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Ein F-16-Kampfjet der US-Luftwaffe startet von der Basis Bagram in Afghanistan.
© REUTERS

Afghanistan: 30 Zivilisten bei Nato-Luftangriff in Provinz Kundus getötet

Bei einem Luftangriff im Norden Afghanistans sind nach offiziellen Angaben mindestens 30 Zivilisten getötet worden. Eigentlich sollten Taliban getroffen werden.

Bei einem Nato-Luftangriff in der Provinz Kundus im Norden Afghanistans sind nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens 30 Zivilisten getötet worden. Afghanische Verbände und internationale Truppen hätten am Donnerstag gemeinsam einen Einsatz gegen Kämpfer der radikalislamischen Taliban geführt, sagte der Provinz-Sprecher Mahmud Danisch der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Opfern seien mehrere Frauen und Kinder. Die Nato kündigte interne Ermittlungen an.

Bei dem Angriff wurden nach Angaben der Provinzregierung außerdem mindestens 25 Zivilisten verletzt. Polizeisprecher Mahmoodullah Akbari bestätigte die Opferzahl. Unter anderem seien ein drei Monate altes Baby und andere Kinder getötet worden. "Sie schliefen, als ihr Haus von den Koalitionstruppen angegriffen wurde", sagte Akbari.

Der Luftangriff in Afghanistan sorgte für wütende Proteste. Dutzende Angehörige brachten die Leichen ihrer getöteten Kinder zum Gouverneurssitz in der Provinzhauptstadt Kundus. "Ich habe sieben Angehörige verloren", sagte der 55-jährige Tasa Gul. "Ich möchte wissen, wieso diese unschuldigen Kinder getötet wurden."

Die Nato bestätigte in einer kurzen Twitter-Botschaft, dass das Bündnis zur Unterstützung der afghanischen Truppen Luftangriffe geflogen habe. Die Berichte über zivile Opfer würden untersucht. Kurz vor dem tödlichen Luftangriff waren bei einem Anti-Taliban-Einsatz in der Provinz zwei US-Soldaten und drei einheimische Sicherheitskräfte getötet worden. Zunächst blieb unklar, ob zwischen den beiden Vorfällen ein direkter Zusammenhang besteht.

Die Ereignisse zeigen die zunehmende Instabilität in der Provinz Kundus, nachdem die Taliban Anfang Oktober zum zweiten Mal versucht hatten, die strategisch wichtige Hauptstadt der Provinz einzunehmen. Genau ein Jahr zuvor war es ihnen bei einer Blitzoffensive gelungen, Kundus vorübergehend einzunehmen.

Die Bundeswehr hatte bis 2013 ein Feldlager in Kundus unterhalten. Die USA und ihre Verbündeten beendeten schließlich Ende 2014 ihren Kampfeinsatz in Afghanistan und übergaben die Verantwortung für die Sicherheit den afghanischen Sicherheitskräften. Danach beschränkte sich die Aufgabe der verbleibenden Nato-Truppen auf Ausbildung, Beratung und Unterstützung von Anti-Terror-Einsätzen. Mehrere Rückschläge im Kampf gegen die islamistischen Taliban ließen aber Zweifel an der Schlagkraft der afghanischen Polizei und Armee aufkommen. US-Soldaten beteiligen sich daher seit diesem Jahr wieder direkter am Kampf gegen die Taliban. (AFP)

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