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Allein mit den Kleinen - das ist noch immer vor allem die Situation von Müttern. Väter sind nur ein Zehntel der Alleinerziehenden
© Christian Charisius/dpa

Alleinerziehende: Dass weiter die Hausfrauenehe gefördert wird, ist ein Skandal

Alleinerziehenden-Haushalten geht es schlechter. Das weiß man seit Jahren. Dabei könnte man schon längst etwas dagegen tun. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Dernbach

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Lage alleinerziehender Mütter und Väter kann man auch als Aufforderung verstehen: Reden wir über Geld. Denn darüber erzählen sie vor allem: Über jenes Fünftel weniger Einkommen pro Kopf, das diesen Familien im Schnitt zur Verfügung steht. Über die hohe Zahl alleinerziehender Mütter, die nicht arbeiten (können) und die nur geringe Zahl von nicht-arbeitenden Single-Vätern, die das „der Kinder wegen“ nicht tun – eine weitere Geschlechterlücke, die auch dann noch klaffen wird, wenn die Kinder längst aus dem Haus sind und es für ihre Mütter nur zu Armutsrenten reicht.

Arm, aber glücklich? Das mag genügsamen Alleinlebenden gelingen, und man muss auch nicht reich sein, um sich Kinder „leisten“ zu können. Aber wenn mitten im Sommer der Kühlschrank den Dienst quittiert und Ersatz nur auf Raten und Kredit zu beschaffen ist, dann ist das nicht romantisch. Es ist einfach nur noch mehr Stress im ohnehin anstrengenden Leben erwachsener Menschen, die schon das schöne, aber nervenzehrende Großziehen junger Menschen nicht mit einem/einer anderen Erwachsenen teilen können.

Auch wenn das Geld für die Klassenfahrt fehlt, für Kindergeburtstage, für Kleider, den Ferienausflug, wenn die andern nach Italien fahren: Das ist kein Spaß, sondern erschöpft Eltern, lässt sie manchmal verzweifeln und überfordert verständlicherweise nicht wenige. Mit schlimmen Folgen für sie und die Kinder.

Es gibt keinen Grund, den Anstieg des Anteils der Alleinerziehenden-Familien – in 20 Jahren von 14 auf 19 Prozent – zu bejammern. Eine Welt, in der sich Eltern trennen können, ist keine schlechtere. Aber die Armut der Single-Familien gehört reduziert. Dass Vater Staat immer noch die Hausfrauenehe fördert, Heiraten prämiert statt die Verantwortung für Kinder, ist ein Skandal, der heute eher noch größer ist als 1958, als das erzkonservative Modell erfunden wurde. Und auch die Arbeitswelt muss sich ändern. Auch Mütter kleiner Kinder müssen arbeiten können und das gerecht entlohnt. Und: Ein Gehalt, das zum Leben reicht – dies an die Frauen! – ist auch Mutterliebe. Vollzeit arbeitende Single-Väter sind schließlich deswegen keine schlechteren Väter.

Den Tabellenband "Alleinerziehende" finden Sie hier als PDF zu Download.

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