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Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck mit Tom Schilling, Paula Beer und Sebastian Koch.
© REUTERS / Tony Gentile

„Werk ohne Autor“ Pressekonferenz: Zur deutschen Seele vordringen

Heroische Körperbilder, nackte Frauen: Florian Henckel von Donnersmarck verteidigt auf der Pressekonferenz in Venedig seinen Film „Werk ohne Autor“.

Meine Bilder sind klüger als ich, zitiert Tom Schilling den Maler, von dem seine Figur inspiriert ist. Ansonsten ist von Gerhard Richter nicht die Rede bei der Pressekonferenz zu „Werk ohne Autor“. Die Frage, was der Maler, der Florian Henckel von Donnersmarck freie Hand gelassen haben soll, inzwischen zum Film und den Richter-ähnlichen Gemälden darin sagt, bleibt ebenso offen wie die nach den Widersprüchen zwischen dem, was der Regisseur und was die Filmbilder sagen. Kunst in der Diktatur oder jetzt, in Zeiten von Selbstzensur in vielen Ländern? Donnersmarck, Jahrgang 1973, verweist auf die USA und den hohen Wert, den die Meinungsfreiheit dort besitzt. Das führe manchmal zu Leid, auch zu Chaos, aber „ich bin bereit, dieses Chaos zu akzeptieren“. Warum nur bedient sich seine filmische „Erkundung der menschlichen Kreativität“ und „der Alchemie der Verwandlung von Leben in Kunst“ (Donnersmarck) eben jener kunstgewerblichen Heldenästhetik, wie er dem Totalitarismus eigen war? Warum die heroischen Körperbilder, warum eine Heldin, die im letzten Drittel fast nur noch nackt zu sehen ist?

Donnersmarck ist ungehalten über die Frage, auch über die nach der Parallelmontage von Gaskammerszene und den Dresdner Opfern der alliierten Bomben. Mit seinen Filmen hätte der Tagesspiegel schon immer Probleme gehabt. Die Gaskammer habe er gezeigt, weil sein Protagonist von der im NS-Euthanisieprogramm ermordeten Tante ja lernt, dass man nie wegschauen dürfe. „Never Look Away“, so der internationale Titel, er habe es den Zuschauern nicht so leicht machen wollen. Im übrigen sei es keine Holocaustszene, man müsse präzise sein. Es gehe um die Ermordung von behinderten Menschen. Und Nacktheit sei ein Teil des Lebens. Darstellerin Paula Beer ergänzt: Ihre Figur werde durch die Liebe stark, stark genug, um sich vom übermächtigen Vater zu lösen.

Das Nazi-Erbe zur Besichtigung freigeben

Auf die von einem Kollegen formulierte Frage nach der Düsseldorfer Kunstakademie mit unschwer identifizierbaren Alter Egos von Beuys, Ueckers, Polke etc. meint Donnersmarck, die Zeit nach dem Ende des Kunsthandwerks sei eine der ungefilterten Kunst gewesen, da habe es auch viel Unsinn gegeben. Die wahre Kunst, die Juwelen des Genies gehen da leicht unter.

Produzent Jan Mojto nennt „Werk ohne Autor“ einen komplexen Film. Die vorherige Generation habe sich mit der Schuldfrage angesichts der schrecklichen Verbrechen befasst. Von Donnersmarck dringe zur deutschen Seele vor: „Aus was sind wir gemacht und was geht daraus hervor?“ „Werk ohne Autor“ gibt das Nazi-Erbe zur Besichtigung frei. Und macht seinen Frieden damit.

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