Nach Übergriffen zu Silvester 2015 in Köln: 1500 Beamte sollen zum Jahreswechsel für Sicherheit sorgen
Die massenhaften Übergriffe der Silvesternacht 2015 sollen sich nicht wiederholen. Die Stadt Köln setzt dafür auch auf Lichtkunst.
Nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015 haben die Stadt Köln und die Polizei am Montag ihr Sicherheitskonzept für den kommenden Jahreswechsel vorgestellt. Die Behörden wollen verhindern, dass sich das Chaos vom vergangenen Jahr wiederholt. Damals waren Frauen von Männergruppen massenhaft sexuell bedrängt und bestohlen worden. Zeugen beschreiben die Täter als arabisch und nordafrikanisch. Wie sich herausstellte, waren auch Flüchtlinge darunter.
Die Ereignisse machten weltweit Schlagzeilen. Auch Feuerwerk flog im Schatten des Doms zeitweise unkontrolliert umher. Der damalige Polizeieinsatz gilt als misslungen.
Die Kölner Polizei hat angekündigt, dass etwa 1500 Beamte im Einsatz sein werden - im vergangenen Jahr waren es rund 140. Hinzu kommen etwa 600 Mitarbeiter des Ordnungsamtes und privater Sicherheitsfirmen - „deutlich mehr“ als im Vorjahr, wie eine Stadtsprecherin sagte, ohne eine genaue Zahl zu nennen.
Um den Kölner Dom soll mit Absperrgittern eine Zone eingerichtet werden, in der Feuerwerk verboten ist, eine "böllerfreie Zone". Es sei erforderlich, Passanten, Besucher der Messe im Dom am Abend und auch das Weltkulturerbe selbst vor Beschuss mit Feuerwerk zu schützen, heißt es. Geplant sind mehrere Kontrollpunkte.
"Es wird ganz mitreißend sein - auf Englisch, Deutsch und Kölsch."
Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte bei der Pressekonferenz am Montag, speziell für Frauen und Mädchen werden Anlaufstellen angeboten werden. Zudem wird es einen "Hilfebus" geben. Neben der erhöhten Polizeipräsenz sollen viele Streetworker eingesetzt werden, hauptsächlich als Ansprechpartner für Jugendliche. Außerdem wird es eine Lichtkunst-Installation geben. Der Berliner Lichtkünstler Philipp Geist will sie in einen „Licht-Traum-Raum“ verwandeln, in den Besucher eintauchen können. Worte, Zeichen und Farben werden auf den Boden und angrenzende Fassaden projiziert. „Die beste Antwort auf Schrecken wie im letzten Jahr ist, mit einem positiven Kunstereignis andere Bilder zu entwickeln“, sagte Geist, der in seiner Heimatstadt schon viele Lichtkunstprojekt realisiert hat, so zum Beispiel 2008 zur langen Nacht der Museen oder 2012 am Potsdamer Platz.
Von 22.30 Uhr bis Mitternacht wird ein Gospelchor vor dem Dom "zum Mitsingen" motivieren, wie Reker ausführte. "Es wird ganz mitreißend sein - auf Englisch, Deutsch und Kölsch."
Die Hohenzollernbrücke soll für Fußgänger in der Silvesternacht gesperrt werden. Am rechten Rheinufer wird es ein Bengalisches Feuerwerk werden.
Am Hauptbahnhof und Bahnhofsvorplatz - vor einem Jahr Zentrum der Übergriffe - soll es ebenso wie an anderen Orten in der Stadt mehr Videoüberwachung geben. Im Bahnhof sollen die Züge so ein- und ausfahren, dass An- und Abreisende nicht so oft den Bahnsteig wechseln müssen und dabei womöglich ineinanderlaufen. Das soll chaotische Zustände verhindern.
Die Polizei beobachtet die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter zum Thema Silvester. „Wir wollen vor allem wissen, wie die Stimmungslage ist“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler werden von Dolmetschern unterstützt, um fremdsprachige Posts zu verstehen, aber auch, um selbst entsprechende Mitteilungen senden zu können. Köln-Besucher sollen mit Plakaten - unter anderem in Zügen - über geplante Absperrmaßnahmen informiert werden. Über einen QR-Code können sie per Handy aktuelle Hinweise abrufen. (mit dpa)
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Robert Klages