Porträt Damian Pachter: „Argentinien ist ein dunkler Ort geworden“
Damian Pachter hatte enthüllt, dass der argentinische Staatsanwalt Alberto Nisman wohl keinen Selbstmord begangen hatte, sondern ermordet worden war. Das brachte den Journalisten in Gefahr. Doch er konnte fliehen, nach Israel.
Damian Pachter ist in Sicherheit. In Israel. Dem argentinisch-israelischen Journalisten gelang die Flucht aus Buenos Aires nach Tel Aviv, nachdem er Todesängste ausgestanden hatte. Er, Journalist beim „Buenos Aires Herald“ und dem israelischen „Ha’aretz“, hatte enthüllt, dass Staatsanwalt Alberto Nisman letzte Woche wohl keinen Selbstmord begangen hatte, sondern ermordet worden war.
Nisman hätte am Tag nach seinem gewaltsamen Tod seinen Untersuchungsbericht über den Bombenanschlag gegen das jüdische Gemeindezentrum in der argentinischen Hauptstadt, bei dem 1994 85 Menschen ums Leben kamen, im Parlament vorstellen sollen. Nisman, auch er Jude, erhob darin schwere Vorwürfe gegen Präsidentin Cristina Fernàndez de Kirchner und deren jüdischen Außenminister Timmermann: Sie hätten versucht, die Ermittlungen gegen den Iran, der zusammen mit der schiitischen Terror-Organisation Hisbollah höchst tatverdächtig ist, zu stoppen zugunsten besserer Beziehungen zu Teheran.
Die Staatspräsidentin sprach nach Nismans Tod sofort von Selbstmord. Erst nach Pachters Enthüllungen dementierte sie das und beschuldigte ehemalige Geheimdienstler des Mordes. Argentinienspezialist Meir Margalit hatte Ähnliches schon unmittelbar nach Nismans Tod geschrieben und daraus die Konsequenz gezogen: „Argentinien durchläuft in diesen Tagen einen Putschversuch. Einen Umsturz der eleganten Art, durchdacht und gepflegt – ohne Panzer.“ 30 Jahre nach dem Ende der Militardiktatur – bei der auffallend viele Opfer Juden gewesen waren – versuchten die reaktionären Kräfte ein Comeback.
Pachter wiederum vermutet, dass ihm die gegenwärtige Regierung in Buenos Aires an den Kragen wollte oder zumindest nicht verhinderte, dass sein Leben gefährdet war. „Argentinien ist ein dunkler Ort geworden. Ich weiß nicht, ob ich zurückkehre“, sagt er. Also verbleibt er zumindest vorläufig im jüdischen Staat, dessen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Tage, an dem Pachter in Tel Aviv landete, seinen Likud-Ministern befahl: „Greift die Medien an“ – denn die befindet er als links, vor allem aber als gegen ihn gerichtet.
Fast möchte man meinen, Pachter sei vom Regen in die Traufe geraten, wenn auch mit einem erheblichen Unterschied. Journalist zu sein, kann in Argentinien offensichtlich lebensgefährlich sein; in Israel ist es das nicht.
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