Deutschlandtag der Jungen Union: AKK verwandelt den Matchball
Bei ihrem Auftritt beim Deutschlandtag der Jungen Union stand CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer unter Druck. Am Ende gab es sogar stehende Ovationen.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer trat am Sonntag beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Saarbrücken zwar in ihrer Heimat auf, aber es war nicht unbedingt ein Heimspiel. Die Versammlung finde gewissermaßen „in meinem Wohnzimmer“ statt, meinte Kramp-Karrenbauer zu Beginn ihrer Rede.
Von einer gemütlichen Atmosphäre konnte aber keine Rede sein. Denn das dreitägige Treffen des Parteinachwuchses von CDU und CSU glich einem Schaulaufen.
Vor Kramp-Karrenbauer waren in Saarbrücken bereits der frühere Unions-Fraktionschef Friedrich Merz, Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und dessen nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) aufgetreten. Zumindest von Spahn lässt sich sagen, dass er sich derzeit mit Blick auf die Kanzlerkandidaten-Frage bei der Union als innerparteilicher Konkurrent der CDU-Chefin in Stellung bringt.
Vor allem Merz’ umjubeltes Grußwort machte deutlich, wie sehr Kramp-Karrenbauer angesichts schlechter Umfragewerte der Union derzeit unter Druck steht. Merz hielt noch einmal eine Rückschau auf den letzten CDU-Parteitag vom vergangenen Dezember, bei dem er Kramp-Karrenbauer beim Ringen um den Vorsitz knapp unterlegen war.
Merz gibt sich gönnerhaft
Nach der Entscheidung zugunsten von Kramp-Karrenbauer sei klar gewesen, dass man den innerparteilichen „Spannungsbogen nicht unbegrenzt aufrecht erhalten“ könne, sagte Merz, der vor allem als Liebling der Parteirechten gilt. Etwas gönnerhaft fügte er an, dass auch er als CDU-Chef Fehler gemacht hätte. Als ihm ein Nachwuchs-Unionist im Saal vehement widersprach, meinte er nur: „Doch. doch.“
Kramp-Karrenbauer wusste also, was sie erwartet, als sie am Sonntag vor den JUlern auftrat. Mit dem Mikrofon in der einen und einem Spickzettel in der anderen Hand ging sie gleich auf das Schaulaufen ihrer männlichen Konkurrenten ein und bemerkte ironisch, man habe den Eindruck bekommen können, „dass es hier mehr um das Format ’Germany’s next Topmodel’ geht als um sonstwas“. Den entscheidenden Punkt hatte die Verteidigungsministerin schon zuvor während ihres Besuchs im Baltikum abgeräumt.
Sie lehne eine Urwahl des nächsten Kanzlerkandidaten der Union ab, erklärte sie in Riga. Das hielt den Parteinachwuchs allerdings nicht davon ab, einen mehrheitlichen Beschluss zugunsten eines Mitgliederentscheides zu fassen. Ob der nächste Kanzlerkandidat oder die Kanzlerkandidatin der Union tatsächlich auf diesem Wege gekürt wird, müssen nun die kommenden Parteitage der CSU in einer Woche und der CDU-Parteitag Ende November entscheiden.
Vom Klimaschutz und den Sorgen der Dieselfahrer
In ihrer Rede spannte Kramp-Karrenbauer den Bogen vom Klimaschutz über die Sorgen der Dieselfahrer, die sich kein Elektroauto leisten können, bis zur Außen- und Sicherheitspolitik. Vor ihrer Reise ins Baltikum hatte die Ministerin einen Lufttransportstützpunkt der Bundeswehr im Niger und ein Ausbildungszentrum im Krisenstaat Mali besucht. Mali sei die „Drehscheibe für den internationalen Terrorismus“, begründete sie den dortigen Einsatz deutscher Soldaten.
Als sie erklärte, dass die Bundeswehr so ausgestattet werden müsse, dass die Soldaten wieder gesund aus dem Auslandseinsatz zurückkommen, gab es großen Beifall. Spätestens an diesem Zeitpunkt war klar, dass die CDU-Chefin bei ihrem Heimspiel in Saarbrücken ihren Matchball auch verwandeln würde.
Auch JU-Chef Kuban sucht den Schulterschluss mit AKK
Am Ende ihrer Rede gab es sogar stehende Ovationen für Kramp-Karrenbauer. Auch JU-Chef Tilman Kuban, der nicht unbedingt zu ihren Unterstützern gehört, suchte den Schulterschluss zur Parteichefin. Geholfen haben dürfte ihr in Saarbrücken die Tatsache, dass sie vor den Jungpolitikern die nötige Portion Selbstkritik an den Tag legte.
Seit ihrer Wahl zur Parteichefin sei „bei Weitem nicht alles gelungen“, gab sie zu. Aber andererseits rechnete sie es sich durchaus ihr Verdienst an, dass die CDU beim Thema Klimaschutz inzwischen jene „programmatische Lücke“ geschlossen habe, die sich vor allem bei der Europawahl im Mai negativ bemerkbar machte.
Nachträglich noch einmal Kritik am Eintritt der Parteichefin ins Kabinett
Dass trotzdem weiter etliche JUler mit Kramp-Karrenbauer hadern, wurde indes nach ihrer Rede deutlich. Ein Fragesteller merkte an, dass die Entscheidung der Parteichefin, entgegen ihrer Ankündigung ins Kabinett einzutreten, der Glaubwürdigkeit geschadet habe.
Kramp-Karrenbauer antwortete, dass ihre Entscheidung, im vergangenen Juli das Verteidigungsressort zu übernehmen, von mehreren Kriterien beeinflusst wurde – darunter die wackeligen Situation der SPD und der Wunsch nach Kontinuität. Deshalb, sagte Kramp-Karrenbauer im Rückblick, habe sie sich damals gesagt: „Bundeswehr ist bei der CDU Chefsache, und deshalb übernehme ich das Ressort selbst.“