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Polizeibeamte kontrollieren Autofahrer in den Madrider Viertel, die teilweise abgeriegelt sind.
© AFP/PIERRE-PHILIPPE MARCOU

„Jetzt sperren sie uns ein“: 850.000 Menschen in Madrid dürfen ihre Viertel nur noch eingeschränkt verlassen

Madrid ist aktuell eine der stärksten von Corona betroffenen Regionen Europas. In Teilen der spanischen Hauptstadt gelten jetzt strengere Einschränkungen.

Wegen der explodierenden Corona-Neuinfektionen in Madrid sind seit Montag eine Reihe von Vierteln der spanischen Hauptstadt abgeriegelt. Rund 850.000 Menschen in überwiegend ärmeren Stadtteilen im Süden von Madrid sowie in südlichen Vororten dürfen ihr Viertel nicht mehr verlassen.

Ausnahmen gelten nur für den Weg zur Arbeit, zum Arzt oder um Kinder zur Schule zu bringen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte sich besorgt und nannte die Lage in Spanien wahrscheinlich "nicht mehr unter Kontrolle".

Die neuen Corona-Einschränkungen in Madrid gelten für zwei Wochen. Die Behörden haben die Menschen in den betroffenen Stadtteilen darum gebeten, die meiste Zeit zu Hause zu bleiben - auch wenn es keine strikte Ausgangssperre wie im Frühjahr in Spanien gibt und die Menschen sich innerhalb ihrer Viertel weiter frei bewegen dürfen. Von außen darf aber niemand mehr in die Viertel hinein. Die Polizei begann mit Kontrollen.

Innerhalb der Viertel wurden Parks geschlossen. Geschäfte, Bars und Restaurants dürfen zwar geöffnet bleiben, müssen die Zahl der Kunden und Gäste aber halbieren. Die Obergrenze für Treffen wurde in der gesamten Region von zehn auf sechs Menschen gesenkt.

Da die Maßnahmen vor allem dicht besiedelte und einkommensschwache Viertel im Süden von Madrid betreffen, war es am Sonntag bereits in einigen der betroffenen Bezirke zu Protesten gekommen. Die Menschen hielten Plakate hoch, auf denen zu lesen war: "Nein zu einer Ausgangssperre nach sozialen Klassen" und "Sie zerstören unsere Viertel und jetzt sperren sie uns ein".

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Die 31-jährige Krankenschwester Bethania Pérez sagte bei einer Demonstration mit Blick auf die Behörden: "Die machen sich lustig über uns: Wir können weiter zur Arbeit gehen in andere Viertel, die trotz des Ansteckungsrisikos nicht abgeriegelt sind, und wir können uns zudem untereinander in unserem Viertel anstecken."

Einige der nun abgeriegelten Bezirke im Süden der Metropole hatten zuletzt mehr als 1000 Corona-Fälle je 100.000 Einwohner gemeldet - das ist etwa das Fünffache des landesweiten Durchschnitts. Allerdings sind die Fallzahlen auch in anderen Vierteln von Madrid extrem hoch.

Kompletter Lockdown soll vermieden werden

Die Behörden wollen aber einen kompletten Lockdown wie im Frühjahr mit verheerenden Folgen für die ohnehin schon angeschlagene spanische Wirtschaft unbedingt vermeiden. Die Ratingagentur S&P hatte ihren Ausblick für Spanien am Freitag von stabil auf negativ gesenkt.

Die konservative Regionalpräsidentin von Madrid, Isabel Díaz Ayuso, die wegen ihres Krisen-Managements massiv in der Kritik steht, wollte am Mittag zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Pedro Sánchez von den Sozialisten zusammenkommen. Die vielen Corona-Fälle in Madrid beunruhigen die Zentralregierung stark, da die Hauptstadt nicht zuletzt auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist. Befürchtet wird, dass sich eine zweite Corona-Welle von Madrid aus auf ganz Spanien ausbreiten könnte.

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Spanien ist mit mehr als 600.000 Infektionen und über 30.000 Todesopfern eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Im Frühjahr war die Lage so außer Kontrolle geraten, dass die Intensivplätze in den Krankenhäusern nicht mehr ausreichten und etwa in Madrid eine Eislaufbahn für die Kühlung der vielen Corona-Toten herangezogen werden musste.

Bundesgesundheitsminister Spahn sagte zur aktuellen Corona-Lage auf der iberischen Halbinsel, dort gebe es eine "Dynamik, die wahrscheinlich zum Beispiel in Spanien entglitten ist und damit nicht mehr unter Kontrolle". Im Deutschlandfunk verwies er zudem auf stark steigende Fallzahlen in Nachbarländern wie Frankreich oder Österreich, was einen "direkten Einfluss" auf die Entwicklung in Deutschland habe. (AFP)

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