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Mann mit VR-Brille, Frankfurter Buchmesse 2019.
© Boris Roessler/dpa

Literatur, Musik, Games: Wird die Frankfurter Buchmesse in Zukunft ein Kreativfestival?

Die FAZ berichtete von seltsamen Plänen, die die Buchmesse dementierte. Doch man suche den Austausch mit anderen Branchen. Die Kolumne Literaturbetrieb.

Gerrit Bartels schreibt an dieser Stelle regelmäßig über den Literaturbetrieb. Nächste Woche:  Gregor Dotzauer über Zeitschriften und Websites.

Wer in den vergangenen Jahren die Frankfurter Buchmesse besucht hat und durch die Gänge gerade der Hallen 3 und 4 geschlendert ist, konnte dort ein buntes, geschäftiges Treiben beobachten. Die sich selbst feiernde Buchbranche halt, die Verlage, deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Medien, die Stars der Literatur, andere Prominente, die Bücher schreiben.

Dass die Buchmesse ein Unternehmen ist, sie Umsätze generiert, hohe am besten, Gewinne, Verluste, sie Jahr für Jahr ihre Relevanz unter Beweis stellen, insbesondere auf den veränderten Medienkonsum und ein verändertes Leseverhalten reagieren muss, gerät beim durchschnittlichen Messebesuch aus dem Blick.

Insofern ist das lange Zögern der Leipziger Buchmesse zu verstehen, wegen der Coronakrise ihren Auftrieb abzusagen – und natürlich auch der unbedingte Wille der Frankfurter Buchmesse, im Zug der allgemeinen Lockerungen im Oktober doch eine mehrtägige Veranstaltung auszurichten, eine Rumpfmesse, wie es aussieht, eine Buchmesse light.

Finanziell wäre der Ausfall vermutlich eine Katastrophe gewesen, und auch die nun stattfindende Messe ist ökonomisch sicher problematisch. Dazu passen die seltsamen Pläne, von denen die „FAZ“ vergangenes Wochenende berichtet hatte, die Buchmesse 2021 mit der Musikmesse und einer Spielmesse zu einem sogenannten Kreativfestival zusammenzulegen.

Die Situation in Frankfurt ist prekär

Es gab zwar schnell ein Dementi von der Frankfurter Buchmesse, die in einer Mitteilung auf ihre Eigenständigkeit, ihre Größe und Wichtigkeit verwies; die aber eben „Konferenzformate“ nicht ausschließen will, Formate, „die den Austausch mit den benachbarten Kreativbranchen fördern“.

Zumal wegen des stetigen Innovationsdrucks, unter dem die Buchmesse steht, es diese Konferenzformate ja schon gibt. Aber eine Buchmesse, auf die auch die Besucher und Besucherinnen einer Game Convention und einer Musikmesse strömen? Etwas komisch, müsste die Buchmesse aber aushalten können.

Trotzdem: Die Situation in Frankfurt scheint prekär, unübersichtlich zu sein, und die Messe im Oktober ohne die großen Publikumsverlage, ohne das Gastland, ohne großen Medien- und Publikumsrummel trägt nicht gerade zu Profilverschärfungen bei.

Wie sie überhaupt genau stattfindet, ist übrigens immer noch unklar, da täuschen auch Mitteilungen wie „Strahlend im Mittelpunkt der Frankfurter Buchmesse: Bookfest digital feiert den Literaturherbst 2020“ oder „Frankfurter Buchmesse Publishers’ Tour Cannes 2020 trifft sich beim Marché du Film Online“ nicht drüber hinweg.

Einen Trost wenigstens gibt es: Das Gemalte Haus in Sachsenhausen hat wieder geöffnet. Mit ein paar Gespritzten im Gefräs sieht die gegenwärtige Buchmessenwelt doch gleich wieder etwas rosiger aus.

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