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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) und Ralf Franke, Leiter des Siemens-Gesundheitsmanagement
© REUTERS/Hannibal Hanschke/Pool

RKI-Chef warnt vor Ausbreitung spätestens im Herbst: „Die Delta-Variante wird überhand nehmen“

Es sei nur eine Frage der Zeit, wann die ansteckendere Delta-Variante führend in Deutschland werde, sagt RKI-Chef Wieler. Worauf kommt es jetzt an?

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat vor dem Verspielen von Erfolgen in der Pandemiebekämpfung gewarnt. Durch die ansteckendere Delta-Variante (B.1.617.2), die bisher auf niedrigem Niveau (rund sechs Prozent) in Deutschland kursiere, könne sich das Virus wieder verbreiten, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. „Es ist nicht die Frage, ob Delta die führende Variante wird, sondern wann“, ergänzte er.

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„Die Delta-Variante wird überhand nehmen, weil sie einen höheren R-Wert hat“, sagt Wieler weiter. Wann dies geschehe, hänge auch vom Verhalten der Menschen ab – aber spätestens werde es im Herbst so weit sein.

Vor allem durch Impfen, Masketragen in Innenräumen und Abstandhalten könnten wiedergewonnene Freiheiten aber erhalten bleiben. Bei mangelnder Vorsicht könne das Virus jedoch vor allem Ungeimpfte und erst einmal Geimpfte treffen. „Das dürfen wir einfach nicht riskieren“, sagte Wieler.

Das Beispiel Großbritannien zeige bereits, wie fragil Erfolge in der Pandemiebekämpfung sein könnten. Dort war die 7-Tage-Inzidenz innerhalb weniger Wochen wieder von 20 auf 70 gestiegen.

Geplante weitere Lockerungen wurden deshalb verschoben. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Deutschland in sieben Tagen sinkt zur Zeit bundesweit – auf aktuell 10,3. Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung sei aber noch nicht ausreichend durch Impfungen geschützt, betonte Wieler.

[Mehr zum Thema: Werden wir zu leichtsinnig? – Diese Gefahr geht von der Delta-Variante aus (T+)]

Die zunächst in Indien entdeckten Corona-Variante Delta kann in der Summe bei Patienten anscheinend etwas andere Symptome als frühere Corona-Typen verursachen. Bisher galten Husten, Fieber und vor allem der Verlust des Riech- und Geschmackssinnes als Symptom und Indizien für eine Covid-19-Erkrankung. In einer britischen App zur Überwachung von Corona-Symptomen wurden dagegen zuletzt am häufigsten gemeldet: Kopfschmerzen, eine laufende Nase und eine raue Kehle.

Die Delta-Variante trägt ein verändertes Spike-Protein, mit dem sie bei der Infektion an menschliche Zellen andockt. Die Mutationen, die dafür verantwortlich sind, werden mit einer verminderten Wirksamkeit der Immunantwort und einer leichteren Übertragbarkeit in Verbindung gebracht. Sie sei mindestens 40 Prozent ansteckender, sagte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock. Zudem kann sie häufiger zu schwereren Corona-Erkrankungen führen. Vorläufige Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass derzeit verfügbare Impfungen weniger vor einer Infektion schützen als bei der Alpha-Variante.

Bei den Corona-Impfungen hat nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn inzwischen jeder zweite Bundesbürger mindestens eine Spritze bekommen. Stand heute erhielten 41,5 Millionen Menschen oder 50,1 Prozent der Gesamtbevölkerung eine erste Dosis, wie der CDU-Politiker mitteilte. Vollständig mit der meist notwendigen zweiten Spritze geimpft sind demnach 29,6 Prozent der Bevölkerung. (Tsp, dpa)

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