BND und Verfassungsschutz: 26.000 Bewerber bei deutschen Geheimdiensten
Die Dienste haben offenbar keine Nachwuchssorgen. Gesucht werden aber Mitarbeiter mit besonderen Fähigkeiten in Mathematik, Informatik oder Technik.
Mehr als 26.000 Männer und Frauen haben sich im vergangenen Jahr beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und beim Bundesnachrichtendienst (BND) beworben. Dennoch bleiben in beiden Nachrichtendiensten Planstellen unbesetzt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke (Linke) und ihrer Fraktion hervor. Das Papier liegt dem Tagesspiegel vor.
Im Jahr 2018 seien beim BfV knapp 16.000 Bewerbungen eingegangen, heißt es in der Antwort. Beim BND habe die "Höhe der Bewerbungen" bei "deutlich über 10.000" gelegen. Die Regierung berichtet über dennoch unbesetzte Planstellen bei den Nachrichtendiensten, nennt aber keine Zahlen. Diese seien als geheim eingestuft.
Zahl der unbesetzten Stellen als geheim eingestuft
Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es in der neuen BND-Zentrale in Berlin-Mitte noch Platz für 800 weitere Mitarbeiter. Bei dem im Januar beendeten Umzug von anderen Standorten des BND kamen insgesamt 3200 Beschäftigte des Nachrichtendiensts in den Bau an der Chausseestraße.
Die Bundesregierung sagt in der Antwort auf Jelpkes Anfrage, beim BND gebe es einen Mangel an Mitarbeitern "mit Abschlüssen/besonderen Fähigkeiten" in den so genannten MINT-Fächern. Damit sind die Unterrichts- und Studienfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gemeint. Außerdem sei "im Bereich der MINT-Kräfte das Bewerbungsaufkommen geringer". Mit Bezug auf das BfV ist in dem Papier von "noch besetzbaren Planstellen" die Reden.
Regierung betont Attraktivität der Dienste als Arbeitgeber
In der Antwort betont die Regierung, BfV und BND seien attraktive Arbeitgeber. Das BfV sei 2018 zum zweiten Mal in Folge mit dem Arbeitgebersiegel "MINT Minded Company" ausgezeichnet. Außerdem zähle das BfV in Nordrhein-Westfalen zu den "fünf herausragenden Arbeitgebern für Juristen und Juristinnen". Die Zentrale des Bundesamtes befindet sich in Köln. Der BND sei 2018 im Arbeitgeber-Ranking des Berliner Trendence-Instituts auf Platz 54 der Top 100 der "beliebtesten Arbeitgeber für Young Professionals" gekommen.
Jelpke reagierte kritisch auf die Angaben der Bundesregierung. Es sei zu bedauern, dass Verfassungsschutz und BND "offenbar keine Nachwuchsprobleme haben", sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion. "Ich hätte nichts dagegen, wenn die Geheimdienste als unkontrollierbare Fremdkörper in einer Demokratie mangels geeigneter Mitarbeiter dicht machen müssten." Mehr als 26.000 Bewerbungen bei den Geheimdiensten des Bundes zeigten, "dass es offenbar viele Bürger gibt, die kein Problem damit haben, ihr Geld mit der Bespitzelung ihrer Mitmenschen zu verdienen. Das halte ich eher für erschreckend."