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David Bowie bei einem Konzert im Londoner Wembley Stadion, 1992.
© REUTERS

Angebliche Sichtungen des Sängers in Berlin: Wo David Bowie niemals war

Hat David Bowie im Café M Flaschenbier getrunken? Im Slumberland an der Theke gehockt? Oder nur im Anderen Ufer gefrühstückt? Je länger der Sänger tot ist, desto zahlreicher die posthumen Sichtungen.

David Bowie starb am 10. Januar, aber wirklich tot ist er längst noch nicht. Er lebt weiter, als Gespenst. So wie katholische oder orthodoxe Christen mitunter einer Marienerscheinung begegnen, so wird auch der fahle, dünne Sänger („Thin White Duke“) immer wieder von gläubigen Anhängern gesichtet.

Eine Gedenktafel für das Domizil

Besonders gerne in Berlin, dessen noch lange nachkriegszerschossener und asbestgrauer Westteil seine Daseinsberechtigung erst dadurch bekam, dass David Bowie und sein Freund Iggy Pop einst in ihm wohnten. Ihr Domizil befand sich in der Hauptstraße 155, wo am 22. August eine Gedenktafel enthüllt werden soll. Nach dem Tod des Popstars hatten Fans wochenlang getrauert und dort Blumen, Geschenke und Briefe abgelegt. Denn wo immer zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, da ist Bowie mitten unter ihnen.

Zum Beispiel im Café M in der Schöneberger Goltzstraße, nur einen halben Kilometer von der Wohnung des Musikers entfernt. Früher hieß es Mitropa, bis die gleichnamige DDR-Bewirtungsfirma dagegen klagte. „Es behauptet noch heute eine Art störrische Suffkopp-Düsternis“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ in einer großen Berlin-Reportage über das neon-kalte, immer noch New-Wave-artig ausgestattete Lokal. „David Bowie saß hier, Blixa Bargeld sowieso.“ Was mag Bowie getrunken haben, Schwarztee, Sekt auf Eis, Flensburger Flaschenbier oder Charlottenburger Pilsner? Hat er dort überhaupt gesessen und getrunken?

Bowie wollte ein Phantom sein

Sofort wurde bei Facebook Einspruch erhoben. Immer hätten im Café M alle auf David Bowie gewartet. „Und alle, alle kamen sie vorbei. Nur einer kam nicht: Bowie.“ Der Sänger wollte ein Rätsel sein, ein Phantom, aber kein Erlöser. Als gesichert gilt hingegen, dass Bowie die schwule Bar „Anderes Ufer“ frequentiert hat. Sie bot sich für eine erste Mahlzeit oder einen letzten Drink an, weil sie bequemerweise gleich neben seinem Haus lag.

Auch im „Slumberland“ am Winterfeldtplatz wurde er gesichtet. Die Schriftstellerin Ursula März lässt eine Heldin ihres Buches „Für eine Nacht oder fürs ganze Leben“ ewig davon schwärmen, dass sie dort einmal einen Hocker mit Bowie geteilt habe, „Pobacke an Pobacke“ in den frühen Morgenstunden.

David Bowie verließ Berlin 1978, das Café M wurde erst 1979 eröffnet. Gast kann er dort nicht gewesen sein, und wenn Gäste trotzdem Abend für Abend auf ihn warteten, muss das eine seltsam morbide Untergangsgesellschaft gewesen sein. Ein Gespenst ging um im Mitropa.

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