50 Jahre James Bond: Null-Null-Siege
Von der ersten Folge an waren die James-Bond-Filme ein Spiegelbild des Weltgeschehens. Dabei sind sie unfassbar unpolitisch.
Es war ein Jahr, an das man sich erinnert, in jeder Hinsicht. 1962 spielten die Rolling Stones zum ersten Mal in einem Club, die Beatles nahmen ihre erste Single auf, und Bob Dylan veröffentlichte sein erstes Album. Der Weltgeist hüpfte vor Vergnügen, versprühte Aufbruchswitz und ging mit der Popkultur eine Liaison ein, die unendlich viele Abkömmlinge hatte und bis heute hält.
Zugleich war es eine eminent gefährliche Phase, damals, vor fünfzig Jahren. Der Kalte Krieg hatte sich derart erhitzt, dass der nukleare Ernstfall kaum noch vermeidbar schien. Am 22. Oktober 1962 appellierte in einer Fernsehrede – auch dieses Medium war ja noch neu – der junge Präsident John F. Kennedy an die Sowjets, „diese heimliche, unbesonnene und provokatorische Bedrohung des Weltfriedens und der stabilen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu beenden.“ Moskau hatte vor der Küste Floridas Raketen stationiert. Die Kubakrise steuerte auf den Höhepunkt zu.
Nur ein paar Tage vor JKFs dramatischem Auftritt verhinderte im Kino zum ersten Mal ein britischer Geheimagent mit dem Allerweltsnamen Bond, James Bond, eine Katastrophe. Mit der amtlichen Lizenz zum Töten ausgestattet, dem 007-Status, eliminiert er Dr. No, den Kopf einer Verbrecherorganisation, die es auf die USA abgesehen hat. Eine unheimliche Koinzidenz: Der Wahnsinnige unterhält sein Hauptquartier in der Karibik, er verfügt über einen eigenen Atomreaktor und eine Zauberwaffe, die amerikanische Raketen zum Absturz bringt.
Das war verdammt knapp dran am realen Weltgeschehen und doch schon ein etwas älterer Schlapphut. Ian Fleming, ein hochrangiger britischer Spion und Journalist, hatte seine Bond-Bücher in den fünfziger Jahren geschrieben. Fleming starb 1964 in seiner Wahlheimat Jamaika – wo Ursula Andress im weißem Bikini am Strand auftaucht, verführerisch mit einer Muschel hantiert und als Belohnung für die noch erfolgreich zu bewältigende Mission präsentiert wird. Sie war die Urfrau aus dem Meer, das erste der Bond-Girls. Die Kombination Bikini-Martini, schneller Sex, strategische Waffensysteme, exotische Orte, das sollte zum Markenzeichen globaler Geheimdienstarbeit im Kino werden. „James Bond jagt Dr. No“ war der Anfang, der schon die gesamte Formel enthielt. Bond ist wie Coca-Cola; ein industrielles Geheimnis.
Ian Fleming hat den Triumphzug seiner Figur nicht mehr erlebt. Die Filmtitel wurden zu Redensarten: „Liebesgrüße aus Moskau“, „Der Spion, der mich liebte“, „Die Welt ist nicht genug“ oder „Ein Quantum Trost“. Da sind wir bei Daniel Craig, dem Bond des 21. Jahrhunderts, dem Nachfahren von Sean Connery, Roger Moore und einigen unbedeutenden Zwischenlösungen. James Bond ist ein Gefäß, ein Mixer. Die Brandherde der Welt und ein starkes, attraktives und neuerdings verletzliches Mannsbild werden darin gerührt und durchgeschüttelt.
Die Bond-Girls heute sind so klug wie schön, doch im Grunde hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren die 007-Welt nicht verändert. James Bond räumt auf, James Bond reist ab. Seine Weltrettungsaktionen sind One-Night-Stands, nie nachhaltig. Politik kümmert ihn nicht, er führt Befehle aus. Am 1. November kommt „Skyfall“ ins Kino, die 23. Ausgabe. Istanbul liefert die Kulisse. Nicht schlecht getroffen. An der türkisch-syrischen Grenze fliegen die Granaten in Echtzeit, sterben Menschen. Am Mittelmeer droht Krieg.
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