Millionenresidenz von Tebartz-van Elst: Die Kirche muss mehr Bescheidenheit leben
In der katholischen Kirche ist nichts mehr, wie es war, seitdem Papst Franziskus verkündet hat, dass er eine Kirche für die Armen will. Doch der selbstherrliche Lebensstil von Limburgs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zeigt das genaue Gegenteil. Und das verträgt sich nicht mit einem wahrhaft bescheidenen Leben.
Jorge Bergoglio gab sich den Namen Franziskus und kündigte an, dass er eine „arme Kirche für die Armen“ wolle. Die Ansage kommt so einfach und fast selbstverständlich daher, schließlich lebte Jesus in Armut und behauptete, sein Reich sei nicht von dieser Welt. Und doch ist in der katholischen Kirche nichts mehr, wie es war, seitdem Papst Franziskus die Armut in den Mittelpunkt gerückt hat. Das wird in den kommenden Tagen wohl auch Franz-Peter Tebartz-van Elst zu spüren bekommen.
Armut heißt: kein Reichtum. Der Vatikan muss deswegen keine Kronleuchter und Michelangelos verkaufen, aber es sollte auch ein Bischof im fernen Limburg keine neuen Schätze anhäufen. Natürlich sollen Gotteshäuser auch künftig die Sinne der Gläubigen ansprechen. Arm heißt nicht schäbig, und gerade der katholische Glaube war schon immer auch eine Frage der Ästhetik. Doch das, was der Limburger Bischof an Kunst und teurer Ausstattung für seinen Bischofssitz angeschafft hat, kommt nur ihm und ein paar Geistlichen zugute. Die Kirchen und vatikanischen Museen stehen allen offen. Das ist ein Unterschied.
Wer Bescheidenheit predigt, muss es auch selbst sein
Die Armut zum Maßstab kirchlichen Handelns zu machen, bedeutet, dass der persönliche Lebensstil von Pfarrern, Bischöfen und Papst in den Vordergrund rückt. Wie sie leben, davon hängt die Glaubwürdigkeit des ganzen Programms ab. Papst Franziskus macht es vor. Er wohnt im Gästehaus, hat die Limousine gegen einen Mittelklassewagen eingetauscht und kommt den Menschen mit einfachen Gesten statt höfischem Getue entgegen. Was noch viel wichtiger ist: Er führt sich nicht selbstherrlich auf. Denn zu denken, ich alleine kann und darf alles, über mir ist ja nur noch Gott, wie es offenbar der Limburger Bischof gewohnt ist, verträgt sich nicht mit einem wahrhaft bescheidenen Leben.
Um zu demonstrieren, worum es ihm geht, hat sich Franz von Assisi 1207 auf dem Domplatz ausgezogen, bis er splitternackt dastand. Sich ausziehen, dazu gehört auch, sich aller Lügen und Halbwahrheiten zu entkleiden und ehrlich zu sein. Ehrlich zu anderen und ehrlich auch im Umgang mit eigenen Fehlern und Schwächen. Auch in dieser Hinsicht lebt Tebartz-van Elst das Gegenteil vor. Er hat gelogen, als ihn das Landgericht Hamburg zu seinem Erste-Klasse-Flug in die indischen Slums befragt hat. Er hält bis heute an der Lüge fest. Das ist nicht nur peinlich und ein Verstoß gegen das achte Gebot, wonach der Mensch kein falsches Zeugnis reden soll. Es ist auch alles andere als das Leben, das sich Papst Franziskus für seine Bischöfe vorstellt.
Franz-Peter Tebartz-van Elst - ein Mann von gestern
Die meisten deutschen Bischöfe haben den Gong aus Rom gehört. Viele freuen sich über den neuen Aufbruch, viele sind verunsichert und fürchten, dass das neue Armutsprogramm auch Folgen für das hiesige Staat-Kirchen-Verhältnis haben wird. Muss der Staat für die Kirchen Steuern einsammeln und immer noch Ausgleich für Enteignungen von 1803 zahlen? Das fragen nicht mehr nur ein paar Politiker der Linken und der FDP. Das fragen sich auch gläubige Katholiken und Protestanten.
Fest steht: An weltlichem Reichtum und Macht zu kleben, hat der Kirche nie gut getan. Es ging einher mit moralischem Verfall. Große Reformen kamen immer dann zustande, wenn sich Geistliche, meist Mönche, manchmal Päpste, der Armut verschrieben haben. Wenn es Franziskus ernst ist mit der „armen Kirche für die Armen“, muss er den Limburger Bischof entlassen. Einer wie Tebartz-van Elst ist ein Mann von gestern.