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EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos.
© François Lenoir/REUTERS

Dimitris Avramopoulos: Als EU-Innenkommissar vorerst gescheitert

EU-Innenkommissar Avramopoulos kommt am Dienstag zum Polizeikongress nach Berlin. Auf europäischer Bühne gilt er als erfolgloser Streiter für eine Verteilung der Flüchtlinge.

Es ist nicht bekannt, ob Dimitris Avramopoulos zu denjenigen EU-Kommissaren gehört, die Jean-Claude Juncker nicht gerade prickelnd findet. Martin Selmayr, der Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Juncker, hatte der finnischen Zeitung „Helsingin Sanomat“ vor ein paar Wochen anvertraut, dass sein Chef einige seiner 27 Kommissarskollegen derart langweilig finde, dass er sie „wandelnde Schlaftabletten“ nenne. Fest steht aber, dass Avramopoulos schon einmal den Brüsseler Pressesaal etwas einschläfern kann, wenn er beispielsweise den Allgemeinplatz verkündet, dass die Europäer gerade in Zeiten des Terrors zusammenhalten müssten.

Nun wäre es allerdings auch ungerecht, dem Griechen Avramopoulos, der an diesem Dienstag beim Europäischen Polizeikongress in Berlin auftreten will, allein ein mangelndes Redetalent vorzuhalten. Das Problem des 63-Jährigen – und der gesamten EU-Kommission – reicht tiefer. Wenn Avramopoulos, der in der EU-Kommission für Migration und Inneres zuständig ist, mit seinen Botschaften in der Öffentlichkeit kaum noch durchdringt, so liegt das vor allem an seinem undankbaren Ressort.

Nachdem der Grieche Ende 2014 Migrationskommissar in Brüssel geworden war, rückte er schnell ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Als die Flüchtlingskrise 2015 ihren Höhepunkt erreichte, forderte er immer wieder eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in der gesamten EU. Damit sollte vor allem Avramopoulos’ Heimatland entlastet werden. Doch die Appelle des Griechen verhallten in den EU-Hauptstädten weit gehend ungehört. Und je deutlicher vor allem die Osteuropäer ihren Widerstand gegen die Flüchtlingsverteilung formulierten, umso schweigsamer wurde Avramopoulos.

Bei seinen Auftritten ist dem früheren Athener Verteidigungsminister inzwischen eine gewisse Amtsmüdigkeit anzumerken – die übrigens auch seinen Brüsseler Chef Juncker erfasst zu haben scheint. Denn sonst hätte Juncker jüngst wohl kaum noch einmal bekräftigt, dass er nicht für eine zweite Amtsperiode zur Verfügung steht. Auch für Avramopoulos ist Brüssel möglicherweise die letzte politische Station. Zu Beginn des Jahres 2015 war der Konservative noch als Kandidat für das Amt des griechischen Staatspräsidenten im Gespräch gewesen. Doch Regierungschef Alexis Tsipras nominierte einen anderen Politiker aus den Reihen der konservativen Nea Dimokratia – den früheren Innenminister Prokopis Pavlopoulos.

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