütigung, Vergewaltigung und Versklavung insbesondere von Frauen und Kindern.
Das Welternährungsprogramm hat über die Jahre hunderte Millionen Menschen gerade auch in Kriegsgebieten mit Essen versorgt. Es hat damit die Konflikte und ihre Folgen abgemildert und zum Frieden beigetragen.
Es ist ein würdiger Preisträger. Nur hätte es 2020 vielleicht doch andere Anwärter gegeben, die ebenfalls würdig wären, die Ehrung aber dringender gebraucht hätten – damit die Chancen wachsen, dass ihr Eintreten für den Frieden erfolgreich endet.
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