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Gerade in Frankreich spitzt sich die Corona-Lage derzeit dramatisch zu.
© Michel Euler/dpa

Neuinfektionen, Intensivpatienten, Positivrate: Europäische Corona-Hotspots - diese Länder sind besonders betroffen

Europa verzeichnet derzeit ähnlich viele Neuinfektionen wie die USA. In einigen Ländern wie Spanien, Frankreich und Tschechien ist die Lage besonders ernst.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Anstieg der Corona-Infektionen in Europa als „Alarmsignal“. Dazu passend verschärfen mehrere europäische Länder im Kampf gegen eine zweite Welle ihre Maßnahmen.

In Europa – wozu die WHO 53 Länder inklusive Russland zählt – wurden bisher fast fünf Millionen Corona-Fälle registriert. Mehr als 227.000 Menschen starben an den Folgen der Viruserkrankung. Täglich werden der WHO zufolge derzeit zwischen 40.000 und 50.000 neue Ansteckungen festgestellt. Zum vergleich: Die USA registrierten am Donnerstag rund 45.000 Fälle.

Allerdings ist nicht ganz Europa gleich schwer betroffen. Es gibt Ausnahmen wie Italien, wo die Fallzahlen im Vergleich zur ersten Welle nur mäßig angestiegen sind – derzeit verzeichnet Italien durchschnittlich 1500 Fälle pro Tag. Dazu passt auch, dass das Robert Koch-Institut (RKI) dort im Gegensatz zu Spanien, Frankreich, Tschechien, Österreich oder Belgien kein Risikogebiet ausgewiesen hat.

Auch Deutschland kommt im Vergleich mit den europäischen Hotspots der Pandemie noch gut weg. Die Neuinfektionen liegen bei rund 2000, insgesamt haben sich während der Pandemie schon rund 268.000 Menschen angesteckt. Die Positivrate der Tests hingegen liegt in Deutschland bei nur rund einem Prozent, außerdem gab es im Schnitt nur rund 24 Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen zwei Wochen. Nur in weinigen Gegenden ist die Lage wirklich akut.

Zum Vergleich: In Europa gibt es derzeit elf Länder, in denen es in den vergangenen 14 Tagen mehr als 80 Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner gab. Und unter diesen 14 gibt es fünf Länder, wo das Infektionsgeschehen derzeit besonders dynamisch ist. Hier ein Überblick mit den wichtigsten Kennzahlen zur Pandemie:

Spanien: Besonders in der Region Madrid füllen sich die Kliniken

Am Donnerstag registrierten die Behörden rund 11.200 neue Fälle in Spanien. Die Positivrate ist beängstigend: Zwischen dem 7. und 13. September waren von rund 650.000 PCR-Tests 13,1 Prozent positiv.

Besonders drastisch steigen die Zahlen derzeit in der Region Madrid, sie macht rund ein Drittel der neue registrierten Fälle aus. Jedes fünfte Bett in den Kliniken der Hauptstadtregion ist inzwischen von einem an Covid-19 erkranktem Patienten belegt, wie die Zeitung „El Pais“ am Freitag berichtete.

Einzelne Kliniken verschieben bereits wieder nicht notwendige Operationen wegen des erhöhten Aufkommens an Corona-Infizierten. Insgesamt befinden sich in der Region Madrid derzeit mehr als 400 Corona-Infizierte auf Intensivstationen – deutlich mehr als in ganz Deutschland, wo derzeit etwas mehr als 200 Personen intensivmedizinisch behandelt werden. Im Vergleich zu Deutschland verzeichnet Spanien derzeit mehr als zehn Mal mehr Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner.

In ganz Spanien werden derzeit rund 1300 Menschen auf Intensivstationen behandelt, rund 10.000 Menschen befinden sich wegen Corona im Krankenhaus. Am Donnerstag wurden 162 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert.

Frankreich: Mehr Menschen im Krankenhaus, mehr auf den Intensivstationen

Frankreich erlebt seit mehrere Wochen einen dramatischen Anstiege der registrierten Coronafälle. Während in der Woche zwischen 7. und 13. September insgesamt knapp 60.000 neue Fälle von den Behörden registriert wurden, waren es in der zweiten Augustwoche – 10. bis 16. August – noch 17.200 Fälle. Allein am Donnerstag stieg die Zahl auf knapp 10.600 neue Fälle in 24 Stunden.

Ein Grund für die hohen Fallzahlen sind auch die vermehrt durchgeführten Tests – aber nicht nur. In der zweiten Septemberwoche wurden rund 1,1 Millionen Menschen in Frankreich getestet, in der zweiten Augustwoche waren es noch 550.000. Sprich, bei einer Verdoppelung der Testzahlen gab es mindestens eine Verdreifachung der Fälle.

Dass der Anstieg der Fallzahlen nicht nur auf die größere Testzahl zurückzuführen ist, zeigt sich auch in der Rate der positiven Tests. Aktuell liegt sie bei 5,4 Prozent, in der besagten Augustwoche bei 3,1 Prozent. Immerhin: Die Positivrate hat sich im Laufe des Septembers nicht weiter erhöht.

Aber zwei weitere Zahlen bereiten den Verantwortlichen Sorgen: Täglich werden aktuell rund 600 Menschen wegen einer Covid-Erkrankung in Kliniken eingeliefert. Knapp 6000 Menschen befinden sich wegen Corona in französischen Krankenhäusern. Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen hat sich von 424 Anfang September auf 800 am Donnerstag. Auch die Zahl der Covid-Toten steigt derzeit wieder leicht.

Tschechien: Hohe Anzahl der aktiven Fälle im Verhältnis zur Gesamtzahl

Die Behörden in Tschechien warnen aktuell vor der „großen Gefahr“ eines exponentiellen Wachstums. Das deutsche Nachbarland hat am Donnerstag mit 3130 neuen Fällen erstmals die 3000er-Marke überschritten, wie am Freitag aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorging. Das sind mehr als tausend Neuinfektionen mehr als in Deutschland, obwohl in Tschechien mit 10,7 Millionen Einwohnern rund acht Mal weniger Menschen wohnen.

Besonders hoch ist die Anzahl der aktiven Corona-Fälle im Verhältnis zur Gesamtzahl der seit Pandemiebeginn Infizierten. Etwas weniger als die Hälfte der 44.155 insgesamt seit Februar Infizierten kamen in den vergangenen zwei Wochen hinzu. Die Positivrate der Tests ist ebenfalls vergleichsweise hoch und steigt. Von rund 1,1 Millionen Tests waren mehr als 3,9 Prozent positiv. Im Krankenhaus werden derzeit 413 Corona-Infizierte behandelt.

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Belgien: Mehr Corona-Tote als in Deutschland

Mit 1625 neuen Fällen verzeichnete Belgien am Donnerstag nur rund 300 Fälle weniger als Deutschland. In den vergangenen Wochen gab es täglich durchschnittlich rund 1000 Neuinfizierte. Das ist die Hälfte des derzeitigen deutschen Durschnitts – dabei hat Deutschland knapp siebenmal so viele Einwohner. Belgien steht derzeit bei rund 98.000 Gesamtfällen seit Beginn der Pandemie. Mehr als 10.000 Menschen sind schon an Corona gestorben – das sind ein paar Hundert mehr als in Deutschland.

Die absoluten Zahlen bei den Neuinfektionen liegen nicht ganz auf dem Niveau von Tschechien, allerdings liegt die Positivrate der Tests konstant bei 3,5 Prozent und damit nur knapp hinter dem östlichen deutschen Nachbarn. Auch die Anzahl der Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, ist mit 371 ähnlich hoch. Weitere 69 Infizierte liegen in Belgien derzeit auf der Intensivstation, 39 werden beamtet.

Österreich: Deutlich höhere Positivrate als in Deutschland

In Wien spricht man von einer „Katastrophe“. Diese hat allerdings nur indirekt mit den Infiziertenzahlen zu tun. Wien wurde vom RKI zum Risikogebiet erklärt, weshalb Österreich einen Tourismuseinbruch befürchtet.

725 neue Fälle wurden am Donnerstag in Österreich registriert. Das sind verteilt auf die 8,9 Millionen Einwohner deutlich weniger als in Belgien und natürlich noch deutlich weniger als in Spanien, Frankreich oder Tschechien. Die Positivrate der Tests liegt trotzdem über dem einen Prozent, bei der sie in Deutschland liegt. 2,6 Prozent der Corona-Tests waren in den vergangenen Tagen positiv. In Österreich werden 334 Covid-19-Patienten im Krankenhaus behandelt, 62 auf der Intensivstation.

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