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Frankreichs früherer Premierminister Alain Juppé.
© dpa

Frankreich: Alain Juppé geht ins Rennen ums Präsidentenamt

Frankreichs früherer Regierungschef Alain Juppé wagt sich aus der Deckung: Der derzeitige Co-Chef der konservativen Oppositionspartei UMP will sich um die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2017 bewerben.

Der frühere französische Regierungschef Alain Juppé will sich innerhalb der konservativen Partei UMP um die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2017 bewerben. Er habe "entschieden, bei den künftigen Vorwahlen zu kandidieren", kündigte der Bürgermeister von Bordeaux am Mittwoch in seinem Internetblog an. Juppé führt die zerstrittene UMP derzeit übergangsweise gemeinsam mit den ehemaligen Regierungschefs François Fillon und Pierre Raffarin.
Die UMP befindet sich in einer ihrer schwersten Krisen seit der Gründung im Jahr 2002. Die Partei soll über falsche Abrechnungen in Millionenhöhe illegal den Wahlkampf des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy im Jahr 2012 mitfinanziert haben. Bei der Europawahl Ende Mai musste die UMP herbe Verluste hinnehmen und landete deutlich hinter der rechtsextremen Front National (FN) auf dem zweiten Platz.
Ob in der Partei eine Vorwahl zur Bestimmung des Präsidentschaftskandidaten stattfinden wird, ist zudem fraglich. Sarkozys Umfeld wünscht sich, dass der Ex-Präsident bei einem Parteitag im Herbst zum Parteichef gewählt und dann ohne parteiinternen Vorentscheid Kandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahl wird. Andere wie etwa Juppé pochen auf die in den Parteistatuten verankerte Vorwahl.

"Der Beste von uns allen"

Der frühere französische Staatspräsident Jacques Chirac hatte Juppé einst als den „Besten von uns allen“ gelobt. Gemeinsam mit Chirac, der 1995 zum Präsidenten gewählt wurde, war Juppé seinerzeit aufgestiegen. Mit ihm stürzte er auch ab: 2004 verdonnerte ein Gericht Juppé in der Affäre zu 14 Monaten Gefängnis auf Bewährung und für die Dauer eines Jahres zum Verlust aller Wahlmandate.

Auszeit in Kanada

Die glanzvolle Karriere Juppés, der mit 17 Abitur gemacht, mit 27 drei Eliteschulen, darunter die ENA, absolviert hatte, schien nach den Stationen als Parteichef, Stadtoberhaupt von Bordeaux, Außenminister und Premierminister mit einem jähen Absturz zu enden. Er legte alle Ämter nieder, ging als Gastprofessor nach Kanada, und als er nach einem Jahr zurückkam, begnügte er sich damit, als Stadtoberhaupt von Bordeaux Basisarbeit zu leisten.

Doch seine Ambitionen hatte Juppé nie aufgegeben, auch wenn er sich, wie er sagt, in Bordeaux nicht langweilte. 2007 musste er nach einer Niederlage bei der Parlamentswahl wieder aus der Regierung ausscheiden, in die ihn der damalige Präsident Sarkozy als Umweltminister berufen hatte. Doch 2010 gelang ihm ein Comeback, als ihn Sarkozy zum Verteidigungsminister berief. (mit AFP)

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