Bundesnachrichtendienst-Zentrale: Umzug tausender BND-Mitarbeiter nach Berlin ist abgeschlossen
100.000 Kartons und 58.000 Möbelstücke: Der BND-Umzug war ein gewaltiges Projekt. Am kommenden Freitag wird nun die neue Zentrale offiziell eröffnet.
Kommende Woche ist es soweit: der Bundesnachrichtendienst wird zwölfeinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich seine neue Zentrale in der Chausseestraße offiziell eröffnen. Beim Festakt am 8. Februar kann BND-Präsident Bruno Kahl prominente Gäste begrüßen, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Helge Braun.
Er ist für den Nachrichtendienst zuständig - der nach eigenen Angaben seine „funktionale Konzentration“ am neuen Standort im Januar „erfolgreich abgeschlossen hat“. Mit anderen Worten: der gewaltige Umzug tausender Mitarbeiter des BND nach Berlin ist geschafft.
Es ist noch Platz für 800 Beschäftigte
In der Chausseestraße sind jetzt 3200 Nachrichtendienstler tätig. Ursprünglich hatte der BND verkündet, es würden 4000 sein. Die Zahl sei missverständlich kommuniziert worden, heißt es im Umfeld der Bundesregierung, so viele Umzügler habe es gar nicht geben können. Doch als Zielmarke sind die 4000 weiter präsent. In dem gewaltigen Komplex an der Chausseestraße ist noch Platz für etwa 800 weitere Beschäftigte.
Die will der BND auch haben. Und er holt sie sich aus dem Pool der offenbar zahlreichen Bewerber. Der Nachrichtendienst geht verstärkt auf junge Akademiker zu und präsentiert sich bei Messen. Außerdem will der BND mit einem neu eingerichteten Referat zur Personalgewinnung dafür sorgen, dass personelle Lücken geschlossen werden. Auf den Einsatz von Headhuntern könne allerdings verzichtet werden, heißt es. Derzeit zählt der Nachrichtendienst in der Bundesrepublik und im Ausland insgesamt 6500 Mitarbeiter.
Der Umzug sei planmäßig verlaufen, sagt der BND. Ungefähr 100.000 Umzugskartons mit Unterlagen und Arbeitsmaterial seien in die neue Zentrale transportiert worden, dazu 58.000 Möbelstücke. Sie wurden verteilt auf die 3500 Einzel- und Doppelbüros, die Konferenz- und Besprechungsräume sowie weitere Flächen. Gekostet hat der Umzug 300 Millionen Euro, beim Neubau an sich war es sogar eine Milliarde. Als erste Truppe kamen Ende 2017 die 700 Mitarbeiter der Abteilung „Internationaler Terrorismus und Organisierte Kriminalität“ in die Chausseestraße.
100 Mitarbeiter blieben stur
Es wollten allerdings nicht alle BND-Leute in die außen herb wirkende und innen prächtige, mit hohen Lichthöfen ausgestattete Zentrale. Im einstigen Hauptsitz im oberbayerischen Pullach seien 100 Leute stur geblieben, ist im Umfeld der Regierung zu hören. Der BND konnte über eine „Personalverfügung“, den per Anweisung verordneten Umzug, mehr als 900 Kolleginnen und Kollegen aus Pullach und anderen Standorten in Bayern nach Berlin holen. Die Verweigerer gaben ihre Jobs beim BND auf.
In Pullach und Bayern insgesamt sind jetzt noch 1500 Mitarbeiter tätig. Sie sind vor allem für die „technische Aufklärung“ zuständig, zum Beispiel das Belauschen der Kommunikation von Terroristen und ausländischen Geheimdiensten. In Berlin werden die weltweit gesammelten Informationen gesichtet und ausgewertet, die Dossiers für die Regierung geschrieben und nachrichtendienstliche Operationen vorbereitet und begleitet.
In der Stadt nutzt der BND auch weiterhin das alte Kasernengelände in Lichterfelde. Hier waren im August 2018 noch 1200 Nachrichtendienstler beschäftigt, inzwischen sollen die meisten in die Chausseestraße gewechselt sein. Warum die restlichen Leute dort nicht einziehen, sagt der BND nicht. Womöglich gewährt das weitläufige, ummauerte Areal am Gardeschützenweg etwas mehr Verschwiegenheit als der Komplex an der Chausseestraße, mitten in der quirligen City.
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