zum Hauptinhalt
Die portugiesische Hauptstadt Lissabon wird am Wochenende abgeriegelt.
© Imago/ZUMA Wire
Update

In mehr als 60 Prozent der neuen Fälle: Abgeriegeltes Lissabon leidet unter der Delta-Variante

Die portugiesische Hauptstadt Lissabon ist dicht, weil dort die Delta-Variante dominiert. Das Land verzeichnet so viele Neuinfektionen wie zuletzt im Februar.

Die portugiesische Hauptstadt Lissabon ist bis zum Ende des Wochenendes weiter abgeriegelt. Die 2,8 Millionen Bewohner dürfen die Region wegen des starken Anstiegs der Fälle nur aus triftigem Grund verlassen.

Angeordnet worden war die Abriegelung am Mittwoch, als in Portugal mit 1350 neuen Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden die höchste Fallzahl seit Ende Februar festgestellt worden war. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist seitdem von 57 auf 72 weiter gestiegen.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die meisten der Infektionen hatten sich in der Hauptstadt, der bevölkerungsreichsten Stadt Portugals, ereignet. Warum? Das ist seit den am Sonntag veröffentlichten vorläufigen Daten der portugiesischen Behörden völlig klar. Demnach sind nämlich mehr als die Hälfte der neuen Corona-Fälle auf die besonders infektiöse Delta-Variante des Virus zurückzuführen.

Die zuerst in Indien identifizierte Delta-Variante mache über 60 Prozent der Fälle aus, sagte Ricardo Jorge vom Gesundheitsinstitut. In der nördlichen Hälfte des Landes liege der Anteil hingegen bei weniger als 15 Prozent. Dort dominiert die Alpha-Variante, die zuvor in Großbritannien vorherrschend war, und steht hier für 80 Prozent der Infektionen.

Portugal hatte am Samstag bereits den vierten Tag in Folge mehr als 1000 neue Corona-Fälle gemeldet. Die Zahl der alle 24 Stunden neu positiv getesteten Personen ist inzwischen wieder auf dem Niveau von Ende Februar, als für das Land noch ein Lockdown galt.

Der Unterschied zu damals: Mittlerweile ist etwa jeder vierte der zehn Millionen Einwohner vollständig geimpft. Während die Zahl der Krankenhausaufenthalte in den vergangenen Tagen leicht gestiegen ist, gab es keine nennenswerte Zunahme der Todesfälle, da die meisten älteren, anfälligeren Menschen bereits geimpft wurden.

Wegen steigender Corona-Zahlen wird die portugiesische Hauptstadt Lissabon übers Wochenende abgeriegelt.
Wegen steigender Corona-Zahlen wird die portugiesische Hauptstadt Lissabon übers Wochenende abgeriegelt.
© dpa/Armando Franca

Der jüngste Corona-Ausbruch kommt etwa einen Monat, nachdem das vom Tourismus abhängige Portugal das Land für Besucher aus dem Rest der EU und aus Großbritannien geöffnet hat. Die Hauptstadt Lissabon leidet deshalb derzeit besonders.

Regierungssprecherin Mariana Viera da Silva bezeichnete die Abriegelung als eine zusätzliche präventive Maßnahme, die nicht vorgesehen gewesen sei. Die Regierung habe diese ergriffen, um den Anstieg der Inzidenz im Großraum Lissabon einzudämmen. Auch Vitor Almeida vom Krisenstab der portugiesischen Ärztekammer sagte der „Tagesschau“, dass es sich bei der Abriegelung um eine Vorsichtsmaßnahme handele.

Die Regierung wolle nun vermeiden, dass die Situation auf den Rest des Landes überschwappe. Als problematisch erachtet der Mediziner Almeida vor allem die Vorstädte Lissabons, weil die Menschen dort sehr eng zusammenlebten und nach dem Lockdown ein großes Nachholbedürfnis an sozialen Kontakten hätten. Dennoch sei die Lage nicht mit der Anfang des Jahres vergleichbar, die Todesraten niedrig.

Touristen sollten von der Abriegelung kaum betroffen sein

„Der Großraum Lissabon ist wirklich eine Ausnahme in Portugal, die Zahlen nehmen sehr rapide zu. Der Grund ist eindeutig auch die Delta-Variante, die in Lissabon dominant ist“, sagt Vitor Almeida.

Lissabon-Touristen sollten von der Abriegelung kaum betroffen sein: Die relevanten Ausflugsziele, zum Beispiel die Paläste in Sintra in den Bergen oder der Badeort Estoril liegen innerhalb des abgeriegelten Gebietes.

Die Metropolregion Lissabon erstreckt sich über eine größere Fläche als das Saarland. Auswärtige dürfen nur in Ausnahmefällen einreisen. Es wird vermutet, dass die Delta-Variante von britischen Touristen ins Land gebracht worden ist.

Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa hatte am vergangenen Wochenende einen möglichen weiteren Lockdown noch vehement abgelehnt. Die Ansteckungsrate allein rechtfertige keine drastischen Einschränkungen, solange die Zahl der Krankenhauseinweisungen weit unter dem Höchststand vom Winter liege, sagte er. 

In zahlreichen anderen europäischen Ländern hingegen sinken die Corona-Zahlen weiterhin. Aus diesem Grund strich die Bundesregierung am Sonntag Griechenland, fast ganz Frankreich, die Schweiz und Belgien von der Liste der Risikogebiete. Das teilte das Robert Koch-Institut am Freitag mit. Wer von dort auf dem Landweg nach Deutschland kommt, muss künftig keinerlei Einreisebeschränkungen wegen Corona mehr beachten. (mit Agenturen)

Zur Startseite