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Der Musiker Devonté Hynes alias Blood Orange.
© MCT

Blood Orange live in Berlin: Zauberhafter Schwan

Devonté Hynes alias Blood Orange gab im Berliner Columbia Theater ein betörendes R'n'B-Konzert

Vielleicht ein neuer Trend: das Doppelkopftuch. Devonté Hynes alias Blood Orange führt es bei seinem Konzert im Berliner Columbia Theater vor. Über einem vorne zusammengeknoteten weißen trägt er noch ein zweites, schwarzes Tuch. Es liegt nur locker über dem anderen und wird gelegentlich ab- und dann wieder übergezogen.

Ohne dieses Outfit-Detail sähe Hynes in seinen kurzen Hosen und seinem Longsleeve aus wie ein Tupac-Shakur-Fan, der gerade vom Basketballplatz kommt. So aber signalisiert der Mann mit den kugelförmigen Zöpfen unmissverständlich sein Anderssein, seine Unangepasstheit.

Als Kind eingewanderter Eltern 1985 in London geboren, wurde er als nagellacktragender, cellospielender und ballettliebender Teenager häufig von Gleichaltrigen attackiert. Eine Erfahrung, die der mittlerweile in New York lebende Musiker auf seinem vierten, im August erschienenen Blood-Orange-Album „Negro Swan“ in einem betörenden R’n’B-Funk-Soul-Mix verarbeitet hat, der bei allem Geschichtsbewusstsein doch hoch modern klingt.

Großer Gefühlsgroove

In seiner rund 80-minütigen Show gibt es immer wieder Momente, die Erinnerungen an Großmeister wie Michael Jackson, Stevie Wonder oder Prince wachrufen. Auch mit dem solo am Flügel aufgeführten Nina-Simone-Cover „Nobody’s Fault But Mine“ stellt er sich selbstbewusst in eine große Tradition. Seine Musik steht dafür. So ist etwa „Charcoal Baby“, bei dem er während der Zeilen „No one wants to be the odd one out at times/ No one wants to be the negro swan“ an der Bühnenkante entlangtanzt, ein absolut großartiger Gefühlsgroover – so könnte sich Marvin Gaye heute anhören.

Hynes, der die meiste Zeit auch Gitarre spielt, wird von einer vierköpfigen Band unterstützt, die einen nah am Album orientierten Sound erzeugt. Hinzu kommen Eva Tolkien und Ian Isiah, die auf hinreißende Weise mit ihm singen, und manchmal sogar die Führung übernehmen dürfen. Mit „Smoke“ gehört ihnen auch der letzte Song des Sets. Devonté Hynes spielt im Hintergrund Akustikgitarre, während das Duo in Gospelhöhen abhebt. Fantastischer Abend.

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