Gezielte Tötung von General Soleimani: Amerikas Kriegserklärung
Der US-Präsident lässt Irans zweitmächtigsten Mann umbringen. Das werden die Mullahs nicht unbeantwortet lassen. Die Zeichen stehen auf Sturm. Ein Kommentar.
Das ist ein Schlag, der nicht nur den Nahen Osten erschüttern wird, die Folgen dürften weltweit erheblich sein: Die gezielte Tötung von Qassem Soleimani durch amerikanische Raketen ist eine klare Botschaft der US-Regierung Richtung Teheran: Wir lassen uns nichts gefallen und sind bereit, unsere Feinde mit militärischen Mitteln aus dem Weg zu räumen.
Und die Mullahs werten den Tod ihres führenden Generals als das, was es ist – eine offene Kriegserklärung: Der „große Satan“ bleibt der Erzfeind. Und Donald Trump ist dessen Repräsentant.
Denn Soleimani war nicht nur einer der hochrangigsten Militärs der Islamischen Republik, sondern de facto der zweitmächtigste Mann des Landes. Ihn töten zu lassen, bedeutet in etwa: Der US-Vizepräsident wird von einer auswärtigen Macht umgebracht.
Die Iraner werden um Soleimani trauern
Allerdings war Soleimani kein harmloser Soldat, sondern einer, der seinen Feinden mit allen Mitteln gnadenlos entgegentrat. Einer, der auf Terror setzte. Er leitete als Befehlshaber der Al-Kuds-Brigaden alle Operationen der Revolutionsgarden im Ausland – von Syrien über den Irak bis nach Jemen - und kommandierte pro-iranische Milizen. Tauchte er auf den Schlachtfeldern der Region auf, drohte für den Gegner Ungemach und Tod. Keine Frage, dass Soleimani hinter den jüngsten Angriffen auf US-Einrichtungen im Irak steckte.
Für all das war er nur dem Obersten Revolutionsführer Ali Chamenei Rechenschaft schuldig, der ihm wie kaum einem anderen vertraute. Soleimani auszuschalten kommt folglich einem Anschlag auf Teherans Führungsriege gleich. Auch viele Iraner, die Soleimani als Held verehrten, werden dessen Tod betrauern und Amerika verteufeln.
Dass die Mullahs jetzt Rache schwören, sollte Washington deshalb sehr ernst nehmen. Auch sie werden – wie schon in den vergangenen Wochen und Monaten – keine Gelegenheit verstreichen lassen, um Vergeltung zu üben.
Und Teheran hat seine Mittel und Wege. Die reichen von Attacken wie dem Sturm auf die US-Botschaft in Bagdad bis zum Aufbringen von Schiffen oder Terroranschlägen.
Das wiederum werden die Vereinigten Staaten nicht unbeantwortet lassen können. Was die große Gefahr birgt, dass sich die ohnehin brandgefährliche Lage nochmals hochschaukelt. Selbst wenn Donald Trump immer wieder betont, er wolle keinen Krieg, so könnten die USA sich doch sehr rasch mit einem solchen im Nahen Osten konfrontiert sehen.
Denn enge Verbündete wie Israel und Saudi-Arabien könnten als Erste den Zorn der Mullahs zu spüren bekommen. Und dann wäre Amerikas Waffenmacht gefordert.
Keine Frage: Nach dem Luftschlag gegen den iranischen Top-Militär stehen die Zeichen auf Sturm. Oder, wie es der frühere US-Vizepräsident Joe Biden treffend ausdrückt: Trump hat eine Stange Dynamit in ein Pulverfass geworfen.