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Der Verhaltensökonom Armin Falk geht Impfgegner scharf an.
© Tim Brakemeier/dpa

Forscher zur Debatte um Impfpflicht: „Allgemeinheit muss zahlen für Trägheit und Dummheit der Impfgegner“

Für Forscher Falk sind Impfverweigerer Trittbrettfahrer der übelsten Sorte. Sollten Triage-Entscheidungen nötig werden, müsse der Impfstatus einbezogen werden.

In die Debatte um eine Impfpflicht gegen das Coronavirus hat sich mit drastischen Worten ein Wissenschaftler der Leopoldina eingeschaltet. „Sich nicht impfen zu lassen, hat nichts mit Rationalität zu tun, sondern einfach nur mit Eigennutz“, sagte der Bonner Verhaltensökonom Armin Falk der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Und: „Die Allgemeinheit muss hier zahlen für die Trägheit und die Dummheit der Impfgegner.“

Auch bei Krankenhausbehandlungen will Falk den Impfstatus berücksichtigen. „Wenn Beatmungsgeräte knapp werden oder wir nochmal in eine Triage-Situation kämen, was ich nicht hoffe, und wir dann vor der Wahl stehen, ob ein Geimpfter oder ein Nicht-Geimpfter die Behandlung bekommt, dann würde ich sagen, dass der Impfstatus mit in die Abwägung einfließen sollte“, sagte er.

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Weiter erklärte Falk, es handle sich bei denen, die nicht aus medizinischen Gründen von einer Impfung ausgenommen seien, um ein „Trittbrettfahrertum der übelsten Sorte“. Weil die Nebenwirkungen des Impfens überschaubar und der Nutzen für die Gesellschaft riesig seien, fordert Falk eine „Impfverpflichtung“.

Das Mindeste aber müsse es sein, den Zugang zu Restaurants, Reisen und Veranstaltungen für Nicht-Geimpfte zu erschweren, „weil im Moment die Kooperativen die Dummen sind“. An die Adresse des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der sich bislang nicht hat impfen lassen, sagte er: „Klappe halten, impfen lassen.“

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Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hält es für angemessen, dass in der Corona-Pandemie Geimpfte und Genesene mehr Freiheiten genießen als Ungeimpfte. Es sei erwiesen, dass nach Genesung oder nach der vollständigen Impfung die Gefahr deutlich sinke, andere anzustecken, sagte Schäuble der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

„Daher werden wir diese Gruppen nicht dauerhaft allen Beschränkungen unterwerfen können, die für Nichtgeimpfte gelten müssen, um die Pandemie zu bekämpfen“, betonte der CDU-Politiker. Für eine solche unterschiedliche Behandlung sehe er auch keine verfassungsrechtlichen Probleme.

Ein Coronaleugner bei einer Demo in Essen.
Ein Coronaleugner bei einer Demo in Essen.
© Imago Images/Gottfried Czepluch

Schäuble zeigte sich bekümmert über die gesunkene Impfquote in Deutschland. „Ich kann die mangelnde Impfbereitschaft nicht nachvollziehen, das macht mich maßlos traurig“, sagte der Parlamentspräsident. Zu Jahresbeginn hätten die Menschen es nicht erwarten können, die rettende Spritze zu bekommen. „Und jetzt verzweifeln Hausärzte, weil Impfdosen massenhaft bei ihnen liegen bleiben.“ Dabei sei ein vollständiger Impfschutz für so viele Menschen wie möglich die einzige Chance, Corona in die Schranken zu weisen und die Freiheit zu sichern.

Um das Impftempo zu steigern, hofft Schäuble auch auf sozialen Druck. Jeder Einzelne solle sich stärker mit der Frage auseinandersetzen, welche Folgen eine Impfverweigerung für die Mitmenschen hätten. Zugleich brauche es noch mehr Impfangebote überall dort, wo sich die Menschen ohnehin aufhielten, bald etwa wieder vor dem Fußballstadion oder dem Open-Air-Konzert. Jede kreative Idee, wie mehr Menschen geimpft werden können, sei willkommen.

„Einen neuen Lockdown müssen wir alle gemeinsam vermeiden! Das wäre verheerend für die Gesellschaft, die Wirtschaft und alle anderen Lebensbereiche“, machte Schäuble deutlich. Gerade auch in Bildungseinrichtungen von der Kita bis zur Hochschule dürfe es nicht wieder zu solchen Einschränkungen kommen, um den Kindern und jungen Leuten nicht noch mehr Schaden zuzufügen.

Auch der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) rief zu einer Impfung auf. Für Christen sei das eine Pflicht, da eine Impfung „nicht nur uns, sondern auch unsere Mitmenschen“ schütze, erklärte der Vorsitzende des KKV-Bundesverbandes, Josef Ridders, am Donnerstag. Deshalb gebe es eine „moralische und ethische Impfpflicht“. Er könne verantwortungsvolle Christen nicht verstehen, die sich und andere gefährdeten, indem sie sich dem überschaubaren Risiko einer Schutzimpfung entzögen.

Eine allgemeine Impfpflicht sei sicher nicht durchsetzbar, so Ridders. In bestimmten Berufsgruppen wie im Gesundheits- und Bildungswesen müsse man eine solche Pflicht aber in Betracht ziehen, um etwa den Betrieb von Schulen und Kitas dauerhaft sicherzustellen. Logische Konsequenzen für Impfverweigerer müsse die Übernahme von Testkosten sowie Einschränkungen bei Veranstaltungen oder verschärften Quarantäneregelungen bei Reisen sein.

Auch der Paderborner Moraltheologe und Geistliche Beirat des KKV, Peter Schallenberg, sieht Christen in der Pflicht, sich impfen zu lassen. „Ich persönlich glaube schon, dass man sich im Gewissen ernsthaft befragen muss, wenn man sich nicht impfen lassen will.“ Denn man schütze mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur sich selbst, sondern auch andere gegen Ansteckung. (KNA, dpa)

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