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Am 31. Dezember kam es in Köln zu Ausschreitungen und vielen Übergriffen.
© dpa

Kölner Silvesternacht: Die meisten Übergriffe bleiben unbestraft

Mehr als 1300 Menschen sollen an Silvester in Köln geschädigt worden sein. Doch nur wenige Täter werden offenbar bestraft.

Die zahlreichen sexuellen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln bleiben nach Informationen des Tagesspiegel weitgehend unbestraft. Bislang seien nur zwei Männer, ein Iraker und ein Algerier, wegen eines Sexualdelikts verurteilt worden, sagte am Donnerstag der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Ulrich Bremer. Der Iraker hatte eine Frau gegen ihren Willen geküsst und ihr durch das Gesicht geleckt. Der Algerier hatte dem Verlobten des Opfers gesagt, „give me the girls oder tot“. Das Amtsgericht Köln verurteilte die Männer im Juli zu je einem Jahr auf Bewährung.

Nach den Krawallen am Hauptbahnhof und am Dom haben laut Bremer 662 Frauen sexuelle Übergriffe gemeldet. Knapp die Hälfte der Opfer berichtete zudem, von den Grabschern auch bestohlen worden zu sein. Den meisten Frauen wurde Handy oder Geldbörse entwendet. Es seien insgesamt 1310 Personen in der Silvesternacht geschädigt worden, sagte Bremer. Von den Opfern, die kein Sexualdelikt anzeigten, seien die meisten beraubt worden. Bei den Eigentumsdelikten konnten mehr Täter belangt werden. Bislang seien 22 Männer verurteilt worden, sagte Bremer. Fast alle stammen aus Nordafrika. Zehn Verurteilte sind Marokkaner, neun aus Algerien. Nur ein Täter ist Deutscher. Die höchste Strafe erhielt ein Algerier. Er bekam für räuberische Erpressung ein Jahr und elf Monate ohne Bewährung. Das Urteil ist jedoch, wie fünf weitere, noch nicht rechtskräftig.

Viele Täter kamen aus Nordafrika

Die Staatsanwaltschaft hat zu allen Delikten in der Silvesternacht 267 Verfahren mit 333 Beschuldigten eingeleitet. 95 Personen stammen aus Algerien, 82 aus Marokko, 36 aus dem Irak. 109 Beschuldigte hatten Asylanträge gestellt, weitere 53 hielten sich illegal in der Bundesrepublik auf. 26 Beschuldigte seien Deutsche, sagte Bremer. Sie seien meist als Hehler der gestohlenen Gegenstände aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft musste 124 Verfahren einstellen, weil sich der Tatverdacht nicht begründen ließ oder die Beschuldigten verschwunden sind.

Für die kommende Silvesternacht plant die Kölner Polizei einen massiven Einsatz. Sechs Hundertschaften würden bereitgestellt, sagte ein Sprecher. Außerdem sollen 100 Teams mit je drei Beamten an Dom und Hauptbahnhof Streife laufen. Die Stadt will zudem um den Bereich eine „Schutzzone“ mit Zugangskontrollen einrichten. Ein Künstler soll Flächen und Fassaden mit projizierten Bildern anleuchten.

Frank Jansen

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